16/1  Schwer am Bildschirm

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:32

Nach einigen Tagen technisch bedingter Schreibpause laufen die Systeme wieder reibungslos. Im Moment haben unsere Themen mediale Hochkonjunktur, das ist mir gestern Abend aufgefallen.

Begonnen hat es um 18 Uhr auf Sat.1 mit der Serie Kilo-Alarm! Da geht es – wie meistens -um Hartz-IV-Familien, wo Eltern und Kinder übergewichtig sind. Aber weil das Fernsehen ihnen einen Coach spendiert und auch sonst noch viele therapeutische Annehmlichkeiten beschafft, gelingt es den ziellos dahinchillenden und abhängenden Jungen, ihr Leben in den Griff zu bekommen und auch die haltlosen Eltern wandeln sich zum bessern. Alles wird gut, solange die Kamera drauf hält.

Die zweite Serie am gleichen Abend trägt ihr Gewicht schon im Titel: Schwer verliebt. Hier geht es um dicke Menschen, die wegen ihres Übergewichts lange ohne Partnerschaft geblieben sind und die nun – dank dem Fernsehen – auf Freiersfüsse gestellt werden. Da es die letzte Sendung einer Reihe war, sah man nur noch, was daraus geworden ist – oder eben nicht. Merke: auch übergewichtige Menschen sind unter ihrer unförmigen Hülle sensibel. Wer hätte das gedacht!

Schliesslich dann vor Mitternacht noch auf ARD der wöchentliche Jauch-Talk: diesmal mit der Frage, ob es „Steuern auf Dickmacher“ braucht. Neues zu erfahren war dabei nicht. Ein Vertreter der Lebensmittelindustrie sang das bekannte Hohelied von der Eigenverantwortung, mit der jede noch so fiese Werbelüge legitimiert werden kann, die Frau Ministerin beteuerte gebetsmühlenartig, sie werde von der Industrie keinesfalls unter Druck gesetzt und die Ampel-Kennzeichnung habe sich ja in England auch nicht bewährt, abgesehen davon, dass sie selbt von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nicht befürwortet werde. Ein bekennender Vegetarier aus der SPD-Führungsriege hielt dagegen und eine Vertreterin der Übergewichtigen mit begrenzten Sprachkenntnissen empfahl den Eltern, dafür zu sorgen, dass sich die Kinder mehr bewegen.

Man sitzt vor solchen Sendungen und denkt sich: das handelt von uns, das muss ich sehen, da gibt es vielleicht was zu lernen… Und am Ende geht man doch reichlich ratlos zu Bett und weiss nicht so genau, was das Ganze nun eigentlich sollte. Schön, wurde darüber berichtet.


Ein Kommentar zu “Schwer am Bildschirm”

  1. Katja sagt:

    Oh ich kann dir / euch nur beipflichten, auch ich habe mir letztens erst einmal auf SAT1 diese Sendung angesehen und offengestanden war ich erschüttert. Mal ganz ehrlich, muss es denn echt sein das man sich selbst so quält? Ich für m einen Teil war auch einmal stark übergewichtig, aber ich habe es geschafft und das allein durch hifle meines Arztes und der gefundenen Liebe zum Sport.

    Genau deswegen gefällt mir der Blog so, ihr erzählt hier nichts von Wundermittel sondern seid objektiv, macht bitte weiter so!

Comments are closed.