4/4 Schmauen – neu entdeckt
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 18:19 |
Es war vor elf Jahren. Da war ich per Zufall auf eine ganz spezielle Art der Nahrungsaufnahme gestossen: das Schmauen. Ich hatte eine Demonstration besucht, war begeistert und habe einen Blog verfasst mit dem Titel Die Kau-Revolution. Ich habe mir damals vorgenommen, diese verblüffend einfache Technik im Umgang mit den Speisen inskünftig anzuwenden und auch darüber zu berichten.
Aber wie es mit den guten Vorsätzen so ist: eine zeitlang hat es geklappt, dann etwas weniger, dann schliesslich gar nicht mehr… Bis ich mich auf der Suche nach „alternativen“ Konzepten zur Gewichtsreduktion ans Schmauen erinnert habe und dessen Erfinder, Jürgen Schilling, als einen der Referenten für unseren SAPS-Informations-Tag vom 10. Juni 2017 gewinnen konnte.
Um mich mit der Materie wieder vertraut zu machen, habe ich eines seiner Schmau-Seminare in München besucht, und die Begeisterung hat sich erneut eingestellt, ja noch potenziert! Das mag auch daran liegen, dass Jürgen Schilling mit seiner ansteckend-charismatischen Leidenschaft für die von ihm entwickelte Essens-Technik uns SeminarteilnehmerInnen in seinen Bann zu ziehen vermochte. Zum andern und wichtigeren jedoch lag es an der schlichten Einfachheit des Prinzips, das eine so wichtige Erkenntnis für unseren täglichen Umgang mit Nahrung in einige wenige, einleuchtende Grundsätze zusammenfasst.
Unbestritten: wir essen heute zu oft, zu schnell, zu viel und zu „ungesund“. Zwei Drittel aller sogenannten nichtansteckenden chronischen Krankheiten (von Übergewicht/Adipositas über Diabetes, Herz-Kreislauf-Störungen, bis zu Krebs) stehen direkt in Verbindung mit einer „falschen“ (das heisst ungesunden) Ernährung und mit Bewegungsmangel.
Die Lebensmittelindustrie versucht mit aller Macht, uns dazu zu verführen, immer mehr zu konsumieren, möglichst permanent zu futtern, ausgesetzt einem Trommelfeuer, das über die Werbung und mit raffiniertem Marketing alle unsere Sinne bearbeitet. Dabei fällt es uns trotz der Fülle an Informationen, über die wir verfügen können, immer schwerer, „gutes“ Essen von industriellem Junk-Food zu unterscheiden.
Und da setzt das Schmauen ein. Beim Mund, der das erste Ventil für den Einlass der Nahrung in unseren Körper ist, verfügen wir über geniale Werkzeuge: die Zähne zum Zerkleinern des Materials, die Zunge zur vielfältigen mechanischen Verarbeitung und den Speichel als quasi magische Substanz, welche aus den Nährstoffen das Wesentliche an Geschmack herausholen und die optimale Verdauung der Lebensmittel vorbereiten kann.
All dies geht ersatzlos verloren, wenn wir eilig einen möglichst grossen Happen schnappen, ihn quasi unzerkaut hinunter schlucken, die Gabel mit dem nächsten Bissen schon unterwegs zum Mund… wir haben es verlernt, auf die Reaktion des Körpers zu hören, wir sind im Stress, es muss rasch gehen (auch wenn uns keiner unser Essen streitig macht).
Schmauen ist das Gegenteil: es geht nicht nur darum, einen kleinen Bissen Speise möglichst lang zu kauen (das hat uns schon die Grossmutter gesagt, das ist nicht neu), es geht vor allem auch – und das ist für mich die wesentliche neue Erkenntnis aus diesem Seminar – darum, „richtig“ zu schlucken. Nämlich nicht den ganzen Mund-Inhalt auf einmal (als wäre man im Dschungelcamp), sondern in möglichst vielen, winzigen Schlückchen, immer nur gerade das uns so viel, wie sich der Speisebrei unter der enzymischen Wirkung des Speichels im Mund in eine dünnflüssige Substanz verwandelt hat.
