9/1  Tiergerecht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:32

Spannende und engaagierte Diskussion heute Abend in der ARD-Runde Anne Will: Es geht ursächlich um den Dioxin-Skandal und darum, wie dieses hochgefährliche Gift mit Wissen der handelnden Firma ins Tierfutter und schliesslich in die Lebensmitttel gelangen konnte.

Doch bald kommt man auf die Tierhaltung ganz allgemein zu sprechen, auf die gesetzlichen Regelungen in Deutschland und anderswo, auf die Fleischindustrie ganz allgemein und die Verantwortung bzw. die Möglichkeit der KonsumentInnen, darauf Einfluss zu nehmen.

Ein interessanter Aspekt war die Frage nach der „richtigen“ Tierhaltung. Artgerecht sollte sie sein, monierte die Tierschützerin. Nein, hielt der Industrie-Vertreter dagegen, dies sei das falsche Wort. Tiergerecht müsse es heissen, denn wollte man die Tiere „artgerecht“ halten, so müsste man sie aussetzen und in der freien Natur als Wildtiere laufen lassen. Und der Vertreter der Landwirte, ein altgedienter und europa-erprobter SPD-Politfuchs, wurde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass bei der Tierhaltung in den 50-er Jahren die wahren Missstände geherrscht hätten, die heute glücklicherweise überwunden seien, dank fortschrittlicher Gesetze, und dass es auf europäischer Ebene diesbezüglich schwierig sei, da die Mentalitäten und die Einstellung zum Tier von Land zu Land vällig anders aussehen würden.

Die Einspielung einer kurzen Dokumentation über extrem brutale Vorgänge bei der Schlachtung von Schweinen und Rindern sorgte für erhitzte Gemüter und endete am Schluss im Appell einerseits, auf den Verzehr von Fleisch aus Massentierhaltung ganz zu verzichten bzw. viel selektiver einzukaufen und bei den Lebensmitteln jedem Billigangebot grundsätzlich zu misstrauen… – Eine Forderung, die denkbar schlecht zum Kampf der herabgesetzten Preise passt, der hierzulande bei Jahresanfang in eine weitere Runde gegangen ist.

Die Sache mit dem Unterschied zwischen „tiergerecht“ und „artgerecht“ geht mir nicht aus dem Kopf. Wäre das Leben der Tiere wesentlich „besser“, wenn sie in freier Wildbahn ihren natürlichen Feinden ausgesetzt wären? Wenn sie bei Nahrungsmangel verhungern müssten? Was ist das Leiden eines Rindes auf der Schlachtbank, das mit dem ersten Bolzenschuss noch nicht tot ist, verglichen mit dem Todeskampf in den Fängen von wilden Wölfen? – Jede Zeit muss ihren eigenen Umgang mit der lebendigen Kreatur finden. Eine möglichst „schonende“, respektvolle Behandlung wäre ein guter Ausgangspunkt und eine vernünftige Forderung, die nur durchzusetzen ist mit vermehrter Aufklärung und Transparenz.


Ein Kommentar zu “Tiergerecht”

  1. macleoid sagt:

    Hmmm. Mir stösst es jedesmal sauer auf, wenn über das Thema der rechten Tierhaltung öffentlich debattiert wird.

    Die Würde des Tieres wird heute höher gehalten als die Würde des Menschen – die guten Seiten des Humanismus wurden von der darwinschen Ideologie hinweggespült..

    Ich würde mich freuen, wenn sich eine „’schonende‘, respektvolle Behandlung“ von Randständigen, Obdachlosen, Menschen mit Handicap, psychisch Kranken, Armen, Gastarbeitern , etc. durchsetzen würde.

    lg

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