24/5  Unter dem Teppich…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:09

Es ist jetzt ein gutes Jahr her. Da berichtete der Tages-Anzeiger (nicht zuletzt basierend auf Informationen aus der SAPS) über einen Adipositas-Chirurgen, der sich im Umgang mit seinen PatientInnen z.T. gröbste Fahrlässigkeiten zuschulden kommen liess und der mit gezielter Falschinformation die Notlage verzweifelter Menschen finanziell ausbeutete.

Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, wo der angebliche „Professor“ sein Unwesen trieb, leitete nach einem Vorstoss der medizinischen Fachorganisation SMOB eine Untersuchung ein. Wir von der SAPS lieferten die belastenden Materialien jener PatientInnen, die sich an uns gewandt hatten und die mit der Weitergabe ihrer Informationen einverstanden waren.

Dann trat Funkstille ein. Auf Nachfrage bei der Gesundheitsdirektion wurde uns im Herbst 2017 beschieden, aus „Amtsgeheimnisgründen“ könne man uns nicht mehr sagen, als dass der betreffende Chirurg für Zürich und die Schweiz keine „Berufsausübungsbewilligung“ mehr habe. Punkt. Ja, man bat noch um Verständnis.

Und nun war letzte Woche in einem aktuellen TA-Bericht zu lesen, dass der „Fall“ für die Gesundheitsdirektion abgeschlossen sei. Der „Professor“ praktiziert inzwischen in der Ukraine und rühmt sich auf seiner Website mit rundwegs erlogenen Behauptungen über seine grossartigen „Erfolge“ in der Schweiz… – Ein Internet-Auftritt, der durchaus geeignet sein könnte, nichtsahnende PatientInnen, denen aus medizinischen Gründen ein chirurgischer Eingriff verweigert wird, in die falsche Hoffnung zu wiegen, sich in der Ukraine eine qualitativ hochstehende Behandlung „kaufen“ zu können… Vor einem solchen Entscheid muss hier in aller Deutlichkeit GEWARNT werden!

Befremdlich an der Sache ist nur: bis jetzt wurde die SAPS, die sich im Interesse der betroffenen PatientInnen an die Gesundheitsdirektion gewandt hatte, mit keinem Wort über die offenbare Einstellung des Verfahrens informiert, ebensowenig wie die Fachorganisation SMOB. Es gibt auch keine Informationen darüber, ob die damaligen Verantwortlichen des Spitals, die diesen Scharlatan – im vollen Wissen um dessen problematische Hintergründe – gewähren liess, zur Rechenschaft gezogen werden.

Ein gesundheitspolitisch mehr als brisanter Vorgang, zu dem wir von der SAPS aus Aufklärung gefordert haben und wo wir auf eine Antwort warten. In der Zwischenzeit können wir nur nochmals betonen: ACHTUNG ! Keine bariatrischen OP’s in der Ukraine! – Und: bitte nicht unter den Teppich kehren!


2 Kommentare zu “Unter dem Teppich…”

  1. Hauser Renward sagt:

    Danke für diese klaren und leider notwendigen Worte
    Dr. med. Renward Hauser
    Past-Präsident SMOB

  2. R.Peterli sagt:

    Vielen Dank für dieses Statement. Dieser Fall zeigt, dass es sehr schwierig ist über die Landesgrenzen hinweg einen Scharlatan und Hochstapler zur Rechenschaft zu ziehen. Auch als Berufsverband ist es und war es sehr schwierig einzugreifen.
    Prof. Ralph Peterli, Präsident SMOB

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