16/9  Weniger ist mehr (oder besser)

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:10

Es ist eigentlich simpel. Je grösser die Vielfalt und die Auswahl an vergleichbaren Lebensmitteln, umso grösser ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich in der Fülle des Angebotes etwas findet, das meinem Geschmack, meinen Erwartungen oder einfach auch meiner Neugierde entspricht. Und wenn ich das Produkt gekauft und mitgenommen habe. müsste es ja ganz merkwürdig zu und hergehen, wenn ich es nicht auch essen würde (ausser es wäre wirklich scheusslich).

Hier ein kleiner Exkurs zum Verzicht: ich ertappe mich gelegentlich bei folgendem Gedankenspiel. Da überkommt mich unterwegs ein kulinarisches Gelüsten und ich gebe der Versuchung nach und erstehe – sagen wir mal – eine knackig-braun gegrillte Bratwurst am Street-Food-Stand. Kaum habe ich sie in der Hand, befallen mich die Gewissensbisse und ich weiss, dass sich das am folgenden Tag negativ auf meiner Gewichtsskala niederschlagen und den Erfolg meiner Abnehm-Bemühungen gefährden wird. Also wäre es eine Sache der reinen Vernunft, das eben gekaufte Würstchen sang- und klanglos im nächsten Abfalleimer zu entsorgen, denn wozu soll es den Umweg über meine Innereien machen, wenn es ja ohnehin vom Schicksal für den Abgang in die Kanalisation bestimmt ist? – Aber jedes Mal beisse ich dann doch in den warmen, leckern Zipfel und verputze die Wurst rübis und stübis… So viel zum Thema „Verzicht“.

Wenn jetzt aber an besagter Stelle kein Wurststand gewesen wäre… oder wenn ich einen weiten Umweg hätte machen müssen, um dorthin zu gelangen – dann hätte ich mich, Gelüsten hin oder her, nicht in diesen diätetischen Konflikt gestürzt.

Und genau auf diesen Sachverhalt zielt eine aktuelle Studie des renommierten Chochrane-Instituts ab: wenn die Auswahl an Lebensmitteln kleiner ist und wenn die Distanzen zu den Verkaufsstellen grösser sind, schränkt das den Umfang des Konsums deutlich ein. Diese Erkenntnis gilt interessanterweise nicht für Suchtmittel wie Alkohol und Tabak, bei denen es offenbar weder auf die Fülle des Angebotes noch auf die Distanz ankommt. Im alten Tante-Emma-Laden gab es zwei Sorten Joghurt und eine Sorte Konfitüre… Das Schlaraffenland lässt grüssen.