6/5  Schlemmen legal?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:20

Heute ist Anti-Diät-Tag. Alle Jahre wieder. Seit 1992 wird er begangen, „erfunden“ von der britischen Autorin und Feministin Mary Evans Young. Heisst das, dass wir heute freie Hand haben, uns wieder mal so richtig vollzustopfen mit all dem ungesunden Zeug, das wir uns, verantwortungsbewusst wie wir sind, normalerweise verkneifen, obwohl es so lecker schmeckt?

Nein, das wäre wohl nicht der zentrale Zweck dieses Welt-Tages. Vielmehr ist er ein Aufruf, den aktuellen Schönheits- und Schlankheits-Wahn zu reflektieren und zu hinterfragen. Einen Kontrapunkt zu setzen gegenüber all der entfesselten Wellness- und Diät-Industrie, die uns immer fester in einen moralischen wie physischen Würgegriff zu nehmen droht, so dass man kaum noch eine einzelne Kalorie ohne schlechtes Gewissen zu vertilgen wagt.

Für uns Adipositas-Leute ist ja ohnehin klar: Diäten – vor allem die extremen – sind des Teufels, sie öffnen erwiesenermassen die Tür zu einer Spirale, die unweigerlich abwärts ins übergewichtige Elend führt und uns eine ungeniessbare Beschwerden-Suppe einbrockt, die wir mit eigner Kraft kaum mehr auszulöffeln vermögen.

Es geht also darum, ein unverkrampftes Verhältnis zu einer massvollen, ausgewogenen Ernährung zu finden, die nicht nur für mich und meinen Körper gut ist, sondern auch punkto Nachhaltigkeit einigermassen rücksichtsvoll mit den Ressourcen umgeht. Und dabei können wir getrost die „Schönheits-Ideale“ vergessen, die uns auf Instagram und allen Werbeplattformen vorgegaukelt werden.

Und trotzdem. Ein bisschen Genuss muss schon sein. Auch wenn es keine Schlemmer-Orgie ist: vielleicht ein Luxemburgerli oder zwei?