12/12  Amok gegen Äpfel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:21

An Apple a Day keeps the Doctor away. Das englische Sprichwort hat zeitlose Gültigkeit. Äpfel sind gesund, wir sollten mehr davon essen, mit Stumpf und Stiel. Es ist daher erfreulich, dass sich der St.Galler CVP-Nationalrat Christian Lohr für ein eidgenössisches Schulobst-Programm stark macht, wie 2ominuten heute berichtet hat. 42 Parlamentarier, quer durch alle Fraktionen, haben den Antrat mit unterzeichnet, er dürfte im Plenum auf eine positive Resonanz stossen.

Nur ein Vertreter unserer völkischen Rechtsaussen-Partei ruft – laut Zeitung, die ihn befragt hat – Zeter und Mordio aus: Jeder Franken für die Katz, der Staat soll seine Bürger nicht bevormunden und ihnen nicht vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben, was die Kinder essen und was nicht sei einzig Sache und Verantwortung der Eltern!

Wie ernst es diesen mit ihrer Verantwortung ist, das zeigt die Tatsache, dass laut einer Untersuchung mehr als ein Drittel aller Kinder am Morgen ohne Frühstück zur Schule gehen und unterwegs auf nüchternen Magen ein Red Bull schlürfen und später ein Schoggigipfeli verdrücken. Und dann wundern wir uns, dass jedes fünfte von ihnen zu dick ist.

Zudem schreibt niemand den Kids vor, was sie zu essen haben: die Apfel-Abgabe ist gratis, der Verzehr beruht auf Freiwilligkeit… ein „Angebot“ ist allemal sympathischer und einladender als ein Verbot, etwa von Süssigkeiten auf dem Schulareal. In der EU hat sich ein Schulobst-Programm seit 6 Jahren bewährt, so sehr, dass es inzwischen aufgestockt werden musste. Aber vielleicht ist dieser Hinweis für die Abschottungs-Ideologen gerade der Grund für die reflexartige Abwehr: lieber lassen wir zu, dass unsere Jugend auf Früchte verzichtet und sich ungesund ernährt, als dass wir eine gute Idee von Europa übernehmen…

Wenn bornierte Dummheit zum Programm wird, bleibt nur noch die Hoffnung auf den gesunden Menschenverstand der Mehrheit.