Diesen Effekt an verschiedenen Materialien, von trockenem Brot über Früchte, Gemüse bis zum Käse, erleben zu können, war eine der zentralen Einsichten des Schmau-Seminars. Auf diese Weise lässt sich selbst eine kleine Portion Speise über eine erstaunlich lange Zeit hin „auskosten“ und entwickelt einen ungeahnten Sättigungseffekt. Dabei ist es wichtig, nach jedem Bissen die Gabel und das Messer abzulegen, sich zurückzulehnen, allenfalls die Augen zu schliessen, und diesen neuen, bewusst-achtsamen Kau-Vorgang innerlich zu zelebrieren. (Das geht übrigens auch mit den Getränken, doch davon ein andermal.)
Dass „es“ auch im Alltag funktionieren kann, habe ich mir in den letzten Tagen zu beweisen versucht. Bislang mit Erfolg. Nun möchte ich diesmal dran bleiben, zur Unterstützung meines ohnehin laufenden Programms. Ich werde auf das Thema und seine Hintergründe zurückkommen. Wer sich dafür interessiert, merkt sich am besten unseren sapsTag vom 10. Juni 2017 vor. Der Eintritt ist frei.
6/1 Schmauen Sie?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:40 |
„Nume nid gschprängt!“ – Das ist Berndeutsch. Nicht meine „direkte“ Muttersprache, denn meine Mutter stammte aus Zürich und hat (gottlob!) zeit ihres Lebens standhaft darauf verzichtet, einen ihr fremden Dialekt imitieren zu wollen. Aber es ist mein sprachliches Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin und die erste Hälfte meines Lebens verbracht habe. Drum bin ich dem Idiom auch treu geblieben.
Trendmässig müsste man die drei Worte übersetzen: „Bloss keine Hektik!“ (Oder auch: „Kein Stress, Mann, ey!“). Und wenn sich das aufs Essen beziehen soll, dann eröffnen sich neue Perspektiven. Gerade nachdem nun die diversen Dreikönigskuchen verspeist sind, die „einfachen“, luftig-leichten, und die hochkomplexen aus der Premium-Confiserie, die gugelhupfig-kompakt sind und einen Haselnuss-Püree-Boden haben…
Vielleicht hat die Gewichstszunahme, der wir uns über die Festtage mutwillig ausgesetzt haben, auch etwas zu tun mit dem Tempo, in dem wir uns übers Essen hergemacht haben: Je schneller wir essen, desto grösssere Mengen bringen wir vom Tisch. Das Motto müsste heissen: „Langsam is(s)t weniger!“
Dafür gibt es zwei unterschiedliche Formeln: Sich selber genussvoll mit erlesenen Speisen verwöhnen, dem sagt man „Slow Food“. Das ist eine internationale Bewegung, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Menschen wieder zu sensibilisieren für echte, natürliche und auf tarditionelle Weise zubereitete Speisen, kein Fast-Food, kein „Techno-Frass“, keine emulgierten, stabilisierten und sterilisierten Lebensmitel, die ja gar nicht mehr leben und daher eigentlich „Gestorbenmittel“ heissen müssten… Der Präsident der Schweizer Slow-Food-Fraktion lebt in Zürich, ist ein begnadeter Koch, Gourmet und Weinkenner, und wer sich vornimmt, im neuen Jahr an sich weniger, aber immer noch gut zu essen, dem empfehle ich, diese Philosophie zu studieren.
Die andere Formel heisst „Schmauen“. Das ist nicht Berndeutsch und auch kein Druckfehler, sondern eine Wort-Kombination aus Schmecken und Kauen. Ältere Semester kennen die Technik unter dem Stichwort „Fletschern“: Man nimmt einen kleinen Bissen Nahrung in den Mund, speichelt ihn ein und kaut ihn so lange und gründlich, bis daraus ein feines Breilein, eine Flüssigkeit geworden ist, die nicht nur leichter verdaut werden kann, sondern auch viel rascher sättigt.
