Suchergebnisse zu «Schmauen»


7/12  Bei Aeschbacher

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:21

Danke, Kurt. Es war ein angenehmes Gespräch. Wir kennen uns von früher aus unserer gemeinsamen Medienarbeit und es gab keinen Moment auch nur die leiseste Befürchtung, irgendwie aufs Glatteis geführt zu werden. Die Redaktion hatte sich und ihn gut vorbereitet und es machte Spass, über die Thematik laut nachzudenken, die mich im Alltag beschäftigt, seit ich mich um die Adipositas-Stiftung kümmere.

Dass es nicht einfach ist, Botschaften zu vermitteln, die zutreffen, die betroffen machen und die – wenn es hoch kommt – auch etwas bewirken können, das habe ich gemerkt. Zu danken ist auch dem Publikum, das unser Gespräch aufmerksam begleitet und sensibel reagiert hat. – Ich hoffe und wünsche mir, dass durch diesen öffentlichen Auftritt die Übergewichtsthematik in all ihrer Komplexität für manche etwas greifbarer geworden ist. Und wenn unter dem Strich dann auch noch etwas – im Sinne einer Spende oder von Mitgliedschaften – in unserer Kasse bleiben sollte, dann können wir dem nächsten Jahr getrost entgegeblicken… Die entsprechenden Links befinden sich auf Aeschbis Website. Danke im voraus!

PS: Ich beginne, einzelne Aspekte des Schmauens im wahrsten Sinne des Wortes auszukosten. Habe heute im Bahnhof Bern an einem Weihnachsstand ein Stücklein Mostbröckli gekauft, naturbelassen und frisch… und tatsächlich hat sich beim intensiven Bearbeiten im Mund ein natürlicher, voller Geschmack entfaltet, wie ich ihn bei Fleisch schon lange nicht mehr verspürt habe… und dass ich beim Frühstück an einer 25-Gramm-Scheibe Vollkornbrot sage und schreibe eine halbe Stunde haben könnte, das hätte ich vor einer Woche noch nicht für möglich gehalten…


5/12  Ach, Herr Lagerfeld

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:45

Sandra Maischberger auf der ARD im Gespräch mit Karl Lagerfeld. Und die Rede kommt nicht ganz unerwartet auf die magersüchtigen Models und das Schönheitsideal, das viele Frauen in einen Teufelskreis von Diäten und Übergewicht treibt.

Lagerfeld will davon nichts wissen. Dünn ist für ihn schön, weil die Kleider so gut zur Geltung kommen. Dick ist für ihn hässlich, er würde nie Mode für übergewichtige Menschen kreieren. Dass Models und Schauspielerinnen sich mager hungern, ist für ihn kein Problem, denn das ist ein Opfer, das sie bringen müssen, wenn sie diesen Beruf wählen. Und niemand zwingt die Frauen, sich an irgend einem modischen Vorbild zu orientieren.

Das Weltbild von Lagerfeld ist praktisch: Die Armen haben einfach Pech, dass der Reichtum ungerecht verteilt ist. Von Ausgleich hält er nichts. Wenn jemand es nicht geschafft hat, zu Reichtum zu kommen, dann ist er entweder zu dumm dazu, oder selber Schuld. – Er war einmal übergewichtig. Gesundheitliche Probleme hatte er nicht, es ging ihm um die Ästhetik. So nahm er 42 Kilo ab und erfand seine eigene Diät. Heute isst er nur noch, was gut ist für ihn und er hat sich so weit konditioniert, dass „ungute“ Lebensmittel ihm vorkommen „wie aus Plastic“…

Zum Glück muss er mir nicht sympathisch sein und ich bewundere Frau Maischberger, die während des ganzen Gesprächs „cool“ bleibt, auf anteilnehmender Distanz und ausgesprochen freundlich, aber doch ordentlich frech.

PS: Einen weiteren Schmau-Erfolg gibt es zu vermelden. Nach der Wassergymnastik sitze ich mit Freund Rolf bei Guido in der Beiz und anhand einer Doppelpackung Bierstängel erkläre ich ihm das Schmauen und dessen Vorzüge, gerade für ihn, der wegen seinem Diabetes aufs Gewicht achten muss. Zu zweit teilen wir uns die eine der beiden Stangen, klauben den Kümmel und die grossen Salzkristalle weg und knabbern bzw. schmauen übenderweise fingernagelgrosse Stücke, wobei wir wetteifern, wer von beiden länger an seinem Bissen kauen kann. Das Triumphgefühl ist beachtlich, als wir bemerken, dass wir nach vierzig Minuten den einen Stängel vertilgt hatten… und so satt waren, dass wir den zweiten nicht mehr mochten. – Wenn das Schule macht?


