23/8  Fett regiert die Welt

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:21

Achtung! Die Welt der Übergewichtigen wird wieder mal von hinten aufgemischt. – Ein provokantes Buch in Amerika beweist, dass alles ganz anders ist: The Obesity Myth (Mythos Übergewicht). Sein Verfasser, Paul Campos, ein Jus-Professor in Columbia und angesehener Zeitungs-Kolumnist, legt sich mit allem an, was auf dem Gebiet des Übergewichts Rang und Namen hat, mit der ganzen Diät-Industrie, den renommierten Fachzeitschriften und sogar der Gesundheitsbehörde.

Seine These (sie wurde voreiniger Zeit auch im SPIEGEL online reflektiert) ist für viele verstörend: Dicksein sei viel weniger problematisch, als dauernd ab- und wieder zuzunehmen; die ganze, überhitzte Gesundheitsdiskussion habe keinen realen Hintergrund, die weltweite Adipositas-Epidemie sei eine reine Erfindung von Alarmisten und weit eher ein gesellschaftlich-politisch-kulturelles Problem als ein medizinisches… – Wer so argumentiert, muss sich warm anziehen in der nun einsetzenden Diskussion, aber es ist offenbar das gleiche Phänomen, das sich auch beim Klimawandel beobachten lässt: je deutlicher und unmissverständlicher die sichtbaren Zeichen sind (in USA sind 66% der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig, die Hälfte davon adipös), umso lauter melden sich „Experten“ zu Wort, die das Gegenteil behaupten bzw. das Vorhandensein eines Problems leugnen.

Inzwischen gibt es an amerikanischen Universitäten bereits ein Studienfach „Fett“, da dieses Thema allgegenwärtig ist und sowohl die Dicken beschäftigt wie auch jene, die (noch) dünn sind und nicht dick werden möchten. In diesen Kreisen formiert sich Widerstand gegen organisierte Kampagnen für gesundes Körpergewicht (wie wir es hierzulande im Deregulierungs-Geheul der Liberalisierungs-Fanatiker vernehmen). Welche Position immer man vertritt: am Fett kommt man nicht vorbei.


Ein Kommentar zu “Fett regiert die Welt”

  1. Guten Abend Herr von Grünigen,

    ich kann den Herrn Professor nicht so richtig verstehen, das er auf eine solch populistische Art und Weise versucht mit der Krankheit Adipositas zu punkten. Das seine Thesen in Amerika gut ankommen, kann ich mir sehr gut vorstellen. Vor allem wenn ich mir die Zahlen der Adipositasstatistik der USA ansehe.

    Ich glaube wir sollten nicht wieder anfangen zu diskutieren ob Adipositas eine Krankheit ist, denn dann müsten wir die gesamte Medizin in Frage stellen. Als Beispiel will ich hier mal die Raucher anführen, diese behaupten auch, das Rauchen nichts mit Lungenkrebs zu tun hat.

    Doch mir kann es eigentlich egal sein was der Herr Professor für Thesen aufstellt. Ich habe lange erkannt, wo die Ursachen meiner Krankheiten liegen. (Herzinfarkt, Diabetes, Gefäßerkrankungen usw) Es ist wohl sehr mühsam nun heraus zu finden, zu wieviel Prozent meine Adipositas diesen Erkrankungen verursacht oder ausgelöst habent. Es wäre einfach dumm und ignorant diese Zusammenhänge zu leugnen.

    Sicherlich ist es richtig das eine ganze Industrie hierbei ihr Geld verdient. Ich würde mir wünschen das die staatlichen Maßnahmen der Gesundheitsbehörden nicht nur halbherzig auf den Weg gebracht werden, sondern das eine echte Unterstützung für Adipositaskranke greift, so das nicht um jede Therapie gebettelt werden muss. Am wichtigsten erscheint mir hierbei die langfristige Begleitung der Kranken, so könnten auch die größten Auswüchse der Geschäftemacher eingedämmt werden.

    Mit freundlichen Grüßen
    Claus Kühr

Comments are closed.