Magenband-TrägerInnen kennen diese Praxis auch. Sie ist verblüffend und eröffnet überraschende geschmackliche Perspektiven. Wenn man es einmal probewise versucht, ist man fasziniert. Nur: leider geht es damit wie mit vielen guten Vorsätzen: Man fasst sie, praktiziert sie testweise – und kommt dann irgendwann, früher oder später, doch wieder davon ab. – Versuchen wirs trotzdem mal?
12/6 Achtsam essen – wie geht das?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:03 |
Nachhaltig ist ein Zauberwort. Wer etwas auf sich hält, verwendet es für alle möglichen Verhaltensweisen. Dabei kann es vielerlei bedeuten: die Berücksichtigung des eigenen (und fremden) ökologischen Fussabdrucks im Alltag, die Ausrichtung aller Handlungen auf eine grösstmögliche Ressourcen-Schonung („Wenn die Äpfel aus Chile eingeflogen werden, kaufe ich sie nicht…“) und auf eine minimale Belastung der Umwelt…
Und das zweite magische Wort heisst „achtsam“. Es bedeutet, dass man rücksichtsvoll und bewusst, schonend und mit sanfter Anteilnahme mit etwas umgeht… „Achtsam essen“ steht im Kontrast zum hastigen Verschlingen von FastFood (schon der Name sagts), zum Essen unter emotionalem Stress, aus Ärger oder Frust, oder als Trost für erlittenes Ungemach…
Dass ein „achtsamer“ Umgang mit der Nahrung sich positiv auf den Essenden auswirkt, wurde jetzt in einem Diät-Experiment in Salzburg wissenschaftlich nachgewiesen. Dreiundvierzig Probanden unterzogen sich diesem Versuch: die eine Hälfte wurde instruiert, worauf sie beim Essen achten musste, um sich nicht unkontrollierten Emotionen und externen Einflüssen und Reizen auszuliefern und wie sie gründlich, sorgfältig und lange kauen sollten, um den vollen Geschmack aus den Speisen zu holen und die Sättigung mit allen Sinnen wahrzunehmen, während die andere Gruppe keine Instruktion erhielt und „einfach drauflos essen“ konnte.
Das Resultat war verblüffend: die „achtsame“ Gruppe hatte am Ende des Versuchs deutlich Gewicht reduziert und hielt das neue Gewicht auch Wochen später noch, während die nicht-instruierte Kontrollgruppe nicht abgenommen hatte. Wer „achtsam“ isst, lernt wieder, auf die Signale des Körpers zu hören, die Ernährung gewinnt an Qualität. Entscheidend ist auch das bewusste, lange Kauen.
Kommt uns das bekannt vor? Wird hier durch eine wissenschaftliche Studie erhärtet, was unser „Schmau-Meister“ Jürgen Schilling schon vor Jahren herausgefunden und propagiert hat? Schön für ihn und für alle, die den Weg zur Achtsamkeit beim Essen finden und praktizieren können.
21/6 Struktur und Kalorien
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:02 |
Und die Grossmutter hatte doch recht. Denn nun scheint wissenschaftlich erwiesen, dass weniger Kalorien zu sich nimmt, wer lange und langsam kaut beim Essen. Die Textur/Struktur der Nahrung spielt dabei neben dem Geschmack eine wesentliche Rolle: ob hart, weich oder flüssig, der jeweilige Aggregat-Zustand einer Speise beeinflusst die sensorische Wahrnehmung im Mund und damit auch die Menge der Kalorien, die aufgenommen wird.
Zu diesem – eigentlich ja nicht verblüffenden – Resultat ist eine Forschergruppe in Singapur gekommen. Sie hat die Zusammenhänge zwischen der strukturellen Beschaffenheit von Lebensmitteln, der Art, wie diese verspeist und wie sie vom Organismus insgesamt „wahrgenommen“ werden, untersucht.
Erste Erkenntnis: je „solider“ (bissfest) ein Lebensmittel ist, umso nahrhafter wird es wahrgenommen, da es intensiver im Mund bearbeitet (gekaut) werden muss und sich so besser mit den Geschmacksknospen verbindet. Stark gesüsste, flüssige Produkte werden automatisch in grösseren Mengen geschluckt, ohne dass sie sättigend wirken. Was neben dem Zuckergehalt einer der wesentlicvhen Gründe dafür ist, dass Süssgetränke dick machen.
