11/6  Politisch korrekt?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:26

Jetzt macht der Mohrenkopf wieder Schlagzeilen. Unfreiwillig zwar, aber heftig. Im Zeichen der weltweiten – berechtigten – Empörung über die mörderische Diskriminierung schwarzer US-Bürger durch Polizeigewalt wird jetzt alles an den Pranger gestellt, was auch nur von ferne an die mit der kolonialen Vergangenheit verknüpften Grausamkeiten und Unterdrückungen erinnert.

Hoch gehen die Wogen in den sozialen Medien, ein Schlagabtausch tobt zwischen den Dobler-Freunden (die sich für den Aargauer Familienbetrieb mit seiner traditionellen Schoko-Schaum-Süssspeise in die Bresche werfen und der Migros an den Karren fahren, die das unkorrekt benamste Produkt aus den Regalen genommen hat, und den Verteidigern des Entscheides, die den Dubler-Fans verkappten strukturellen, allenfalls unbewussten Rassismus vorwerfen.

Irgendwie finde ich mich zwischen den Fronten: auf der einen Seite respektiere ich das Engagement derer, die sich konsequent gegen jede Form von Rassismus stark machen und sich damit für eine gerechtere Welt einsetzen – aber gleichzeitig finde ich die Migros-Reaktion übertrieben und unnötig, da ich nicht sicher bin, ob alle, die jetzt dem orangen Riesen applaudieren, auch bereit wären, z. B. einem Flüchtling aus Afrika ein Zimmer zu überlassen…

Nachvollziehbar ist das Argument, dass der inkriminierte Begriff allenfalls für jemanden mit dunkler Hautfarbe verletzend sein könnte, der von Kindheit an hierzulande darunter leiden musste, dass er mit diesem Namen bedacht und gehänselt wurde… Wobei es auch Stimmen von Betroffenen gibt, die das anders sehen.

Aber wenn wir diese Betroffenheit mal akzeptieren, was ist dann zu halten, von einer Sitzgelegenheit, die den offiziellen Namen „Fettsack“ trägt??? Ist das etwa keine Beleidigung für einen Adipositas-Betroffenen, der sein Leben lang immer wieder mit diesem Begriff verunglimpft wurde? – Klar, ein Vergleich der nach wie vor alltäglichen Adipositas-Diskriminierung mit den kolonialen Greueln des Sklavenhandels und der aktuellen Rassen-Diskriminierung – in USA und auch hierzulande – ist völlig unangebracht und soll hier nicht gezogen werden.

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass dieser ans Absurde grenzende Disput unter dem Strich etwas dazu beiträgt, unser Bewusstsein bezüglich der Rassismus-Problematik zu schärfen.