29/6  Traumland

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:42

In meinen Träumen kann ich unbeschwert wandern. Weite Strecken, bergauf und bergab. Nichts behindert mich, keine Atemnot, kein Herzrasen ubnd keine Gelenkschmerzen. Es ist, als flöge ich mit grossen Schritten über Auen und Matten, durch verwinkelte Gassen, aber auch Bergpfade zum Gipfel empor oder durch verwegene Schluchten. Die Natur mit all ihren Landschaften ist mir untertan.

Und es kommt tatsächlikch vor, dass ich den Traum mit der Realität verwechsle, dass ich mich träumend frage, ob ich dies alles wirklich erlebe, dass ich ins Grübeln gerate, wie in aller Welt es mir gelungen sei, meine körperliche Schwere abzuschütteln und all meine Beeinträchtigungen zu kurieren. Um dies herauszufinden beschliesse ich im Traum, sofort aufzuwachen und zu kontrollieren, woran ich sei mit meiner beweglichen Leichtigkeit.

Beträchtlich ist dann jeweils die Ernüchterung, gepaart mit Enttäuschung, wenn ich, auf dem Bettrand sitzend, wieder die volle Last der Erdanziehung spüre, die mich mit Bleiklammern nach unten zieht und die sich mir entgegenstellt, wenn ich aufstehen will. Als würden meine Füsse von mächtigen Magneten am Boden festgehalten, muss ich mich mühsam am Kleiderständer und an der Türfalle abstützen, um einen Fuss vor den andern setzen zu können, vorsichtig, damit ich nicht über den Teppichrand stolpere und zu Fall komme. Bisher habe ich Glück gehabt.

Aber mit der geträumten Schwerelosigkeit ist es vorbei und ich weiss, es gelten nach wie vor die physikalischen Grundgesetze. Die Zusatzlast, die ich mit mir schleppe, drückt erbarmungslos nach unten und lässt jeden Schritt zur schmerzhaften Prüfung werden.

Ist dies nun der Zustand, mit dem ich mich abzufinden habe? Oder komme ich in diesem Leben noch einmal dazu, „erleichtert“ meiner Wege zu gehen? Die Frage ist offen. Ich bin vorsichtig bezüglich einer Prognose.