9/1  Trends in Sicht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:46

Es ist mehr als Wahrsagerei. Wenn es darum geht, Trends vorauszusagen, die im kommenden Jahr die öffentliche Diskussion und das Handeln prägen, dann basieren diese Hinweise meist auf Fakten und Erkenntnissen, die interpoliert und ausgedeutet werden können. Mit Sterndeuterei und Kaffeesatzlesen hat das nichts zu tun. Darum sind die sieben wichtigsten Trends, welche von der europäischen Ernährungsplattform FoodNavigator für 2017 herausgearbeitet wurden, an sich nicht spektakulär und überraschend, aber sie zeigen eine grundsätzlich positive Entwicklung auf:

Im Kommen sind demnach „Ethical Lbels“, also  neue Markenbezeichnungen für Produkte, die als wertvoll eingestuft werden: Bio, FairTrade, Vegan, Natürlich, Pur, ohne Zusatzstoffe…). Offenbar besteht dafür eine wachsende Nachfrage, parallel zum weiterhin wachsenden Widerstand gegen genveränderte Lebensmittel und gegen Agrochemikalien wie Glyphosat.

Ebenfalls wachsen wird der Markt mit Protein, das nicht mehr von Tieren stammt (die Insekten sind da für Europa erst ein Nischen-Angebot) sondern aus Pflanzen (Bohnen) gewonnen wird. Immer mehr Menschen versuchen, ihren Fleischkonsum einzuschränken, aus Rücksicht auf die Umwelt (Klima), aber auch im Blick auf die Problematik der Massentierhaltung. Ein Problem wird dabei sein, wie man diese neuen Eiweiss-Produkte benennen soll, da zeichnet sich noch keine Lösung ab.

Immer wichtiger wird auch 2017 der Wunsch, „lokal“ zu denken und auch lokal („aus der Region – für die Region“) zu essen, sofern dieser Claim nicht zu einem reinen Marketing-Instrument verkommt und in der Praxis mit allerlei Tricks ausgehebelt wird. In manchen Ländern wird eine entsprechende Gesetzgebung vorbereitet, das „Swissness“-Gebot, das bei uns seit Anfang Jahr in Kraft ist, zeigt für die Lebensmittelbranche in die gleiche Richtung.

Dem Wasser wird wieder vermehrt Beachtung geschenkt. Als Ressource ist es unverzichtbar. Mit Sorge verfolgen die interessierten Kreise etwa das Vorgehen von Nestlé, welches die Wasserquellen ganzer Landstriche aufkauft, um sie zu kommerzielisieren, wodurch die Einwohner dieser Regionen von einem freien Zugang zum Trinkwasser abgeschnitten werden. Diesem Trend gilt es entschlossen entgegenzuwirken.

Mit dem Slogan „low sugar“ wird im kommenden Jahr darauf hingewirkt, dass der Zuckerkonsum insgesamt gesenkt werden kann. Im Vordergrund steht der Zucker in den Süssgetränken, auf ihn zielen die zahlreichen Vorlagen zur Einführung einer Zucker-Steuer in erster Linie. Aber auch viele Süssigkeiten-Hersteller gehen bei ihren Rezepten über die Bücher; dieser Trend wird nachhaltige Auswirkungen haben, wenn er auch politisch unterstützt wird.

Auch das Palmöl steht auf der Trend-Liste: ein in höchstem Masse kontroverses Produkt, einerseits aus der industriellen Lebensmittel-Verarbeitung nicht mehr wegzudenken, anderseits mit fatalen Auswirkungen auf die Umwelt und ganze Öko-Systeme in den Herstellungsländern. Hier ist in grossem Stil ein Umdenken gefordert, um dieses Oel salonfähig zu machen.

Der letzte Trend heisst schlicht und einfach „clean“: sauber, natürlich, transparent für die ganze Produktionslinie, in Erfüllung der Forderung, nur noch Dinge zu verzehren, die man kennt und von denen man weiss, wie sie hergestellt wurden.

Wir haben es in der Hand, diesen Trends in den kommenden Monaten zum Durchbruch zu verhelfen.