19/10  Glückliches Brot

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:41

Wahrscheinlich habe ich hier schon einmal darüber berichtet. Wie früher, in meiner Kindheit, auf dem Bauernhof Brot gebacken wurde. Einmal im Monat war Backtag. Am Vorabend wurde der Teig in einem riesigen Holztrog angesetzt, daraus formte Tante Ella dann am frühen Morgen 32 Laibe von rund drei Kilo Gewicht, für jeden Tag des Folgemonats einen. Die Brote wurden im vorgeheizten Kachelofen ausgebacken und anschliessend, in Tücher gehüllt, auf einem Gestell an der Wand neben der Kellertreppe auf einem besonderen Regal gestapelt. Und am Ende des Monats schmeckte das Brot noch immer wie am Anfang. Vielleicht war es ein wenig härter, musste besser gekaut oder in die Kaffeetasse eingebrockt werden.

Die Erinnerung an diese Backtage wurde wach gerufen, als ich heute in der abendlichen Gratiszeitung einen aktuellen Bericht las: die Migros, hiess es da, tüftele an einem neuen Brot mit der Bezeichnung Happy bread. Dieses spezielle Brot habe die besondere Eigenschaft, dass es – sage und schreibe! – ganze 5 (in Worten: fünf)  Tage lang „frisch“ bleibe, und zwar ohne künstliche Zusatzstoffe. Dazu trage auch bei, dass dieses neue Glücksbrot in einem speziell beschichteten Beutel verkauft wird, der verhindert, dass es vorzeitig austrocknet.

Fünf Tage frisch! Geht es noch? Was soll denn da Besonderes dran sein? Klar: man ist sich ja gewohnt, dass das Brot aus dem Grossverteiler spätestens 48 Stunden nach dem Kauf splittersteinhart geworden ist und in tausend Stücke zerspringt, wenn man es zu schneiden versucht. Vielleicht wächst eine neue Generation von Lebensmittel-Ingenieuren heran, der es gelingen wird, das Alltagsbrot für jedermann so zu produzieren, dass es frisch bleibt, wie man es von früher kennt. Das wäre ein Grund für wahre Glücksgefühle.