Wenn man bei „fester“ Nahrung das Verzehr-Volumen dank ausgiebigerem Kauen – „Schmauen“ lässt grüssen! – von 50 Gramm pro Minute auf 40 Gramm pro Minurte reduziert, so verringert sich dadurch die Menge der Kalorien um 10-15%.
Die Forscher in Singapur nehmen an, dass sie mit ihren Studien für manche Anbieter im Lebensmittel-Bereich interessante Perspektiven aufgezeigt haben, wie die Wahrnehmung von Speisen im Interesse eines gesunden Lebensstils verbessert werden kann.
Aber eigentlich hat dies das Müetti schon lange gewusst.
28/10 Kontrollmaschine
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 0:04 |
Da war diese Meldung in der Zeitung von der Maschine, mit der man langsames Essen lernen kann. Das Teil wird zurzeit in England an übergewichtigen Jugendlichen erprobt. Der Teller steht auf einer Waage, die an einen Computer angeschlossen ist. Dieser registriert, wieviel der Esser mit jedem Bissen vom Teller nimmt und wieviel Zeit zwischen den einzelnen Bissen vergeht bzw. zeigt durch ein akustisches Signal an, wann es so weit ist, dass man sich wieder bedienen darf.
Wenn die Patienten sich an diese Signale halten, wird dadurch das Esstempo deutlich verlangsamt, es wird länger gekaut (was ganz im Sinne des Schmauens wäre) und die Menge der verzehrten Nahrung wird über das Gewicht kontrolliert. – Dieses Gerät trägt der Tatsache Rechnung, dass viele Übergewichtige erfahrungsgemäss zu schnell essen, sie „schlingen“ und führen sich so eine zu grosse Menge zu, die vom Magen gar nicht richtig registriert und als „sättigend“ wahrgenommen werden kann.
Die Maschine sei so konstruiert, dass sie auch sprechen kann. Isst der Proband mehr, als ihm von seinem Diätplan her bekommt, so fragt die Stimme: Bist du noch hungrig? Nichts wird im Bericht darüber ausgesagt, wie die Maschine reagiert, wenn man ihr keine Antwort gibt und einfach weiter isst…
1/2 Die Mandel
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:27 |
Wir trafen uns in Bern, in der Lobby des Hotels Bellevue-Palace, neben der Bar, in der während den Sessionen schon so viele Politkomplotte geschmiedet worden sind. Es ging darum, mit einem Pharma-Anbieter die Möglichkeiten für eine Sponsoring-Partnerschaft auszuloten.
Wir bestellten Mineralwasser. Und die Bedienung brachte dazu ein Schälchen mit Salzmandeln. Von der besonderen Sorte, knusprig geröstet, in strahlendem Weiss, mit den kleinen Kristallen bestreut. Es ist die Art von Apéro-Versuchung, der ich zu vorgerückter Stunde in einem Lokal einfach nicht widerstehen kann. Es ist verhext, aber die Barkeeper stellen die Dinger immer direkt vor meine Nase, als spürten sie instinktiv, dass bei mir ein markantes Verführungspotenzial vorhanden ist.
Und wenn ich einmal begonnen habe, gibt es kein Halten mehr. Völlig selbständig und ohne Willens-Steuerung wandert meine Hand zu den weissglänzenden Dingen, die Finger picken sich eines heraus und schieben es möglichst unauffällig zwischen die Lippen, wo es knackend zwischen den Zähnen verschwindet, zerrieben und zermalmt wird, wieder und immer wieder… und ich bewundere die Menschen, die ungerührt und emotionslos einen ganzen Abend lang vor einer solchen Quelle der Knabberlust verharren können, ohne auch nur ein einziges Mal zuzulangen.
