27/9  Gruss aus Syrakus

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:34

Die Bürgschaft. Was hatten wir doch damals gelitten beim Auswendiglernen der klassischen Balladen, hatten sie mit geschlossenen Augen heruntergerattert, dankbar für Versmass und Rhythmus, auch wenn wir dem Deutschlehrer bei seinen weitschweifigen Exegesen nicht immer zu folgen vermochten.

Sie war und ist das Hohelied der selbstlosen Beziehung, die bereit ist, für den Freund das eigene Leben zu opfern, gegen jeden Widerstand der Welt. Gipfelnd in dem fast dreisten Ansinnen des Tyrannen, nach dessen Leben der eine der Freunde getrachtet hatte, ebenfalls so ein treuer Freund zu werden: Ich sei – gewährt mir die Bitte – in eurem Bunde der Dritte!

Ob die Bitte auch tatsächlich gewährt wurde, ob und wie lange der Dreierbund danach Bestand hatte, ob die Kluft zwischen dem verhassten Tyrannen und dem abgefangenen Attentäter sich einfach so überwinden liess, darüber schweigt sich Friedrich Schiller wohlweislich aus und überlässt es dem Optimisten wie dem Pessimisten, seine eigene Version der Geschichte zu Ende zu denken.

Wie ich ausgerechnet auf die Bürgschaft komme? – Ein Artikel im heutigen Tages-Anzeiger berichtet über eine Umfrage und verschiedene wissenschaftoliche Studien zu Phänomenen, die mit Freundschaft verbunden sind. Ein Themenkreis betrifft die Gesundheit:

Menschen, die Freunde haben, sind gesünder als Einzelgänger. Sie erholen sich schneller von Krankheiten, sie haben ein deutlich geringeres Risiko, an Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Hirnschlag zu erkranken – oder an Adipositas. Und sie sterben weniger früh als ihre Vergleichsprobanden, die ohne Freunde auskommen…

Im Freundeskreis erhalte man positive Impulse, was die Gestaltung des Lebensstils angeht, sagt die Studie, bis hin zur Ausschüttung des „Kuschelhormons“ Oxytocin, die beim freundschaftlichen Zusammensein das Gehirn beglückt. Diese Botschaft nimmt man natürlich gerne zur Kenntnis. Ich hatte bis jetzt eher das Gegenteil vermutet; dass man „unter Freunden“ auch auf die schiefe Bahn geraten kann, dass der Gruppendruck dazu verleitet, Dinge zu tun – und in unserem Fall: zu essen – , die man von sich aus unterlassen hätte.

Nun gut, kann man sagen, das waren dann halt die falschen Freunde, die unsere Freundschaft missbrauchten um uns Schaden zuzufügen. Und der heilsbringende Effekt bleibt den „wahren“ Freunden vorbehalten. Dann macht es ja Sinn, dass ich jetzt Freund Rolf zur gemeinsamen Aquafit-Stunde abhole und dann mit ihm ein lecker-leichtes Gemüseplättli verspeisen gehe.