17/12  Krank oder nicht?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:22

Adipositas ist eine Krankheit. Darin sind sich die medizinischen Fachleute weltweit einig: es handelt sich um eine „multifaktorielle, chronische Erkrankung“. Das heisst: viele verschiedene Faktoren können sie verursachen und wer betroffen ist, leidet ein Leben lang daran, sie ist unheilbar.

Und trotzdem hört man immer wieder die mit Überzeugung vertretene Auffassung: „Ich bin zwar dick, aber ich bin nicht krank. Ich bin gesund, mir geht es gut!“ – Untersuchungen hatten ergeben, dass Menschen, die ein paar Pfunde zuviel auf den Rippen hatten, sonst aber fit und gesund lebten, mit kleinen Erkrankungen im Alltag besser zurecht kamen als „normalgewichtige“ Dünne, die nicht auf ihre Gesundheit achteten. Daraus entstand die Mär vom „gesunden Dicken“ – ein gefundenes Fressen für die politischen Gegner der Präventionsmedizin.

Dass es sich dabei um einen reinen Mythos handelt, der einer genauen wissenschaftlichen Betrachtung nicht standhält, wurde in zahlreichen Untersuchungen dargelegt. Gleichzeitig wurde auch bewusst, dass es verschiedene, ganz individuelle Ausprägungen von Übergewicht und Adipositas gibt, welche differenziert betrachtet und mit unterschiedlichen Ansätzen behandelt werden müssen, weil ihr langfristiges Krankheitspotenzial sich nicht identisch entfaltet.

Das „Gewicht“ allein ist kein verlässlicher Indikator, aber es signalisiert das Vorhandensein eines Risikos. Und weil sich das Gewicht am einfachsten „messen“ lässt, ist es wichtig, dieses Indiz ernst zu nehmen und die nötigen Abklärungen einzuleiten, ohne Panik-Reaktion und extreme Diäten, aber mit einer vorsichtigen Annäherung an das komplexe System der Gewichtsregulierung, damit der Organismus nicht erst in Mitleidenschaft gezogen wird und auf Dauer Schaden nimmt.