Heute Nachmittag habe ich während des einstündigen Gespräches zwar oft auf die Mandeln geblickt, aber ich konnte mich beherrschen. Stolz erfüllte mich und mischte sich auf angenehme Weise mit einem guten Gefühl, das mich beschlich, während ich meinen Gesprächspartnern schilderte, was unsere Stiftung so leistet, mit wenig Personal und viel Goodwill und grossem Engagement…
Erst ganz am Schluss, wir waren eben dabei, uns für einen nächsten Termin zu verabreden, in einem unbewachten Augenblick, quasi, schon im informellen Ausklang des Treffens, schnellte die rechte Hand elegant über das runde Tischchen, griff sich schwupps einen einzigen Kern und liess ihn in den Mund gleiten… Einen einzigen. Ich schaffte es, mich aus dem Bannkreis der Mandeln zu lösen, zuckte entschuldigend die Schultern, stand auf und verabschiedete mich.
Ich hatte über den Instinkt des Kellners und über meine eigene Verführbarkeit gesiegt. Und ich kaute auf dem Weg zum Bahnhof noch lange auf der einen Mandel herum, sie und ihren salzigen Nachgeschmack so richtig breit auskostend… und es wurde mir erst später, beim Lesen der neuen Blog-Einträge, bewusst, dass ich damit die Antwort an meine Schmauen-Protagonisten schon vorweg genommen hatte.
3/1 Zurück zum Alltag
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:58 |
Dass die Feiertage vorbei sind, das merkt man an der Rückkehr der alltäglichen Stoffe ins Leben. Ein Bilderbuch-Tag im Büro, als hätten die Geschäfte gar nie den Atem angehalten: Anfragen um Auskunft, ein Foto-Termin, Überarbeitung des Internet-Auftritts und Aufschaltung einer neuen Seite mit einer Helpline-Info, Abarbeitung der restlichen Neujahrswünsche, Beantwortung von Anfragen für eine Zusammenarbeit und Vorbereitung des Jahresabschlusses, erster Entwurf für ein Referat, das in vier Wochen zu halten ist vor hörbehinderten Teilnehmern, bei denen in besonderem Masse die optische Illustration der Folien zu berücksichigen ist…
Und zum Abschluss dann die Nachricht aus den New York News vom 1. Januar 2007: eine Auswertung der Ursachen für Zugsverspätungen bei der New Yorker U-Bahn hat ergeben, dass der Hauptgrund für Verspätungen bei jungen Frauen liegt, die zur Hauptverkehrszeit ohnmächtig werden, weil sie unternernährt sind.
Teenager, die abnehmen wollen, lassen schon mal ein Abendessen und ein Frühstück aus, dann wird ihnen auf dem Weg zur Arbeit erst schwindlig, dann schwarz vor den Augen, schliesslich klappen sie zusammen und müssen mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden.
Rund 400 Zwischenfälle pro Monat werden von „kranken Fahrgästen“ verursacht. Dies ist die dritthäufigste Art von Störungen. Die Vorschriften legen fest, dass der Zugführer bei den Betroffenen bleiben muss, bis medizinische Hilfe eintrifft. Dies kann zuweilen dauern und führt zu Strecken-Blockaden, vor allem dann, wenn bei einer Station keine Ausweichmöglichkeit besteht.
Dies hat nun zur Folge, dass an sieben U-Bahn-Knotenpunkten ein spezielles medizinisches Nothilfe-Zentrum eingerichtet wurde, von wo aus ein Arzt oder eine Krankenschwester rasch zum Einsatz kommen können. – Ich habe noch nicht herausgefunden, ob die laufenden Verspätungen im S-Bahn-Betrieb östlich von Zürich während der morgendlichen Rush-Hour ebenfalls auf solche Ursachen zurück zu führen wären… Das könnte doch ein hübsches Antritts-Geschenk sein für den neuen SBB-Chef.
PS: Das Schmauen hat in der Praxis die Festtage leidlich überdauert. Es ist als Begriff und als Verhaltensweise im Bewusstsein präsent und steuert die Essensgewohnheiten, selbst wenn es nicht sklavisch und bis zur Perfektion ausgeübt wird… Das halte ich für eine positive Einwirkung auf meine Essgewohnheiten. – Am kommenden Montag, 8. Januar, ist in der Medizin-Sendung PULS auf SF 1 ein Kurz-Beitrag zum Thema vorgesehen.
