19/10  Zu unbequem?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:26

Ein exemplarisches Phänomen, irgendwie. So ist es mir jedenfalls vorgekommen. Ich war gestern im Kino. Gezeigt wurde der Dokumentarfilm „An Inconvenient Sequel: Truth To Power“ von und über Al Gore. Der einstige US-Vizepräsident und knapp unterlegene Präsidentschaftskandidat von vor neun Jahren wird gezeigt in seinem genz persönlichen Kampf gegen die Klimaerwärmung und für Aufklärung über nichts weniger als die Rettung der Menschheit.

Der Film war im Rahmen des Zürcher Filmfestivals gezeigt worden und erlebte nun seine offizielle Première in den Kinos. Eine brisante Thematik, die alle angeht, auch uns hier in der alpenländischen Idylle, denn auch hier wird es im Sommer immer wärmer, schmelzen die Gletscher unwiederruflich weg und donnern die Steinlawinen zutal, weil der Permafrost sie nicht länger zu halten vermag…

Ich besuchte nach dem Büro die Vorstellung von 18 Uhr 15, machte mir Gedanken darüber, wie früh ich wohl dort sein müsste, um noch einen anständigen Platz zu ergattern, kam eine halbe Stunde vor Beginn an die Kasse und kriegte ein optimales Ticket. Die Zeit reichte noch für einen Espresso. Als ich dann pünktlich im Kinosaal eintraf, war dieser leer. Als der Film begann, waren wir 8 Personen.

Der Streifen ist aufwühlend, beängstigend, mit sensationellen Natur-Aufnahmen über das schmelzende Polareis, über Hurrikan-Katastrophen und Verwüstungen durch andere Naturphänomene, Überschwemmung ganzer Landstriche, über den Kampf der Menschen mit den Elementargewalten, die ihre Existenz auszulöschen drohen… Parallel dazu die Diskussionen auf politischer Ebene, die Klima-Konferenzen, Statements, Verhandlungen, Deals, Abkommen und die Abkehr davon… Ein Panoptikum aus Verzweiflung, Trotz, Widerstand, Frustration und doch auch wieder Hoffnung…

Das ist trotz allem die tröstliche Botschaft von Al Gore zum Schluss: die technologische Entwicklung zur Gewinnung von erneuerbarer Energie (Sonne und Wind) geht so exponentiell rasant voran, dass trotz allen Rückschlägen und Hindernissen eine Chance besteht, dass die Katastrophe unterlaufen werden kann, bevor sie eingetreten ist…

Und dies erinnert mich irgendwie an unseren Umgang mit der nach wie vor unaufhaltsam wachsenden weltweiten Adipositas-Epidemie: wir sind ratlos, betroffen, frustriert im Kampf gegen Verhältnisse, die wir kaum beeinflussen können… und doch besteht am Ende wohl die Möglichkeit, dass durch den Fortschritt der Forschung und der Entwicklung neue Lösungen gefunden werden, um auch „unser“ Problem in den Griff zu bekommen. Aber noch fehlt uns die entsprechende filmische Dokumentation dazu… Und wenn es sie gäbe: wer möchte sie sich schon anschauen? 8 Leute an der Prenière?