4/12  Die Un-Diät

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:34

Eine Diät, die gar keine ist, ist wie ein schwarzer Schimmel. Oder so ähnlich. Die Kunde kommt natürlich aus Amerika. Auch dort hat es sich herumgesprochen, dass vor immer neuen Wunderdiäten gewarnt wird. Und auch dort beginnt sich die Erkenntnis auszubreiten, dass es müssig ist, auf die Wunderpille zu warten, die uns schlank macht, ohne dass wir selber dazu beizutragen hätten.

Also muss es doch noch irgend etwas anderes geben, das weder eine Diät noch eine Pille ist und das man den heilsgläubigen Dickerchen gegen gute Dollars verkaufen kann… was mag das bloss sein?

Eben: die Un-Diät, in Form eines Sprays! Und weil ein Spray allein etwas gar mickrig wirkt, gibt es grad deren drei: drei handliche kleine Zerstäuber, die in jede Tasche passen, und deren Inhalt unterschiedlich zusammengemixt ist. Der erste – er heisst Weightshield (Abwehrschild gegens Gewicht) – wird am Morgen vor dem Frühstück in den Mund gesprayt und soll den Stoffwechsel in Schwung bringen und die Fettverbrennung ankurbeln. – Der zweite – er heisst Appease (beruhigen, beschwichtigen) – wird vor dem Abendessen eingesprüht und soll den Appetit dämpfen mit Stoffen aus dem Hoodia-Kaktus, den die Buschmänner seit tausend Jahren benutzen, und aus Citrin K, dem sagenhafte gewichtsreduzierende Fähigkeiten nachgerühmt werden. – Der dritte Spray heisst Simply Trim (was man mit „einfach perfekt“ übersetzen könnte) und enthält einen schillernden Mix aus allen Substanzen, die irgendwie mit Gewichtsabnahme in Verbindung gebracht werden, und den soll man mittags benutzen und überhaupt immer, wenn einem während des Tages nach Essen gelüstet.

Präsentiert wird UnDiet auf der entsprechenden Website von knackigen jungen, nabelfreien Damen, die sofort den Gedanken wecken, dass genau so auch aussehen wird, wer sich das Zeugs nur kräftig in Mund und Rachen sprüht. – Lukrativ ist es allemal, kostet doch ein Dreierset der Sprays knapp 70 Dollar, und soll eine Woche halten,

Mir wird schwindlig, wenn ich mir vorstelle, mit welch hoffnungsvollen Gefühlen zig-Tausende von Adipösen nach diesem Strohhalm greifen mögen… da fällt mein Blick zum Glück im Wörterbuch noch auf eine weitere Bedeutung des Ausdrucks „trim“: amerikanisch/familiär bedeute dies so viel wie „übers Ohr hauen„… Simply Trim, bei jeder Gelegenheit. Ein ehrliches Motto!

PS: Ich mag auch gar nicht daran denken, was so eine Sprayerei mit all diesen aromatisierten Sonderstoffen auf der Zunge und in der Mundschleimhaut anzurichten vermag. Im Schmauen-Kurs hat man mir erklärt, dass die Geschmacks-Wahrnehmungs-Zellen im Mund die sensibelsten Nerven sind und dass zum Beispiel schon das Rauchen eine richtige Aroma-Empfindung gefährden kann… ich bin eben dabei, den vielfältigen Reichtum alltäglicher Speisen neu zu entdecken… völlig ungetrimmt.


3/12  Was die Welt isst

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:03

Man nehme: eine Familie in einem Land. Bringe sie dazu, ihre kompletten Einkäufe für eine ganze Woche an einem einzigen Tag zu tätigen und die Lebensmittel malerisch zu arrangieren. Und dann mache man das mit Familien rund um den Erdball… und so erhält man ein absolut spannendes Abbild der Nahrungs-Situation auf allen Kontinenten.

Der Fotograf Peter Menzel und die Journalistin Faith d’Aluisio haben dies gemacht und insgesamt 30 Familien in 24 Ländern hinter dem abgebildet und beschrieben, was sie im Laufe einer Woche verzehren. – Die deutsche Ausgabe von GEO hat 2005 eine erste Auswahl der Bilder veröffentlicht mit Familien aus Asutralien, dem Tschad, China, Ecuador, Deutschland, Kuweit, Okinawa, Polen und USA.