25/12 Alle Jahre wieder
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:35 |
…wiederholt sich das gleiche Ritual, einmal abgesehen vom christlichen Brauchtum, das sich in den familiären Verrichtungen festgesetzt hat und das auf Erfüllung drängt, ob man will oder nicht.
Nein, alle Jahre wieder nimmt man sich vor, am Heiligabend zwar ein genüssliches Spezialmahl zu sich zu nehmen, dabei aber doch die Prinzipien der vernünftigen Ernährung nicht ausser Acht zu lassen und diesmal wirklich kleinere Portionen zu schöpfen, langsamer zu essen – wobei man sich ja nun auf die segensreichen Erkenntnisse des Schmauens abstützen könnte – und nicht mehr nachzuschöpfen, wenn die erste Portion verspeist ist…
Aber als wäre es die Generalprobe für das Fassen von guten Vorsätzen am Silvester: wenn dann die Tafelrunde so traut beisammen sitzt, wenn sich das Kerzenlicht in den Augen bzw. den Brillengläsern spiegelt, wenn vom Nebenzimmer herüber dezent die Turmbläser aus dem Radio klingen… dann sind die Pläne wie weggepustet und das Leben nimmt seinen Lauf.
Und wenn man dann am andern Morgen früh unter der Bettdecke wach liegt, den Weihnachtstag in seiner ganzen kulinarischen Unschuld noch vor sich, dann hat man das Gefühl, als liege eine mittlere Bleiplatte auf dem Bauch, so schwer macht sich das viszerale Fett im Verein mit dem schlechten Gewissen… Dabei ist man überzeugt: so arg viel kann es ja eigentlich gar nicht gewesen sein, diese drei Tranchen vom Filet im Teig, dieser Salat und die Terrine zur Vorspeise. Und auch das Dessert allein kann es nicht ausmachen: harmlos weisse Panna Cotta, auf dem rubinroten Coulis aus Himbeeren… vielleicht um Mitternacht dann die ausgebackene italienische Teigspezialität mit dem Muskatwein…
Und am Schluss war es eben doch wieder – wie im richtigen Leben – die Summe von allem, die Gesamtmenge, das Total. Gut zu wissen, für das nächste Mal.
PS: Der Eintrag von Jürgen Schilling zu meinem gestrigen Blog macht mich wirklich verlegen: ich bin ja dankbar für interessante Themen, von denen ich mir auch eine gewisse Nützlichkeit erhoffe. Aber ich sehe mich nicht als neuen Propheten einer Heilslehre, von deren Segen ich nun die Menschheit überzeugen müsste. Wenn ich mich also weiterhin mit dem Thema befasse, so nur unter dem Aspekt, ob die praktischen Erfahrungen sich auf meine persönlichen Essgewohnheiten positiv auswirken. Wenn ja, soll es mir recht sien. Aber bekehren will ich niemanden.
14/12 Man gönnt sich ja sonst nichts
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:04 |
„nimm 2“ und „Du darfst!“ sind Markennamen von Lebensmitteln. Es sind auch ganz direkte Verhaltens-Botschaften. Ihr Sinn ist klar: Was in dieser Packung ist, hat so wenig Kalorien, dass du es essen kannst, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, ja du darfst sogar bedenkenlos eine doppelte Portion reinziehen.
Und haben wir nicht diese Erfahrung selber gemacht, mit Light-Produkten aller Art? Wenn sie gut sind und schmecken, dann greifen wir mit Freuden zu, gönnen uns auch mal eine grössere Portion… weil: unter dem Strich haben sie ja eh weniger Zucker, weniger Fett oder weniger was auch immer…
Und nun haben Wissenschafter an der Cornell-University eine Studie durchgeführt, die diesen Sachverhalt formell bestätigt: dabei ging es vor allem um „Low-Fat“-Produkte. Interessant ist, dass übergewichtige Probanden deutlich mehr Kalorien zu sich nahmen als Normalgewichtige, sobald „Low-Fat“ auf der Etikelle stand. Und nicht nur nahmen sie grösssere Portionen, sie fühlten sich auch klar weniger „schuldig“ dabei.
