10/7  Migros-Pranger

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:50

Es ist lobenswert, dass das Migros-Magazin, das mit seiner Millionen-Auflage fast in jeden Haushalt kommt, sich des Themas Übergewicht angenommen hat. In der vorletzten Nummer wurde eine junge Frau porträtiert, die nach einer Magenoperation dabei ist, ihr Normalgewicht wiederzufinden. Es war ein berührender Bericht, der auch die Nöte aufzeigt und die Ausweglosigkeit, in die man durch Adipositas geraten kann.

Eine Woche später schlägt auf der Leserbriefseite den Übergewichtigen der blanke Hass entgegen. Und es ist wohl davon auszugehen, dass dies nur eine kleine Auswahl der Feedbacks ist und bei weitem nicht die schlimmsten darunter. Schieres Unverständnis spricht aus den Zeilen der Schreibenden, die sich darüber empören, dass da Leute, die offenbar kein anderes Hobby haben als hemmungslos zu schlemmen, sich ohne Rücksicht auf die anderen ihre Bäuche vollschlagen, damit diese anderen die teuren Operationen bezahlen müssen, worauf die vormals Dicken dann bedenkenlos weiterfressen können…

Mir wurde fast schwarz vor Augen, als ich diese Gift-Tiraden – aus verschiedenen Blickwinkeln – gelesen habe, die da auf den sensiblen Artikel zurückgekommen sind. Ist es uns tatsächlich immer noch nicht gelungen, die schlimmsten der gesellschaftlichen Vorurteile gegenüber den von Adipositas Betroffenen etwas abzumildern und wenigstens Verständnis zu wecken?! Die  Ausgrenzung einer Gruppe von chronisch erkrankten Menschen ist nach wie vor hart und schmerzhaft. Wie sollen wir da zu vernünftigen, solidarischen Strategien kommen?

Es gibt nur eins: weitermachen mit Aufklärung und Information.


3 Kommentare zu “Migros-Pranger”

  1. Aufklärung und Information ernähren sehr oft die Konfusion! Es geht soweit, dass viele, sehr viele adipöse Menschen der Meinung sind, dass sie nichts dafür können! Deswegen, es muss klar gemach twerden, dass NIEMAND verurteilt ist dick zu sein!!!
    Das ist eine zentrale Voraussetzung zur Vorbeugung und Bekämpfung der Adipositas!

  2. Kommentar zum Kommentar von leoluca criscione

    Ich finde die Sache mit der Schuldzuweisung daneben und hilfreich ist diese schon gar nicht!
    Sie wollen wissen wer für Übergewicht verantwortlich ist?

    Da könnte ich ihnen hunderte Faktoren aufzeigen!
    Diäten und den Jojo Effekt
    Frust
    Stress
    Falsche Informationen
    Keine gescheite Hilfe von den Ärzten und wenn dann machen sie hald ein Magenband…

    Klärt doch endlich gescheit auf und legt Wert auf Empowerment anstelle ständig alles auf das negative zu konzentrieren.

    Ich bin immer noch dick, aber glücklicher, schöner, besser, sportlicher und gesünder als je zuvor!
    Lesen sie meinen Artikel im Kurvenreich http://www.rundnaund.ch/magazin.html und besuchen sie meinen Blog. Ich lasse mich weder verurteilen noch herunter machen.

    Freundliche Grüsse Melanie Dellenbach

    http://www.rubenesque.ch

  3. Susanne Vornholt sagt:

    Herr Criscione mit seiner für Naturwissenschaftler typischen Art und Weise zu argumentieren hat mich heute zum 3. Mal genervt. Bis jetzt habe ich ja versucht, mich mit Kritik an seinen Kommentaren zurückzuhalten. Die Sache ist nicht so einfach, wie er sie jeweils darlegt. Übergewicht ist ein sehr komplexes Thema, vor allem bei Frauen, wo Hormone und Schwangerschaften noch eine zusätzliche Rolle spielen können. Er redet immer nur von der Kalorienbilanz. Diese ist zwar wichtig, klar, aber nicht alleine massgebend. Sonst gäbe es keine Frauen, die sich tagtäglich mit einer tiefen Kalorienzahl begnügen und es trotzdem nicht schaffen, abzunehmen. Ich habe nicht das Gefühl, dass Herr Criscione jemals in seinem Leben übergewichtig gewesen ist, sonst würde er anders reden. Leider haben nach meinen Erfahrungen auch viele Ärzte keine grosse Ahnung von den Zusammenhängen. Den zeitlebens normalgewichtigen Leuten fehlt oft das Gespür und Verständnis für die Vielschichtigkeit des Problems, weil sie es selbst an sich nicht kennen. Oft aber haben sie ganz einfach Glück gehabt. Nicht alle Schlanken ernähren sich sehr gut oder treiben viel Sport, viele hatten oft einfach Glück. Irgenetwas ist bei diesen Menschen anders, ich bin nur noch nicht dahinter gekommen, was es ist. Ich bin mir sicher, dass die Gene und die chemischen Prozesse im Körper eine grosse Rolle spielen. Herr Criscione müsste sich dessen als Naturwissenschaftler eigentlich auch bewusst sein.

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