6/2  Selber süss

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:47

Not macht erfinderisch. So auch im Süsswarenhandel. Wenn der Absatz stagniert (was ja ein gutes Zeichen wäre), muss sich die Industrie nach neuen Märkten umsehen. Und sich dabei Dinge ausdenken, die kein Mensch wirklich braucht – und die vielleicht gerade deshalb auf Interesse stossen.

Das scheint mir der Fall zu sein bei den Zucker-Selfies, die neuerdings unter das Volk gebracht werden sollen.

Die Firma Magic Candy Factory hat einen 3D-Printer entwickeln lassen, der aus Zucker dreidimensionale Proträt-Bilder (vorzugsweise Selfies) herstellt. Auswählen kann man aus 8 verschiedenen Aromen und Farben. Man kann sein Selfie selber schiessen oder es in einer Fotobox vor Ort fertigen lassen. Der Spass dauert 5 Minuten, kostet 10 Dollar und man kann dabei zusehen, wie die Maschine mit flüssigem Zuckersaft das eigene Bildnis auf einen Karton ausdruckt.

Welch eine Sensation! Die Geschichte erinnert mich an die Stanz-Automaten in unserer Jugendzeit, die an exponierten Ausflugszielen aufgestellt waren, wo man gegen Einwurf einer Münze ein kleines metallenes Schild prägen konnte, mit seinem Namen drauf, oder eine Art Gedenkmünze aus Blech, mit Name, Ort und Datum, zur späteren Erinnerung an ein gemeinsames Erlebnis, als man die Welt noch selber am Ort des Geschehens er-leben musste.

Die Candy-Selfie-Printer sollen vor allem in Erlebnis- und Event-Parks zu Einsatz kommen und die Tatsache, dass man bei deren Entstehung zuschauen kann, soll eine attraktive Alternative darstellen zur immer populäreren Online-Bestellung der gängigen Konsumgüter…

Eines ist mir nicht ganz klar: wenn das Porträt-Bild in groben Konturen per Zuckerpaste als Relief auf seinen Untergrund gedruckt ist – was macht man dann damit? Soll man es davon ablecken? Kann man es ablösen und knabbern oder lutschen? Hängt man es an die Wand? (Weil es in der Schublade ja wohl irgendwo ankleben würde?) Wie verschickt man es per Post, ohne das es zerbricht?

Einen Vorteil hat die Sache vielleicht: weil es so unbequem ist, dieses Zucker-Bild zu verspeisen, bleiben viele davon vielleicht unbeleckt und intakt erhalten… So entsteht eine echte Win-Win-Situation: die Candy-Leute haben den Verdienst und die Konsumenten ersparen sich den erhöhten Zucker-Konsum. Super!