9/8  Interview

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:36

Heute in der Frühe bin ich ins Welschland gefahren. Aufgeboten zu einem Interview mit einer Zeitung in der Romandie. Sie wollen die Arbeit der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS in der französischsprachigen Schweiz besser bekannt machen.

Unsere Organisation war ja von Anfang an als nationale Institution geplant, hatte während Jahren ihre Publikationen auch in Französisch herausgegeben, hatte eine zweisprachige Website betrieben… bis wir in einen finanziellen Engpass gerutscht sind, der es uns nicht mehr erlaubte, gewisse Elemente unserer Aktivitäten „im Doppel“ zu finanzieren.

Das soll sich jetzt ändern, mit einem neuen Effort wollen wir unsere Reichweite ausdehnen und die Suisse Romande wieder erschliessen. Dazu bildete dieses Medien-Gespräch einen willkommenen Auftakt.

Bei der Rekapitulation der nun bald zwanzigjährigen Geschichte unserer Stiftung wurde mir wieder einmal bewusst, mit welchen Widerständen wir in den Anfangsjahren zu kämpfen hatten und wie wir mit neuen Ideen und bescheidenen Mitteln eine Aufbau-Arbeit leisten konnten, deren Grundlagen noch heute solide und tragfähig sind.

Dabei zeigte sich auch in einer fast geschichtlichen Perspektive, wie sich die Wahrnehmung des Phänomens „Adipositas“ in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten verändert hat. Die Thematik ist omnipräsent, das Wissen um die Hintergründe hat sich massiv verbessert – aber geblieben ist die Ratlosigkeit, wie dem Problem am wirksamsten zu begegnen sei. Geblieben ist das Paradox, dass trotz eines verbesserten Bewusstseins und einer geschärften Wahrnehmung, einer erweiterten und klareren Information und ausgebauten therapeutischen Angeboten die Anzahl der Betroffenen weiterhin im Steigen begriffen ist.

Geblieben ist auch, trotz aller Aufklärung und Bemühung um sachliche Information, bei Vielen das hartnäckige Vorurteil, dass „dicke“ Menschen an ihrem Zustand selber Schuld tragen, dass es lediglich eine Frage des Willens und der Selbstbeherrschung sei, sein Körpergewicht unter Kontrolle zu behalten.

Das ist – bei allem berechtigten Stolz auf das Erreichte – eine ernüchternde Erkenntnis. Aber gleichzeitig ist es ein Ansporn, jetzt nicht nachzulassen und unsere Dienste mit neuer Energie landesweit auszubauen. Dazu konnte ich heute einen ersten Schritt tun.