12/5  Alles wieder gut?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:20

Fast scheint es so. Die Menschen führen sich auf, als wären sie allesamt in einer riesengrossen Version von „Dornröschen“ gefangen gewesen und durch den erlösenden Kuss des Prinzen endlich wieder zum Leben erweckt worden… Ich habe es am eigenen Leib erfahren: die häusliche Enge des Home-Office hat mich davon abgehalten, in den letzten Wochen aktiv im Blog zu kommunizieren. Nicht, weil die Erlebnisschlaufe à la „täglich grüsst das Murmeltier“ sich immerfort wiederholt hätte, das nicht. Aber irgendwie war zuhause das Ablenkungs-Potenzial zu gross: Kühlschrank, TV, Zeitungslesen, Kreuzworträtsel, Enkel-ZOOM… und zwischendurch gemütlich Plegern… alles Dinge, die im Bürobetrieb nicht möglich sind und die davon abhalten, sich Gedanken zu mache, die über den Tag hinaus führen.

Und jetzt kommen also die „Lockerungen“. Plötzlich hat man das Gefühl, die Welt stehe einem wieder offen (mit einigen Ausnahmen), bei gebotener Vorsicht, selbstverständlich, aber das gilt ja auch für viele andere Bereiche des Alltags, in denen wir Auflagen und Einschränkungen als selbstverständlich hinnehmen und erfolgreich praktizieren.

Gestraft sind wir Dicken. Ist es ein Zufall, dass uns zeitgleich mit den Lockerungen erstmals offiziell durch das BAG bestätigt wird, was wir hier schon vor Wochen sagten: dass Adipositas-Betroffene tatsächlich dem Risiko ausgesetzt sind, bei einer allfälligen Corona-Infektion einem schwereren Verlauf der Krankheit zu unterliegen als Menschen mit einem kleinen bzw. „normalen“ BMI. Amtlich der Gruppe mit erhöhtem Risiko zugerechnet werden Menschen mit einem BMI über 40. Von diesem Gewichts-Indx an hat jemand das Recht, auf Home-Office zu bestehen oder – falls dies nicht möglich ist – einen alternativen Job ohne Ansteckungsrisiko zugewiesen zu bekommen. Attestierende ÄrztInnen müssen sich nun an diese BAG-Vorgabe halten.

Andere Studien besagen unmissverständlich, dass der direkte Zusammenhang zwischen der Schwere des Krankheits-Verlaufs und der Schwere des Patienten aufgrund breiter Fall-Analysen belegt ist: je grösser der BMI, desto schlimmer die Erkrankung. Damit erfährt die neue Freiheit einen deutlichen Dämpfer, den wir allerdings bitte nicht als „Bevormundung“ beklagen und bekämpfen sollten, sondern der als überlebenswichtige Empfehlung zu begrüssen ist, nicht mehr und nicht weniger, mit der gebotenen Vernunft und in persönlicher Verantwortung umgesetzt.