6/1 Hallo, Präsident!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:19 |
Wie ruft man die Politik zum Handeln auf? – Als Barack Obama zum Präsidenten der USA gewählt worden war, hatten 44 Wissenschaftler, alles Spezialisten für Prävention und Therapie der Adipositas, einen Forderungskatalog formuliert und diesen per Brief an Obama geschickt. In der Folge engagierte sich die First Lady persönlich für das Wohlergehen übergewichtiger Kinder.
In Frankreich steht demnächst die Ab- oder Wiederwahl von Präsident Sarkozy an. Dieser politisch richtungsweisende Akt ist Anlass für den französischen Ernährungsspezialisten Dr. Pierre Dukan, sich mit einem Offenen Brief (in Buchform) an den künftigen Präsidenten zu wenden. Es lohnt sich, seine Begründung kurz zu übersetzen:
Alle fünf Jahre wählen die Franzosen ihren Präsidenten. Ich benutze die Gelegenheit um daran zu erinnern, dass jeder zweite Erwachsene übergewichtig ist und jeder dritte an Adipositas leidet. Nichts dagegen zu unternehmen würde bedeuten, dass diese Mitbürger in ihrer Gesundheit und in ihrer Würde entmutigt werden. Etwas gegen ihr Übergewicht zu tun bedeutet gleichzeitig einen frontalen Angriff auf die Interessen und die Lobbies der einflussreichsten Unternehmen unserer Wirtschaft, vor allem im Lebensmittel- und im Pharma-Sektor.
Mehr als vierzig Jahre tägliche Praxis in der Ernährung haben mich davon überzeugt, dass die neue Plage Adipositas weniger zu tun hat mit dem Stoffwechsel und dem Kalorien-Haushalt, als vielmehr mit dem tiefen menschlichen Bedürfnis, sich mit Nahrung zu erwärmen, um die Kälte unserer marktorientierten Gesellschaft zu ertragen.
Ich schlage unserem nächsten Präsidenten deshalb vor, ein humanaitäres Gesundheits- und vor allem Wirtschafts-Projekt zu lancieren, das die Franzosen nicht mehr länger daran hindert, abzunehmen. Und mit dem Frankreich dank seiner ausserordentlichen Fähigkeiten und seines guten Rufes die Weltführerschaft im Kampf gegen die Adipositas übernehmen könnte, was uns zugleich einen enormen, weltweiten Markt eröffnen würde.
An Selbstbewusstsein mangelt es dem Franzmann offensichtlich nicht. Aber seine Ankündigung weckt Neugier auf das Buch, das gestern erschienen ist. Wie sieht sein Projekt in der Praxis aus? Ist es realistisch und realisierbar? Auch in einem demokratischen Staat, der nicht von der Zentrale aus gelenkt wird? – Unser neuer Innen- und Gesundheitsminister hat – wie sein Vorgänger – den Vorteil, dass er Französisch versteht. – A vous, Monsieur Berset!