4/4  Laufwunder

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:42

Gekannt habe ich sie eigentlich schon länger. Ich hatte immer mal wieder etwas darüber gelesen oder eine Schaufenster-Auslage gesehen. Einmal, vor über zehn Jahren, hatte ich sie kurz getragen, in Basel an der MUBA, wo mich der Standchef erkannt und angesprochen hatte. Das wäre doch etwas für Übergewichtige, sagte er, und liess sie mich ausprobieren. Ich drehte einige Runden in der Halle, fand sie nicht schlecht, aber hatte vielleicht ästhetische Bedenken. Jedenfalls konnte ich mich damals nicht entscheiden.

Dann sagte eine Bekannte zu mir, das wäre genau das Richtige für meine Arthrosen-Knie! Sie brachte mir eine DVD und ich schaute tatsächlich kurz hinein, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, ich sei noch nicht so weit. Dann traf ich eine Nachbarin. Sie hatte eine böse Hüftarthrose und kam bald ins Schwärmen. Sie war bei einem Lauftherapeuten in Behandlung und etwas vom besten, was er ihr empfohlen hatte, das waren diese Schuhe. Jetzt fiel mir ein, dass auch Dr. Wiederkehr, bei dem ich einen Stoffwechsel-Test gemacht hatte, in der Praxis den gleichen Typ von Sandalen trug und hell begeistert war…

Seit ich weiss, dass ich im Sommer ein künstliches Kniegelenk bekomme, laufe ich ohnehin wie jemand, der über eine Mischung aus glühenden Kohlen, Glasscherben und rohen Eiern geht… tastend setze ich dabei Fuss vor Fuss, verlagere das Gewicht, hüte mich, beim Schreiten das Knie zu beugen, weil mir ist, ich höre mit dem inneren Ohr, wie Knochenstumpf auf Knochenstumpf knirschend reibt und dabei eine unbekannte Menge von Knochenmehl abraspelt… so jedenfalls bilde ich es mir ein, seit ich auf dem Röntgenbild gesehen habe, dass die Knorpelmasse vollständig weggeschabt ist.

Und nun gab ich mir also heute Nachmittag einen Ruck – nicht ohne kräftigen Nachschub seitens der sorgenden Gattin – und betrat mutig das Geschäft an der Kreuzung Stockerstrasse-Bleicherweg. Ein schmuckloser, grosser Verkaufsraum, in den Regalen die verschiedensten Modelle in Schachteln aufgereiht, zwei Hockergruppen und eine Verkäuferin. Sie wusste natürlich sofort, worum es ging. Und bot mir an, mich probeweise und unverbindlich für eine Woche mit einem Sandalen-Modell auszurüsten, um zu testen, ob es überhaupt etwas für mich sei. So wurde ich innerhalb von zehn Minuten zum MBT-Träger.

Und als ich vom Stuhl aufstand, war meine Welt nicht mehr wie vorher. Plötzlich waren die stechenden Schmerzen in den Knien weg. Die Füsse fühlten sich frei, standen weich wie auf moosigem Waldboden… mit federnden Schritten durchmass ich den Verkaufsraum, dessen Grösse und Leere mir nun sehr zweckmässig schien, blieb stehen, balancierte federnd mein Gewicht auf den schwankenden, weichen Sohlen, und wusste nicht, wie mir geschah. Wie auf Wolken schritt ich aus dem Geschäft, überquerte die Strasse, verspürte keinen stechenden Schmerz mehr, setzt nicht mehr gequält Fuss vor Fuss, indem ich mühsam mein Gewicht verlagerte… ich ging wieder aufrecht dahin und konnte es fast nicht fassen.

Ein Laufwunder war geschehen. Und ich werde morgen frohgemut in die Ostertage fahren, vielleicht sogar einige Schritte in der Natur tun, schmerzfrei. Nur nicht übertreiben, hatte die Verkäuferin gesagt. Keine Angst, das wird schon nicht passieren.


4 Kommentare zu “Laufwunder”

  1. Heidi sagt:

    Morgen Herr von Grünigen
    Auch mir ist es ähnlich ergangen.
    Seit geraumer Zeit trage ich die Idee mit mir herum, mir diese Schuhe zu besorgen.
    Nach der Diagnose einer Hüftarthrose vor zwei Wochen, habe ich die guren Vorsätze in die Tat umgesetzt und mir am Montag ein Paar gekauft.
    Ich warte jetzt noch bis ich das Einführungstraining besuchen kann und dann geht’s los.
    Ich werde dann über meine Erfahrungen berichten.
    Im Moment komme ich ohne die Menuvorgaben und Fitnessprogramme zurecht.
    Aber ihren Blog lese ich jeden Morgen früh mit Begeisterung.
    Auch ein Grund bei ebalance weiter zu machen.
    Gruss
    Heidi M.

  2. Claudia sagt:

    Auch ich habe diese Erfahrung gemacht, allerdings fällt es mir immer noch schwer die MBT’s im tälichen leben zu tragen. Als Frau bin ich mit meinen 180cm schon ziemlich lang, mit den MBT’s bin ich noch 5cm länger (die haben soooo dicke Sohlen) und dann noch 40kg Übergewicht, da fühle ich mich wie ein Elefant so lang und so breit. Natürlich weiss ich, dass die Breite nichts mit den Schuhen zu tun hat und dass frau ja eigentlich schlanker scheint wenn sie länger ist, aber sooooo lang und soooooo breit, da nützt alles strecken nichts, oder………….?
    Grüsse
    Claudia

  3. sue sagt:

    Die MBT-Schuhe kann ich nur empfehlen. (Sandalen). Nach beidseitigem Kniegelenkersatz vor 4 Jahren trage ich sie zum Arbeiten in der Klinik sowie teilweise privat. Sie erleichtern mir das stundenlange arbeiten auf den Beinen ungemein.
    Beste Grüsse!
    Sue

  4. Franz Amann sagt:

    Lieber Herr von Grünigen

    Rein zufällig bin ich über Google auf Ihren MBT Blog gestossen. Als ich Ihren Bericht gelesen hatte, habe ich ein sehr angenehmes und eine tiefe innere Befriedigung gespürt. Denn ich bin der damalige „Standchef“ von der Muba. Seit Jahren engagiere ich mich, dass Personen durch MBT wieder neue Lebensqualität erleben dürfen. Ich bin sehr froh, dass der damals an der Muba getreute „Samen“ zum keimen gekommen ist.

    Unter folgendem Link können Sie eine von mir durchgeführte und veröffentlichte neue Studie über das Barfusslaufen auf Naturboden und MBT nachlesen: http://www.mbt-shop-basel.ch/studien/

    Es würde mich freuen, wenn ich Sie bei Ihrem nächsten Besuch in Basel treffen könnte und wünsche Ihnen weiterhin viel Spass beim Rollen.

    Herzliche Masai Grüsse
    Franz Amann

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