28/1  Mädchenmast

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:04

Ein heikles Thema. Da sind wir auf einen Radio-Beitrag auf SRF 4-News gestossen, der in einem Interview mit einer Korrespondentin von einem Brauch handelt, der im afrikanischen Mauretanien darin besteht, dass die Mädchen systematisch überfüttert, regelrecht gemästet werden. Denn Frauenkörper mit massiven Rundungen entsprechen einem traditionellen Schönheitsideal und signalisieren darüber hinaus Wohlstand und Reichtum, in einem Landstrich, in welchem eigentlich permanente Not und Armut herrschen.

Zudem erhöht ein dicker Körper offenbar den Brautpreis, der bei einer Heirat zu entrichten ist, so dass das Mästen des weiblichen Nachwuchses quasi der Äufnung von familiärem Vermögen dient…

Wir hören bzw. lesen die Ausführungen der Reporterin, und können uns eigentlich keinen Reim darauf machen. Wir wissen aus historischen Zeichnungen und Fotos  von Afrikanerinnen, die – es ist noch gar nicht so lange her – im Zirkus oder in zoologischen Anstalten als Sehenswürdigkeit zu bestaunen waren, dass ein überdimensionaler „Fettsteiss“ als Merkmal gewisser Völkerstämme galt. Man sprach dabei von den sogenannten „Hottentotten-Frauen“. Und wir sind nur zu gerne bereit, solche Auswüchse als Relikt einer rückständigen, nicht-emanzipierten Gesellschaft abzutun, womit wir sofort in der Ecke des überheblichen westlichen Imperialismus stehen…

Und dann fällt uns ein, dass ja auch unsere Kultur nicht vor solchen Erscheinungen gefeit ist. Eine mediale Kult-Figur wie Kim Kardashian wird von unzähligen Frauen auch hierzulande offenbar als Vorbild verehrt, wobei ihr äusserliches Markenzeichen das ausladende Hinterteil darstellt. Sind wir also legitimiert, über einen mauretanischen Brauch die Nase zu rümpfen?