29/11  Essensbilder

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:14

Das Auge isst mit und es muss eine direkte Verbindung geben zwischen dem Sehnerv und jenen Drüsen, die unseren Speichel reichlich in die Mundhöle fliessen lassen, sobald wir eine leckere Speise erblicken. Das Wasser läuft uns im Mund zusammen, heisst es dann so schön.

Das wissen die Lebensmittelfabrikanten und verwenden viel Energie darauf, per Inserat und Plakat ihre Produkte so lustverheissend wie möglich darzustellen. Dass dann der am Tresen erstandene Happen (ob es sich nun um ein Fastfood-Lokal oder ein angesehenes Personalrestaurant handelt, spielt keine Rolle) meist ziemlich anders aussieht, ist auch eine Erfahrung, die wir regelmässig machen können.

Der Fotograf Jon Feinstein hat einen interessanten Versuch gemacht: er hat verschiedene Speisen, die im Schnellimbiss angeboten und mit hübschen Plakaten beworben werden, quasi wie im Mikroskop zwischen Glasscheiben geklemmt und sie dann 1:1 fotografiert, weder verkleinert noch vergrössert, auch farblich nicht aufgemotzt – einfach so, der ganz alltägliche Food-Realismus. Damit hat er die amerikanischen Nationalgerichte, von verschiedenen Burgern bis zu Chickennugets, aus ihrem Mahlzeiten-Umfeld herausgelöst und bietet sie gewissermassen „nackt“, als Symbole der Ernährung, an, entmystifiziert sie, reduziert sie auf ihre Bestandteile und ihre Struktur… Appetitlich sehen einzelne von ihnen nach wie vor aus, aber die grosse Verführungskraft ist ihnen irgendwie abhanden gekommen. Es fehlt ja auch der Geruch.

Aber dass die Nase mit essen würde, habe ich nich nie gehört.


2 Kommentare zu “Essensbilder”

  1. summervogel64 sagt:

    Und ob die Nase mit isst! Ist sie nicht häufig erst dafür verantwortlich, dass uns das Wasser im Mund zusammenläuft, oder der Atem stockt?! Meine Jungen kommen immer mal wieder nach Hause und kommentieren das Menu lange bevor sie um die Ecke gekommen sind und mir haben in die Töpfe oder auf die Teller schauen können. So im Stile von: „Mhh, gibt’s wieder mal Omeletten!…“ „Mama, hast du was feines gekocht, das riecht ja mega…!!“ oder vielleicht auch: „Och aber nicht schon wieder Gemüsesuppe!?“ Dabei melden sie gleich auch den Hunger- sprich Appettitpegel an, der vom Hirn mit Hilfe der erhaltenen Duftnoten in Mikrosekundenschnelle errechnet wurde, während man noch das Velo parkiert, oder die Schuhe ausgezogen hat…. Und erst der Blumenkohl, der einem tagelang nicht im Magen, aber in der Nase liegt und mich jeweils zum Schwur verleitet, keinen mehr zu kochen bis zum nächsten Mal, weil man ihn mit bestem Willen nicht aus dem Hause lüften kann und er spätestens nach 24 Stunden definitiv nicht mehr gluschtig erscheint.

    Ihr Blog ist auch immer wieder mal gluschtig – und hin und wieder eher ein „Appetitzügler“, danke!

  2. Stimmt! – Ich nehme den letzten Satz zurück!!!

Comments are closed.