10/7  Mass aller Dinge: der BMI

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:39

Die Weltgesundheitsorganisation hat ihn definiert. Er bestimmt, ob wir nur Übergewicht haben oder ob wir adipös sind und ob medizinische oder andere Interventionen angesagt sind, um uns vor schlimmen Krankheiten oder gar einem vorzeitigen Tod zu bewahren.

In letzter Zeit ist verschiedentlich Kritik laut geworden an dieser Masseinheit bzw. deren Berechnung, da sie keine Rücksicht nimmt auf die tatsächliche Zusammensetzung eines Körpers, den Anteil an Muskelmasse, Fettgewebe und Wasser. Das rein mathematische Verhältnis zwischen Gesamtgewicht und Körpergrösse ergibt ein Indiz, aber keine schlüssige Auskunft über den Zustand.

Es ist inzwischen auch bekannt, dass Menschen im Alter eher etwas schwerer sein dürfen und dabei dennoch gesund bleiben, aber noch gibt es kein anerkanntes Umsetzungsmodul, das dieser Tatsache Rechnung tragen würde. – Zudem kann die Definition von Übergewicht und Adipositas auch je nach ethnischer Herkunft eines Menschen unerschiedlich sein. Dieser Gedanke lag jedenfalls einem Projekt der britischen Gesundheitsbehörde zugrunde.

Diese wollte für ihre Immigrationsbevölkerung mit afrikanischen, asiatischen und anderen Wurzeln aus ethnischen Minderheiten ein besonderes Mass-System als Indikator für gesundheitsrelevante Verhaltens-Änderungen einführen, indem die Grenze für Adipositas „tiefer“ angesetzt würde als bei Weissen, also unter 30. Dieses Projekt gründete sich auf statistische Beobachtungen bei verschiedenen Begleiterkrankungen in der Praxis… Bei genauerer Untersuchung zeigte sich jedoch, dass die Annahme wissenschaftlich nicht zu belegen war, so dass punkto BMI alles beim Alten blieb und sich die gewohnte WHO-Klassifizierung weiterhin auf sämtliche Rassen aus allen Kontinenten bezieht. – Ob wir das gut finden sollen?

 


Ein Kommentar zu “Mass aller Dinge: der BMI”

  1. Renward Hauser sagt:

    Der Body Mass Index wurde 1832 von den Herren Quételet und Kaus „erfunden und von der WHO lediglich als das am einfachsten zu messende und zu rechnende Mass übernommen. Er berücksichtigt weder die Ethnie, noch das Geschlecht, das Alter oder die tatsächliche Körpezusammensetzung. Für den individuell Betroffenen ist er, allein genommen, nicht aussagekräftig genug. Für epidemiologische Massenuntersuchungen taugt er allerdings recht gut, aber er ist kein heiliges Gral der Adipositas.
    Tatsächlich sind Asiaten bei niedrigerem BMI adipös als Weisse und Afrikaner, v.a. Afrikanerinnen dürfen höhere BMI haben. Die dafür im Internet abrufbaren Tabellen nationaler Gesundheitsbehörden geben Auskunft. Die erwähnte britische Untersuchung steht also etwas einzigartig da und Zweifel sind gestattet.

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