23/1  Das Weibliche heilt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:28

Das Interesse war gross. FMH, die Standesorganisation der Schweizer Ärztinnen und Ärzte, hatte zur jährlichen Informationstagung forumsante geladen. Sie stand unter dem Motto: Frauen erobern das Gesundheitswesen – was hat man(n) davon zu erwarten?

Hochkarätige Referentinnen – kein einziger Mann auf dem Panel – legten die Fakten und ihre Erwartungen dar. Zwar ist das Engagement der Frauen in klassischen Pflegeberufen ein altes, geschlechtsspezifisches Stereotyp, aber in den letzten Jahren sind sie sukzessive auch auf diesem Gebiet in frühere Männerdomänen vorgedrungen.

Gibt es dabei gender-spezifische Vor- oder Nachteile? Wie lassen sich berufliche Karriere im Gesundheitswesen mit den für klassisch gehaltenen familiären Verpflichtungen (??) in Einklang bringen? Welche Rahmenbedingungen müss(t)en erfüllt sein, damit sich berufliche wie private Erfüllung vereinbaren lassen?

Die Antworten auf diese Fragen fielen vorsichtig aus: noch immer ist auch in diesem Bereich die Lohngleichheit zwischen Mann und Frau nicht gewährleistet, noch immer stehen zu wenige Möglichkeiten für Entlastung – in Form von Elternurlaub und Kinderbetreuung – zur Verfügung (neidvoll hört man, was in Schweden in dieser Hinsicht Standard ist).

Ist der „Vormarsch“ der Frauen im medizinischen Sektor nun eine weibliche Errungenschaft, die es zu feiern gilt, oder rücken die Frauen einfach nach in ein Gebiet, das von den Männern freigegeben wird, weil es für sie nicht mehr so attraktiv ist? Der Hausärzte-Mangel lässt grüssen.

Klar ist: die Zukunft wird und muss neue Modelle der Arbeitsteilung bringen, eine flexiblere Handhabung von Teilzeitpensen und eine durchlässigere Ausbildungs- und Karriereplanung für beide Geschlechter. Ebenso eine deutliche Entlastung im administrativen Bereich (hier werden grosse Hoffnungen in die Zukunft von „eHealth“ gesetzt).

Denn letztlich stehen im Mittelpunkt: die Patientin und der Patient. Um ihr Wohl geht es.