1/3  Kein Wundermittel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:25

Meine gestern gestellte Frage, ob da aus Amerika nun am Horizont „die“ Wunderpille zum Abnehmen auftauche, war zwar hypothetisch gemeint… aber sie ist bereits überholt. In seinem Kommentar zum gestrigen Beitrag hat der Pharma-Forscher Leoluca Criscione einen Link eingestellt, der zu einer kritischen Betrachtung im Forbes-Magazin führt.

Das „neue“ Präparat besteht aus zwei alten Wirkstoffen (Phentermin und Topamirat), die beide separat zugelassen sind, mit bekannten Risiken und Nebenwirkungen, und die nun zu einer neuen Formel zusammengemixt wurden. Wie weit sich die möglichen und ev. schädlichen Nebenwirkungen (es geht vor allem um Beeinträchtigungen im Herzen und im Hirn) gegenseitig aufheben oder allenfalls kumulieren, darüber liegen offenbar noch wenig klinisch erhärtete und publizierte Resultate vor.

Seit kurzem geistert auch hierzulande eine neue „Pille“ durchs Internet und durch diverse Diskussionsforen: es handelt sich um „Lipo-XR“, ein Mittel, das angepriesen wird als Die Abnehmpille auf die die Schweiz gewartet hat! Es sei ein völlig natürliches Produkt, enthalte keinerlei „medizinische“ Substanzen, sondern lediglich Wirkstoffe aus der Natur, deshalb könne man es auch frei verkaufen… und es vollbringe wahre Wunder, indem es Fett verbrennt, den Stoffwechsel beflügelt, das Ansetzen von Fett verhindert und überhaupt… Wer innerhalb von 14 Tagen nicht zufrieden sei mit der Wirkung, der erhalte anstandslos sein Geld zurückerstattet, schreibt die Firma Ecopharma aus Belgien (diese hat, wie ihr Name sagt, dann doch wieder etwas mit Chemie zu tun…). Es gibt keinerlei Hinweise auf wissenschaftliche Studien und das Ganze sieht aus wie eine weitere Bauernfängerei, die sich an gutgläubige Dicke wendet, damit diese die Tabletten mal bestellen (für zwei Franken pro Tag), möglichst im Multipack… Die Geld-Zurück-Garantie erinnert irgendwie an die Nestlé-Werbung mit dem Wohlebfinden-Joghurt: da habe ich noch von niemandem gehört, dass er sein Geld zurückbekommen hätte.

Aber weil wir alles Optimisten sind, wollen wir uns wohl die Option offen halten, dass Wunder möglicherweise doch Wirklichkeit werden können, auch wenn wir eigentlich wissen, dass dem nicht so sein wird.


4 Kommentare zu “Kein Wundermittel”

  1. UND ES WIRD NIESO SEIN!!! Nur kleine Pharmafirnen ‚forschen‘ auf diesem Gebiet, aber mehr um die Aktien aufzupolieren! Nicht vegessen: Die Novartis hat 2002 die Adipositasforschung AUFGEGEBEN!, obwohl wir WISSENSCHAFTLICH sehr erfolreich waren…mehr mit diesem link

    http://www.vitasanas.ch/fileadmin/user_upload/pdf/buch-kapitel_1_Konfusion_web.pdf

    Freundlich e Grüsse

  2. clara sagt:

    ich habe mit 2 jahre acomplia erfolgreich 30 kg abgenommen und kann es mehr oder weniger halten. im vorfeld habe ich x diäten mit sport und und und ausprobiert, aber offenbar gehöre ich zur diät-resistenten spezies. denn bei mir nützt das irgendwie nicht, da ich fresssüchtig war/bin. acomplia hat genützt. und ich vermute, dass es viele übergewichtige gibt, denen pillen nützen und anderen nicht. so individuell die übergewichtigen sind, so individuell ist deren behandlung.
    ich kann übrigens immer noch nicht abnehmen – und die 5 kg winterspeck würde ich gerne irgendwie loswerden. aber ich werde mich wohl damit abfinden müssen, troz sport.

  3. Brigitte Roos sagt:

    Es gibt eine klinische Studie zu Lipo-xr. Was ist davon zu halten?

    http://www.lipo-xr.ch/pdf/leangard-study.pdf

  4. Bei allen Produkten, die zu Gewichtsverlust führen (können), lautet die zentrale Frage: wie steht es mit der Langzeitwirkung? Methoden, um vorübergehend „Gewicht“ (aber nicht unbedingt Fett) zu verlieren, gibt es massenhaft, auch solche, die in relativ kurzer Zeit „wirken“. Abnehmen an sich ist nicht das Problem. Die Bewährungsprobe kommt dann, wenn es darum geht, ob und wie leicht es möglich ist, das neue, reduzierte Gewicht über eine längere Zeit zu halten. Wie sieht das Gewicht nach 5 Jahren aus? Konnte man es halten oder hat man wieder zugenommen? Und wieviel? Darüber habe ich in der von Brigitte Roos genannten Studie keine Angaben gefunden. Deshalb lässt sich nicht sagen, was davon zu halten sei…

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