23/8  Etwas weniger Sirup

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:21

Manchmal habe ich den Eindruck, alles sei verklebt. Immer dann, wenn in der TV-Werbung diese zähe, grauslich pinkfarben-schleimige Flüssigkeit wie aus Kübeln gegossen auf Menschen und Gegenstände herunterprasselt und ich mir vorstelle, mit welchem Aufwand die beteiligten Dinge, Personen und das ganze Studio wieder gereinigt werden müssen, nur um auf die Online-Handelsplattform „Siroop“ aufmerksam zu machen.

Und heimlich frage ich mich dann, ob es sich hier wirklich um eine klebrige Zuckerbrühe handelt oder ob es bloss ein tv-technischer Fake-Sirup ist, der sich mühelos wieder aufwischen und trocknen lässt.

Aber auch sonst ist Sirup allgegenwärtig. Ich habe noch keine Menükarte gesehen, bei der nicht unter der Rubrik „für unsere Kleinen“ fein säuberlich darauf hingewiesen worden wäre, dass das Glas Sirup zum Dagobert-, Pinocchio- oder Shrek-Menü im Fall „gratis“ sei…

Wenn ich mit der Enkeltochter den alternativen Dorfladen besuche, wo es eine Spielecke für die Kleinen hat, wird sie jedesmal liebevoll vom Personal gefragt, ob sie einen Sirup wolle… zuhause bekommt sie das nie und sie ist sich gewohnt, reines Wasser zu trinken. So klein sie ist, sagt sie bestimmt: ich nehme lieber Wasser. – Bloss einmal, da wurde ihr das Sirupglas, aus reinem Gutmeinen, ohne zu fragen einfach hingestellt… und sie hat es brav getrunken. – Was braucht es, um den Anbietern klar zu machen, dass sie den Kindern mit farbigem Zuckerwasser keinen gesundheitlichen Gefallen tun?

Immerhin, die diesbezüglichen Aufklärungsbemühungen scheinen doch zumindest ein wenig Früchte zu tragen, wie eine Statistik aus USA beweist: vor acht Jahren wurden in den Restaurants zum Kindermenü in 93 Prozent der Fälle automatisch Süssgetränke und Sirups angeboten; heute, sind es noch 74 Prozent. Das unreflektierte Zucker-Angebot ist also um einen guten Fünftel zurückgegangen. Das ist ein kleiner Schritt, aber er führt in die richtige Richtung. Vernünftig wäre, wenn das Standard-Angebot aus gratis Wasser bestünde und jedes davon abweichende Getränk extra bestellt werden müsste. Die Entscheidungsfreiheit bliebe beim verantwortungsbewussten Konsumenten.