Dieser Befund lud die Forscher zu Schlussfolgerungen ein: könnte es sein, dass es da einen Teufelskreis gibt zwischen übergewichtigen Menschen und den Herstellern von Low-Fat-Food? Je mehr sie davon essen, desto dicker werden sie… und je dicker sie sind, desto mehr essen sie davon. – Und könnte etwas Ähnliches auch für kalorienreduzierte Süssgetränke gelten: trinkt man viel davon, hat man das Gefühl, aktiv etwas gegen sein Übergewicht getan zu haben, und schon kompensiert man dies dadurch, dass man meint, nun mehr essen zu dürfen.
Es kommt mir vor wie Tante Annegret, die jeweils ein Assugrin in ihren Kaffee nahm… um dann frei von Gewissensbissen eine Crèmeschnitte vertilgen zu können.
PS: Mit dem Schmauen geht es durchzogen. Ich habe jetzt verschiedene Situationen erlebt, in denen ich mich echt konzentrieren muste, mich nicht ablenken zu lassen. Oder ich hatte ein Gericht auf dem Teller, das mir nicht sonderlich zusagte und bei dem ich schon gar nicht den Wunsch verspürte, es „ausschmecken“ zu können… so war ich froh, den Bissen nach kurzem Kauen wegzuschlucken. Ich denke, man muss da den jeweils zur Situation passenden Zugang finden und flexibel bleiben.
8/12 Kennen Sie Jux-Diäten?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:01 |
Sie sind allesamt mehr oder weniger bekannt, die landläufigen Diät-Karikaturen à la Eier-Diät, Ananas-Diät, Weisswein-Diät… nützen tun sie vielleicht, schaden tun sie sicher, vermeiden sollte man sie auf jeden Fall… aber ab und zu tut es auch gut, wenn man darüber lachen kann.
Da war doch die sogenannte „Sea-Food-Diät“ (ausgesprochen: Sii-Fuud-Diät)… die jeder spontan mit Meeresfrüchten in Verbindung bringt, bis dann die Auflösung kommt: I can eat all the food that I see… (lustig, bzw. „lol“, wie es in der SMS-Sprache heisst: laugh out loud). Oder die „China-Diät“: mit nur einem Stäbchen… In diese Gruppe passt sozusagen auch das „Forking“ (zu deutsch: gabeln). Hier geht es darum, jeweils nur das zu essen, was man mit der Gabel allein (ohne Zuhilfenahme der Hände, des Messers, des Löffels) zu sich nehmen kann.
Ich bin skeptisch, ob das etwas wird. Ich würde mir zutrauen, sogar ohne Gabel und ohne die Hände so viel zu essen, dass ich wieder zunehmen müsste… – Ist es Ernst? Ist es ein Jux? – Was meinen Sie? Kennen auch Sie Jux-Diäten oder Diät-Witze… es muss ja nicht immer der vom Skelett sein…
PS: Schmauen-mässig ist nicht viel zu berichten. Ich muss aufpassen, dass die Disziplin nicht nachlässt. Vielleicht noch eine kleine Information für Lilly, die in ihrem Kommentar zu meinem letzten Beitrag von „Schmausen“ schreibt… Das „s“ im Wortinnern ist hier fehl am Platz. Es geht um das sog. Schmauen, zusammengesetzt aus Schm (von Schm-ecken) und auen (von K-auen). Und es geht darum, die Speisen so lange und gründlich zu kauen, bis sie ihren innersten Geschmack entfalten und „ausgeschmeckt“ werden können, gewissermssen zerlegt in ihre geschmacklichen Bestandteile… das sätigt schon in kleinen Mengen und hilft der Verdauung. Die perfekte Anti-Schling-Technik, wenn man es schafft, sie durchzuhalten. – Auf der andern Seite: Schmusen wäre ja auch nicht ohne.