16/10  Der Fluch der guten Tat

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:51

Eigentlich ist es ja edel gemeint. Wenn der Schweizer Nahrungsmittel-Weltkonzern Nestlé sich damit rühmt, dass er vermehrt auf Gesundheit und gesunde Produkte setzen wolle, dass er in zahlreichen seiner Fabrikate den Zucker-, Fett- und Salzanteil reduziert habe und mit seinen Angeboten dazu beitrage, den Hunger auf der Welt erfolgreich zu bekämpfen.

Das hört sich hervorragend an und verdient direkt Bewunderung. Aber jede Medaille hat ihre Kehrseite, wie der Online-Nachrichtendienst „Infosperber“ berichtet: Durch aggressive Vermarktungsmethoden trägt das Nestlé-Verkaufspersonal in den Favelas von Brasilien dazu bei, dass Fertiggerichte – die ein hohes Prestige geniessen, weil sie von einem angesehenen „Schweizer“ Hersteller stammen – in Hunderttausenden Milieus konsumiiert werden, die sich eigentlich mit traditioneller einheimischer Kost ernähren würden.

Das beschert dem Konzern zwar prächtige Zuwachsraten in der Bilanz, führt aber auch zu nicht minder ansehnlichen Zuwachsraten bei der Anzahl übergewichtiger und adipöser Kinder und Erwachsener. So hat sich in den zehn letzten Jahren die Anzahl adipöser BrasilianerInnen auf 20 Prozent verdoppelt, während sich die Anzahl der Übergewichtigen im gleichen Zeitraum sogar verdreifacht hat: auf 58 Prozent!

So lobenswert die Verbesserungen der Rezepturen sind, über die am Hauptsitz nachgedacht wird, so problematisch sind offenbar die Vertreibsmethoden, die dazu führen, dass auch die „verbesserten“ Produkte – unter dem Strich – auf direktem Weg in die Adipositas-Falle führen und damit jede Bemühung der zuständigen Behörden, die Fett-Epidemie aufzuhalten, torpedieren.

Hier könnte/müsste der Konzern seine unternehmerische Verantwortung wahrnehmen und handeln!