24/2  Gorilla-Guerilla

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:21

Über Nacht hatten sie zugeschlagn. Plakate und Slogans überklebt. Die Betrachter aufgefordert, Hanhenwasser zu trinken anstatt CocaCola. Ein sogenanntes „Guerilla-Marketing“, wie es alternative Organisationen möglichst originell und unerwartet tun, wenn ihnen die Mittel fehlen, um im harten Kampf um die Aufmerksamkeit des Publikums zu Punkten. Hart an der Grenze der Legalität, diese oft ritzend und spielerisch überschreitend.

Es war „Gorilla“ auf den Spuren der Guerilla-Untergrundkämpfer: die populäre Marke des „Schtifti“-Vereins, der sich dafür einsetzt, dass unsere Kids sich mehr bewegen und gesünder leben. Dazu gehört auch der Verzicht auf gesüsste Brauselimonaden, von RedBull bis zum allgegenwärtigen Coci, aber auch auf Säfte und Smoothies, die allesamt reine Zuckerbomben sind, auch wenn sie das Etikett „natürlich“, „frisch“ und „gesund“ umgehängt bekommen.

In verschiedenen Städten hatten Aktivisten der Gorilla-Bewegung die Plakate mit den Stars überklebt, die als Idole der Jugend den Konsum von Süssgetränken anpreisen sollten. Kein Wunder, zeigten sich die Limonade-Hersteller nicht erfreut über diese Zweckentfremdung ihrer eigenen Werbung. Sie lasse Fairplay vermissen. Aber darum geht es ja gerade in einer solchen Guerilla-Aktion: dass mit List aus dem Hinterhalt für Aufmerksamkeit gesorgt wird, ohne dass die Regeln der Korrektness eingehalten werden (müssen).

Klar ist das Vorgehen nicht „rechtens“. Da werden Plakate und Werbeflächen zweckentfremdet, umfunktioniert, wird Werbe-Wert vernichtet, der eine andere Botschaft hätte transportieren sollen… aber gleichzeitig wird Aufmerksamkeit geschaffen, kaum ein Medium, das nicht über den Vorgang in der einen oder anderen Form berichtet hätte, wodurch auch die ursprüngliche Getränkewerbung ins Blickfeld des Interesses geriet. Und in den Kommentaren zum Vorgang halten sich Zustimmung und Ablehnung die Waage. Was will ein Anbieter mehr?