15/7  Kampf um Kinder

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 13:58

Schon früh verfestigt sich ein gewisses Essverhalten. Die Lebensmittelindustrie hat deshalb ein Interesse, junge und jüngste Konsumenten so früh wie möglich an bestimmte Marken zu binden. Dies geschieht mit ansehnlichem Erfolg durch die Verbindung eines Produktes mit einer populären Comic-Figur.

Darum war es lange Zeit eines der Ziele der Konsumentenschützer, auf ein gesetzliches Verbot dieser Verbindung zwischen Essen und Comic-Figuren zu drängen – allerdings ohne Erfolg, denn alle entsprechenden Demarchen in verschiedenen Ländern wurden abgeblockt.

Nun wird der Spiess umgedreht: eine Forschergruppe hat das Verhalten von Kindern analysiert und kommt zum Schluss, man könnte die positive Identifikation mit bestimmten Cartoon-Lieblingen auch für „gesunde“ Lebensmittel nutzen.

Knapp 200 Jugendliche zwischen 8 und 13 Jahren wurden mit drei verschiedenen Food-Packungen konfrontiert. Alle drei enthielten eine identische Flocken-Joghurt-Müsli-Mischung. Unterschiedlich war die Verpackung: die eine zeigte eine attraktive Comic-Figur, die zweite war optisch neutral und die dritte enthielt zusätzliche Nährwert-Angaben.

Beim ersten Test ging es darum, wie kräftig die Kinder eine Packung in den Fingern behielten, wenn man sie ihnen wegnehmen wollte… Beim zweiten Test wurde nach dem Geschmackserlebnis gefragt. In beiden Runden gab es ein eineutiges Resultat: „Sieger“ war die Packung mit der Comic-Figur!

Daraus zogen die Psychologen den Schluss, dass er wohl sinnvoll wäre, diesen Mechanismus auszunützen, um „gesundheitsförderliche“ Produkte an die kleinen Kunden zu bringen, um sie so an weniger Fett und weniger Zucker zu gewöhnen… Eine nachvollziehbare Idee, die durchaus positiv zu werten wäre, wenn es da bloss nicht die leidige Markt-Wirklichkeit gäbe, nach der die ungesunden Zutaten leider nach wie vor die günstigsten sind!