3/12  Fastfood-Bann

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:35

In Zürich schlägt ein Thema Wellen. Es geht um den Clash der Kulturen: Hochkultur versus Unkultur… gepflegte Dramatik gegen ungepflegte Kulinarik. Oder anders gesagt: im Häuserkomplex, in dem das Schauspielhaus untergebracht ist, soll eine McDonald’s-Filiale einziehen.

Die Kulturwächter schlagen Alarm. Es sei reine Blasphemie, dass in unmittelbarer Nähe zum vielgerühmten Musentempel – und auch unweit des Kunsthauses – eine triviale und unkultivierte Stätte des schnellen Verzehrs eingerichtet werde. Dies bedeute eine Schändung aller kulturellen Werte der Stadt.

Die Befürworter halten dagegen: es sei für die verstaubte Theaterliteratur doch eine begrüssenswerte Wohltat, wenn eine zeitgeistig-aktuelle Verpflegungsstätte ein niederschwelliges Speise-Angebot mache.

Interessant ist, dass in der ganzen Kontroverse eigentlich nie die Rede davon war, dass in relativer Nähe zum geplanten Fastfood-Imbiss Schulhäuser stehen, deren Kids durch den kurzen Weg zu McDonald’s verführt werden könnten, sich am Mittag und in den Pausen vermehrt von dessen Angeboten zu ernähren. – Gleichzeitig wird in der Grafschaft Kent in England ein Gesetz erwogen, das eine klare zahlenmässige Limitierung der Fastfood-Buden im Umfeld von öffentlichen Lehranstalten vorsieht. Denn in England ist bereits jedes vierte Kind zu dick.

Hier liegt wohl der wirklich ernst zu nehmende Grund für Besorgnis. Beim Theater erübrigen sich die kulinarischen Skrupel. Es ist definitiv davon auszugehen, dass zu Shakespeares Zeiten neben dem Theater in Stratford upon Avon nicht luxuriös gepflegte gastronomische Hochkultur angeboten wurde, sondern dass die Besucher all das assen und tranken, was auch zuhause und in den normalen Kneipen auf den Tisch kam. Und wenn fliegende Händler rund ums Theater ihre Fressalien anboten, machte sich niemand Gedanken um den Kulturverfall…

Manchmal möchnte man die Sorgen haben, die wir zu haben meinen.


Ein Kommentar zu “Fastfood-Bann”

  1. Kulturwächter, die die „gesund essen un dick sterben“… http://www.vitasanas.ch/wp/?page_id=368

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