8/8  Alles Saft – oder was?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:29

Die Alten waren ausgebüxt. Fort aus der luxuriösen Residenz, um eine eigene Alters-WG zu gründen. Eine der Hauptursachen für diese Flucht war die überaus tüchtige, resolute Heimleiterin, die eine neue Köchin engagiert hatte, die wiederum ihr ganzes Können darauf verwendete, die „alten Leutchen“ zu verwöhnen, indem sie ämtliche Speisen, die auf den Tisch kamen, fein säuberlich pürierte, um dann aus der Pampe wieder Strukturen zu formen, die aussahen wie der ursprüngliche Rohstoff… Aus zermanschtem Schweinefleisch wurden  auf den Tellern mit entsprechenden Förmchen putzig rosarote Säulein geformt…

An diese hintergründige TV-Filmkömodie musste ich heute denken, als ich über die Sache mit den Fleisch-Smolothies las: da kam doch tatsächlich ein Metzger auf die Idee, aus Gemüse und Fleisch – Poulet oder Rind – einen Smoothy-Drink herzustellen! Da muss man sich schon die Finger wund schreiben, um den Leuten klar zu machen, dass Fruchtsäfte und Smoothies zwar gut schmecken können, dass sie aber ernährungsphysiologisch weit weniger gut zu beurteilen sind als ihr Ausgangsprodukt, die Frucht und das Gemüse. Und dass sie vor allem zu viele Kalorien enthalten im Vergleich zu ihrem eingeschränkten Sättigungs-Effekt.

Und jetzt sollen also auch noch das Pouletbeinchen, das leckere Spare-Rib und das Kotelett „verflüssigt“ werden!?

Da lobe ich mir doch die Astronauten-Kost aus der Tube: sie wurde erfunden, damit die Pioniere in der Schwerelosigkeit des Alls bequem und vor allem sicher futtern konnten. Nach Jahren der Tubennahrung ist man davon wieder abgekommen und hat Spitzenköche verpflichtet, die eigens auserlesene Menüs komponierten, die dann aus speziellen Büchsen verkostet werden konnten… Und nun soll also der stressgeplagte Mensch in seiner zu kurzen Mittagspause sein Menü in ein, zwei Schlucken hinunterspülen?

Zu Recht sind die konsultierten Gastro-Fachleute skeptisch. Die Smoothy-Phase können wir getrost überspringen und darauf warten, dass jemand auf die noch genialere Idee kommt, man könnte doch ganze Mahlzeiten zu einer Pille komprimieren, die sich dann problemlos überall und jederzeit schnell schlucken liesse…