6/7  Die richtige Wahl

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:14

Ein Aufschrei geht durchs Land. Die Medien berichten über aufgebrachte Eltern, die nicht hinnehmen wollen, dass sich Lehrpersonen kritisch mit dem Pausenfood auseinandersetzen, den sie ihrer Brut mit in die Schule geben. Und die pauschalen Hass-Reaktionen gegen die Lehrerschaft in den Kommentar-Spalten lassen den Schluss zu, Toni Brunner müsse als nächstes eine Fatwa für ein totales Verweigerungs- und Boykott-Moratorium herausgeben gegen sämtliche Gesundheitsempfehlungn, die je noch geplant sein könnten…

Dabei ist es eh schon schwierig genug, die „richtige Wahl“ zu treffen. Die Hitzewelle vom Weekend hat mich vor den Fernseher aufs kühle Sofa getrieben und ich habe mir während einiger Zeit die Mühe genommen, in der TV-Werbung die Spots nach zwei Kategorien zu sortieren: FOOD und N ON-FOOD. Und das Resultat meiner empirischen Amateurforschung des Sonntagnachmittags hat mich selber überrascht: Praktisch jeder zweite TV-Spot handelt vom Essen und Trinken! Und kein einziges Lebensmittel ist dabei, das unter ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten als „gesund“ zu taxieren wäre.

Einige sind darunter, denen der Hersteller ein spezielles Bekömmlichkeits-Attest angedichtet hat: die unsäglichen „Lachgummis“, die aus reinem Zucker und Gelatine bestehen und die Vitamine enthalten sollen (die der Organismus in dieser Dosierung gar nicht braucht…), oder der neue Emmi-Joghurt, der mit Protein angereichert ist und daher einen besonderen Sättigungseffekt haben soll, und dann all die Angebote für den „kleinen Hunger zwischendurch“: ärgerliche Verführung zum Überessen, die uns rund um die Uhr an Augen und Ohren geklatscht wird.

Wie lästig diese Segnungen der freien Marktwirtschaft letztlich sind, wird einem ins Bewusstsein gerückt, wenn man selber wieder einmal den Versuch unternimmt, durch den gezielten Verzicht auf „unnötige“ Kalorien aktiv etwas zur persönlichen Gewichtskontrolle beizutragen. Es gab einmal eine internationale Konvention von Ottawa, in welcher ein einfacher Leitsatz formuliert wurde, was die Gesundhedits-Prävention betrifft: Make the healthy choice the easy choice! (Zu deutsch: die gesunde Wahl soll die leichte Wahl sein.)

Dem ist bei uns noch lange nicht so. Die „leichteste“ Wahl sei die ungesündeste, wird uns eingehämmert. Und dann wundert man sich, dass die Menschheit immer dicker wird…