13/2  Unausrottbar: Magenband

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:47

Es ist nur eine Randbemerkung. Aber sie zeigt, wie hartnäckig sich gewisse Meinungen im Bewusstsein halten können. Da hat sich im Bereich der Adipositas-Chirurgie in den letzten Jahren ein markanter Wechsel vollzogen. Vor zwei Jahrzehnten war das „verstellbare schwedische Magenband“ quasi der operative Standard für chirurgische Eingriffe zur Gewichtsreduktion. Den Magen-Bypass kannte man zwar schon, aber der war in der Regel den „schwereren Fällen“ vorbehalten oder kam dann zur Anwendung, wenn das Magenband nicht gnügend Wirkung zeigte…

Dann kam es beim Magenband zu häufigeren Komplikationen nach Langzeitgebrauch, es zeigten sich Unverträglichkeiten und mit dem „Schlauchmagen“ kam eine „einfachere“ OP-Variante zum Einsatz. Schon seit längerer Zeit sind in der Schweiz der Bypass und der Schlauch die Standard-Eingriffe, das Magenband wird kaum noch bis nicht mehr eingesetzt, im Gegenteil: „alte“ Bänder müssen in vielen Fällen raus, um längerfristige Schäden zu vermeiden.

Und dennoch hält sich im kollektiven Wissen um medizinische Therapien das gute alte Magenband weiterhin als „das“ Heilmittel für Schwerstgewichte. So gesehen am Sonntagabend in der liebenswürdigen Filmkomödie „Lotto“: dort beklagt sich einer der Protagonisten, der abnehmnen möchte, dass seine Krankenkasse nicht bereit sei, die Kosten für das Magenband zu übernehmen, obwohl er dreissig Jahre lang seine Beiträge immer brav einbezahlt  habe…

Als sich die Hoffnung zerschlägt, den ersehnten Eingriff aus einem Lottogewinn finanzieren zu können, läuft der Mann (der mit seinem Ranzen die Kriterien für die Kostenübernahme längst erfüllt hätte) ein paar Mal joggend um die Häuser und siehe da: schon fühlt er sich schlanker… Es ist eine diskrete Kritik am Drehbuch, nachvollziehbar nur bei vorhandener Fachkenntnis, aber der Fall illustriert die Beharrlichkeit, mit welcher sich gewisse Annahmen und Meinungen in unserem Bewusstsein festsetzen.

Aufklärung tut not. Schon werden spezielle OP-Typen entwickelt, um mit der Chirurgie gegen Diabetes Typ 2 vorzugehen und so die teuren Folgekosten einer Langzeitbehandlung abzuwenden: die Technik verbessert sich weiter, der Fortschritt der Medizin ist nicht aufzuhalten.