5/12  Immer noch: Selber schuld!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:08

Traurige Erkenntnis. Nach einer aktuellen Studie sind drei Viertel der amerikansichen Bevölkerung – wo die Anzahl der übergewichtigen und adipösen Menchen weltweit eine der höchsten ist – der Überzeugung, dass es den Dicken in erster Linie an der Willenskraft fehle, dass sie ihr Essverhalten nicht im Griff haben.

Ein ähnlicher Wert hat sich unlängst auch bei uns ergeben, als eine Studentin, die ihre Abschluss-Arbeit dem Thema Adipositas widmet, einen einfachen Fragebogen online stellte. Über Social Media rief sie zur Beantwortung auf und innert kürzester Zeit kam das erwartete Feedback herein: auch hier das gleiche Bild, über 70 Prozent der Antwortenden hatten bei der Frage, was die Ursache für Übergewicht und Adipositas sei, das Kästchen mit der Aussage angekreuzt: „Die Leute sind selber schuld, sie sollten einfach weniger essen.“ – Bloss 20 Prozent meinten: „Es ist eine Krankheit und sollte behandelt werden.“ Der Rest hüllte sich in „Nichtwissen“…

Dieser Befund zeigt, wie weit wir auch nach bald zwanzig Jahren trotz Aufklärungsarbeit durch mündliche und schrifltiche Informationen (erst?) gekommen sind, und dass wir noch weit entfernt sind von einer einigermassen tragfähigen Solidarität mit Menschen, die nachweislich an einer Krankheit leiden, die sie so in Bann schlägt, dass sie ohne fachliche Hilfe und Unterstützung kaum davon loskommen. Denn Übergewicht und Adipositas sind – einmal eingetreten – ein chronisches Leiden, gegen welches das ganze Leben lang angekämpft werden muss.

Darum gilt es den Anfänge zu wehren, im frühkindlichen Alter, wo die Verantwortung bei den Erziehenden liegt. Und bei einer Umwelt, die verhindern müsste, dass sich die grossen Verführer per Werbung und Marketing in der jugendlichen Wahrnehmung zum Schaden der Kinder festsetzen können.