Die Bilder sprechen für sich. Sie zeigen auf, in welchen Ländern die Menschen noch „natürlich“ von den Produkten ihres Landes leben, und wo der Speiseplan dominiert wird von vorfabrizierten, verarbeiteten Lebensmitteln. Und es liegt nahe, zu kontrollieren, wo sich wohl am meisten Übergewicht abzeichnet. Der Kommentar im GEO-Text formuliert eine harte Aussage: Übergewicht ist die normale Reaktion des Körpers auf eine krankmachende Umwelt.

Die Spanische Zeitung El Pais publizierte alle Bilder und es ist spannend, diesen bunten Reigen durchzublättern. – Schliesslich sind alle Bilder, ergänzt mit 600 Rezepten, auch als Buch erschienen… – Ketzerische Frage in vorweihnächtlichen Tagen: wie lange mag es wohl noch dauern, bis auf allen Tischen in allen Ländern die gleichen Packungen und Marken der gleichen globalen Foodproduzenten stehen? – Wetten werden angenommen.

PS: Erste Erfahrungen mit „Schmauen“ sind positiv. Man gewöhnt sich rasch daran und hat plötzlich an einem einzigen Stück Brot zum Frühstück „mehr“ als früher an dreien, auch ohne Butter und Konfitüre… und im Restaurant ist es mir seit langer Zeit zum ersten Mal wieder passiert, dass ich den Teller nur zur Hälfte leer essen mochte, nicht „bewusst“, sondern weil ich einfach satt war. Das fängt ja gut an.


2/12  Die Kau-Revolution

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:13

Anfang dieses Jahres war es. Da bin ich beim Stöbern auf der Suche nach einem Thema auf einen mir bis dato unbekannten Begriff gestossen: Schmauen.

Ich schrieb meinen Blog und staunte nicht schlecht, als sich wenige Tage danach der Erfinder dieses Kunstwortes – Zusammengesetzt aus Schmecken und Kauen – bei mir meldete: er war beim Googeln auf meinen Text gestossen… – Nun, vor zehn Tagen hat sich Jürgen Schilling wieder bei mir gemeldet. Er werde am 2. Dezember in Wallisellen ein Schmauen-Seminar veranstalten, ob mich das interessiere und ob ich allenfalls auf der SAPS-Website einen Hinweis bringen könnte.

Ich konnte und es interessierte mich. Um 11 Uhr fand ich mich heute im Seniorenzentrum Wallisellen ein. Rund sechzig Leute waren schon da und ein TV-Team von der SF 1-Sendung PULS, die am Montag, 8. Januar 2007 kurz berichten wird. – Schilling, ganz routinierter Entertainer, hob ab zu einer insgesamt vierstündigen Performance, in deren Verlauf er die andächtig lauschenden Teilnehmerinnen (und einige Teilnehmer) in die von ihm entwickelte Kunst der „richtigen“ Nahrungsaufnahme einführte.

Wie es sich für ein Seminar gehört, wurden wir Schritt für Schritt mit Theorie und Praxis vertraut gemacht. Wir lernten, wie man ein kleines Stück trockenen Brotes nur mit Speichel und einer saugend-massierenden Bewegung der Zunge am Gaumen in seine geschmacklichen Bestandteile und Nährwerte zerlegt, wie man diese Elemente aus dem Speisebrei herausschmecken und so auch den Unterschied zwischen naturbelassenen und „behandelten“ Produkten auf der eigenen Zuge erfährt.

Wir lernten, wie man lernen kann, die Speisen lange im Mund zu behalten und so lange zu kauen, bis der Prozess der Zerlegung der Kohlenhydrate einsetzt und ein angenehm süsses Empfinden die Mundhöhle erfrischt… wir erfuhren etwas über die meditativen Aspekte, dem Yoga verwandt, weshalb Schilling sein Seminar auch unter das Motto „Yoga des Kauens“ gestellt hatte… – Diese Revolution des Kauens ist einfach zu erlernen. Sie ist ausführlich beschrieben im Buch „Kau dich gesund!“, und – davon ist Schilling überzeugt – wäre, würde sie konsequent angewandt, die Lösung für die Adipositas-Prävention, ein Mittel gegen Diabetes (ein medizinisches Gutachten bescheinigt entsprechende positive Auswirkungen) und überhaupt der Schlüssel zu körperlichem Wohlbefinden.

Ich bin von der Einfachheit dieser Methode angetan und habe im Sinn, sie bis auf weiteres auszuprobieren. Ich kenne zwar – leider – die Grenzen meines Durchhaltevermögens. Man wird davon hören. Ganz nach dem Motto: Sch(m)auen wir mal!