13/2  Gen, genauer, am genausten…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:01

Das ist natürlich nur ein Kalauer. Aber mit Genetik wird gerne Klamauk getrieben, seit man die Gene immer lückenloser entschlüsseln kann. Tatsache ist, dass eine Vielzahl von genetischen Faktoren unser Essverhalten und unseren Stoffwechsel bestimmen. Die Erforschung dieser Zusammenhänge ist erst angelaufen.

Und schon ist die Schlankheitsindustrie auf den anrollenden Zug aufgesprungen und bietet Gen-Tests an, mit deren Hilfe man müheloser abnehmen könne als mit anderen Methoden. Darüber hat gestern das SRF-Nachrichtenmagazin 10 vor 10 berichtet. Ernährungsfachleute und Genetiker sind mit diesem Gen-Diät-Test kritisch zu Gericht gegangen. So simpel sei die Sache nicht, dass aus genetischen Konstllationen lineare Schlussfolgerungen gezogen werden könnten. Das Essverhalten, das zu Übergewicht und Adipositas führen kann, sei nicht nur rein genetisch geprägt, sondern ebenso sehr durch die persönliche Situation, das familiäre Umfeld, die Gewohnheiten des Alltags.

Wie kommt es dann, dass doch einige Leute, die im TV-Beitrag zu Wort kommen, über ihre Erfolge mit der Gen-Diät berichten? Angetönt wird es im Report: die Ernährungs-Empfehlungen mit den dazu gelieferten Rezepten sind – Gen-Typ hin oder her – auf jeden Fall die Grundlage für eine ausgewogene, kalorien-reduzierte Diät, mit der man, sofern sie konsequent eingehalten wird, Gewicht verlieren kann. Dazu kommt, und das scheint mir ausschlaggebend, dass bei kaum einem medizinischen Phänomen wie bei Adipositas der Placebo-Effekt so ausgeprägt ist. Das haben unzählige Tests gezeigt, bei denen der Gewichtsverlust bei Einnahme von Medikamenten quasi identisch war mit demjenigen der Probanden, die statt des Medikamentes eine Placebo-Pille ohne Wirkstoff erhielten.

Glaube macht nicht nur selig, er kann auch leichter machen. Solange man sich daran hält. Genau.