23/1  Dschungel-Food

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:55

Nun quälen sie sich wieder. Seit einer Woche lässt uns RTL in einer weiteren Staffel teilhaben an Lust und Leid der freiwilligen Dschungel-Bewohner, die sich mannigfalitgen Torturen aussetzen, meist in Form von Insekten in Mengen biblischen Ausmasses… Ein Teil der strapaziösen Prüfungen besteht jeweils im Verzehr von allerlei unappetitlichem Getier, das da kreucht und krabbelt und das heruntergeschluckt sein will, wenn der Preis lockt.

Mit stillem Schaudern schaut der Mensch vom Sofa aus zu und stellt sich die heimliche Frage: was wäre, wenn ich nun selber dort im australischen Busch steckte, ausgestellt vor einem Millionenpublikum, und die Aufgabe hätte, in dieses knackige Gewürm zu beissen? Und wir dürfen heilfroh sein, dass dem zu unserem Glück nicht so ist.

Das Verspeisen von Insekten hat allerdings einen weit bedeutungsvolleren Hintergrund. Bis vor kurzer Zeit war es hierzulande noch ein ausschliessliches Grusel-Thema für Freak-Shows, eine Mutprobe für wagehalsige Vorkoster… aber überlagert von der Botschaft, dass „eigentlich“ die Insekten die weit besseren Protein-Lieferanten wären als etwa das Rinds-Steak und der Schweinebraten.

Zwei Milliarden Menschen weltweit ernähren sich heute schon von Insekten. Aber auf dem abendländischen Speisezettel sind sie noch nicht angekommen. Ihr eigentliches Potenzial – so meint man zu wissen – liegt nicht darin, dass wir sie ausnahmsweise und mit gesträubtem Nackenhaar bei besonderen Gelegenheiten als exotische Spezialität zu uns nehmen… sondern um den Ekel-Faktor zu vermeiden müssen Wege und Möglichkeiten gefunden weden, das Insekten-Eiweiss in unsere täglichen Lebensmittel zu schmuggeln. Verschiedene Anbieter sind zurzeit dabei, nach solchen Lösungen zu suchen: Mehlwürmer werden zu Teigwaren, Grillenpulver wird ins Brot eingearbeitet… der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wie diese Produzenten anlässlich einer Food-Messe eindrücklich demonstrierten.