28/1  Alles mit scharf?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:06

Gelobt sei, was scharf ist. An diesen – leicht abgewandelten – Spruch musste ich denken bei der Lektüre des aktuellen Newsletters von Fern-Mediziner Dr. med. Samuel Stutz. Es geht um seine „Aeschbacher-Diät“ und um Erläuterungen dazu. In der jüngsten geht es um Schärfe – beim Essen: „Scharf macht schlank“.

Und da erinnere ich mich gleichzeitig an einen Kollegen von früher, einen waschechten Walliser. Wann immer wir uns zum gemeinsamen Mittagessen trafen – damals, im „Rendez-Vous“ – bestellte er die Tages-Pizza, und zwar „extra scharf“. Das bedeutete, dass man ihm ein spezielles Gefäss brachte, gefüllt mit geschnittenen Peperoncini in Öl, die er dann zusätzlich zu den bereits aufgelegten halben Peperoncini noch dick auf seiner Pizza verteilte. Wenn er dann herzhaft in die Stücke biss, liefen seine Wangen, Schläfen und die Stirne dunkelrot bis blau an, seine Augen tränten und Schweiss perlte auf seiner Haut…

Der Kollege hatte keinerlei Gewichtsprobleme. Er war hochgewachsen, von kräftiger Statur, wirkte durchtrainiert und sportlich gestählt. Der leibhaftige Beweis für die Wirksamkeit der scharfen Verköstigung, wie im Stutz-Newsletter beschrieben.

Und noch eine weitere Erinnerung steigt auf: als ich (vor nunmehr einem halben Jahrhundert) in der nordenglischen Industriestadt Sheffield studierte, stammte einer meiner Kommilitonen aus Indien. In seiner Studenten-Klause betrieb er eine kleine Küche, wo er traditionelle indische Speisen zubereitete. Er lud uns regelmässig zum Essen ein und ich war einer der Wenigen, die seine Kost ohne Augenverdrehen, Hecheln und Nach-Wasser-Rufen verzehren konnte. Er ass konsequent fleischlos, aber die Art, wie er das Gemüse würzte, liess jeden Gedanken an Fleisch vergessen… und ich war damals so schlank wie man nur sein konnte. Es muss also was dran sein.