14/8  Werben und Sterben

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:56

Es ist makaber. Die Gesundheitskommission des Ständerates hat sich für eine Verschärfung des Werbeverbotes in Sachen Rauchen ausgesprochen. Das ist bemerkenswert, denn bisher hatten die Tabak-Lobbyisten unter den Ständeherren jede einschränkende Regulierung zu verhindern gewusst.

Umgehend reagieren Wirtschaftsverbände und jaulen auf: dies sei ein Angriff auf die freie Marktwirtschaft, die Werbung werde wieder einmal zum Sündenbock gemacht, ein allfälliges Verbot der Tabak-Werbung würde den Medien überlebensnotwendige Finanzmittel entziehen. Zudem würde die „Hoheit der Erziehungsberechtigten“ beschnitten, wenn durch ein solches Verbot Kinder und Jugendliche vor Tabakwerbung geschützt werden sollten… (wie strunzblöd kann man argumentieren??).

Und die analoge Argumentation wird ins Feld geführt, wenn von Regulierungen im Zusammenhang mit der Ernährung die Rede ist, wenn es um eine Zucker- oder Fettsteuer geht. Sofort wird die Entmündigung des Bürgers beschworen, wird die Selbstverantwortung des Einzelnen emporstilisiert, wird behauptet, Werbung verpuffe ja ohnehin völlig wirkungslos (wozu geben die Konzerne dann ihre Milliarden aus?) und ein Verbot bringe deshalb sowieso nichts.

Verständlich, dass die Werbewirtschaft an sich froh wäre, wenn sie sowohl „für“ wie „gegen“ etwas die Propagandatrommel rühren könnte… aber in diesem Kampf hätten die „Guten“ und die „Bösen“ leider nicht gleich lange Spiesse. Es obliegt der staatlichen Autorität, die gesetzlichen Rahmen zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger so zu definieren, dass offensichtlich schädigende Einflüsse minimiert werden können. Ganz ausschliessen lassen sie sich ohnehin nicht. Einen ganz besonderen Schutz brauchen Kinder und Jugendliche, nicht nur vor Tabakwerbung. Hoffen wir, dass die Räte hart bleiben,  wenn die Lobbyisten weiterhin mit der Gesundheit unserer Jugend pokern.