14/12  Man gönnt sich ja sonst nichts

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:04

„nimm 2“ und „Du darfst!“ sind Markennamen von Lebensmitteln. Es sind auch ganz direkte Verhaltens-Botschaften. Ihr Sinn ist klar: Was in dieser Packung ist, hat so wenig Kalorien, dass du es essen kannst, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, ja du darfst sogar bedenkenlos eine doppelte Portion reinziehen.

Und haben wir nicht diese Erfahrung selber gemacht, mit Light-Produkten aller Art? Wenn sie gut sind und schmecken, dann greifen wir mit Freuden zu, gönnen uns auch mal eine grössere Portion… weil: unter dem Strich haben sie ja eh weniger Zucker, weniger Fett oder weniger was auch immer…

Und nun haben Wissenschafter an der Cornell-University eine Studie durchgeführt, die diesen Sachverhalt formell bestätigt: dabei ging es vor allem um „Low-Fat“-Produkte. Interessant ist, dass übergewichtige Probanden deutlich mehr Kalorien zu sich nahmen als Normalgewichtige, sobald „Low-Fat“ auf der Etikelle stand. Und nicht nur nahmen sie grösssere Portionen, sie fühlten sich auch klar weniger „schuldig“ dabei.

Dieser Befund lud die Forscher zu Schlussfolgerungen ein: könnte es sein, dass es da einen Teufelskreis gibt zwischen übergewichtigen Menschen und den Herstellern von Low-Fat-Food? Je mehr sie davon essen, desto dicker werden sie… und je dicker sie sind, desto mehr essen sie davon. – Und könnte etwas Ähnliches auch für kalorienreduzierte Süssgetränke gelten: trinkt man viel davon, hat man das Gefühl, aktiv etwas gegen sein Übergewicht getan zu haben, und schon kompensiert man dies dadurch, dass man meint, nun mehr essen zu dürfen.

Es kommt mir vor wie Tante Annegret, die jeweils ein Assugrin in ihren Kaffee nahm… um dann frei von Gewissensbissen eine Crèmeschnitte vertilgen zu können.

PS: Mit dem Schmauen geht es durchzogen. Ich habe jetzt verschiedene Situationen erlebt, in denen ich mich echt konzentrieren muste, mich nicht ablenken zu lassen. Oder ich hatte ein Gericht auf dem Teller, das mir nicht sonderlich zusagte und bei dem ich schon gar nicht den Wunsch verspürte, es „ausschmecken“ zu können… so war ich froh, den Bissen nach kurzem Kauen wegzuschlucken. Ich denke, man muss da den jeweils zur Situation passenden Zugang finden und flexibel bleiben.




13/12  17,6 Millionen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:31

Nathalie K, die Fragerin von gestern, war keineswegs zufrieden mit der Antwort, die ich ihr gegeben hatte. Als ich am Morgen wieder ins Büro kam, las ich die quengelnden Zeilen:

Ich würde gerne wissen, welche Zahlen man hat im Bezug auf das Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen der ganzen Welt

Kein Wort des Dankes für meinen Erklärungsversuch, keine Bestätigung, dass meine Antwort eingetroffen war, keine Begründung, zu welchem Zweck denn die Information dienen sollte… ging es um eine Wette? um eine Arbeit in der Schule? um einen Vortrag? einen Artikel? Und ich überlegte mir, ob ich da eventuell von ganz falschen Voraussetzungen ausging. Ob es heute selbstverständlich ist, einfach – zack! – zu fordern, kommentarlos. Und es ist klar, dass die andern zu parieren haben.

Ich habe dann kurz gegoogelt und bin bei der WHO auf eine Angabe gestossen: es gibt weltweit – schätzungsweise – 17,6 Millionen übergewichtige Kinder unter 5 Jahren (!). Das habe ich der Anfragerin dann so kurz und bündig mitgeteilt, wie sie gefragt hat. Ich habe zwar insgeheim damit gerechnet, dass sie nochmals nachfasst und darauf besteht, auch zu erfahren, wie es mit den Jugendlichen ist, die älter als 5 Jahre sind… Aber interessanterweise ist den ganzen Tag über keine Reaktion mehr eingetroffen. Vielleicht hat sie mein Mail gar nicht erhalten.

Und ich bleibe mit der Zahl 17,6 zurück. Millionen von Kindern, die Gefahr laufen, krank zu werden, weil sie schon so früh zu dick sind. Und ich erinnere mich an meine frühe Jugendzeit, als die Kinder aus dem zerbombten Deutschland in die Ferien kamen, um sich hier aufpäppeln und durchfüttern zu lassen, bis sie mit roten Wangen wieder heim fuhren. Als ein „chäches“ Kind eines war, dem es gut ging. Als die Erwachsenen die Kleinen in die Backen kniffen, wie um zu prüfen, ob das Wangenfleisch schon kräftig und im Saft sei… Oder an Annebäbi Jowäger, das seinen kränkelnden Jakobli mit dicker „Niidle“ fütterte, damit er busper und gesund werde… – Die Zeiten haben sich geändert, aber wir uns nicht mit ihnen.




12/12  Sag mir, wo die Kinder sind…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:53

Es ist eine scheinbar einfache Frage, die uns Nathalie K. heute per E-Mail ins Büro geschickt hat: Mich interessiert eine genaue Zahl. Wie viele Kinder und Jugendliche, in der Schweiz, sind übergewichtig? Und wie viele in der ganzen Welt?

Frage verstanden? – Sie ist ebenso schwer zu beantworten, wie die Frage, die damals im Märchen der König dem klugen Schäfer gestellt hatte: Wieviele Sterne stehen am Himmel? – Der Schäfer sagte: Lass deine Diener die Sandkörner am Strand zählen. Wenn sie alle gezählt haben, dann weisst du es.

Mit den übergewichtigen Kindern ist es so, dass es keine allgemeine „Zählung“ von allen Kindern gibt. Es gibt verschiedenste Untersuchungen an grösseren und kleineren Gruppen von Kindern. Aus diesen hat man einen Durchschnittswert errechnet: jedes vierte bis fünfte Kind ist übergewichtig. Die Schweiz hat rund 7,5 Millionen Einwohner; 16,4 Prozent von diesen sind unter 15 Jahre alt (also Kinder und Jugendliche). Das sind 1,23 Millionen Kinder. Und von diesen sind 246’000 übergewichtig. Das jedenfalls läst sich aus den Zahlen des Bundesamtes für Statistik errechnen.

Über die Kinderzahlen in der ganzen Welt liegen mir keine Daten vor. Da müsste man länger forschen und rechnen, denn nicht in jedem Land sind die Lebensbedingungen der Kinder gleich. Starkes Übergewicht gibt es überall dort, wo sich die Kinder zu wenig bewegen und wo sie zu fettig, zu zuckerreich und zu kaloriendicht essen… Aber das ist in vielen Ländern nicht der Fall. Noch gibt es zahlreiche Regionen, in denen die Kinder verhungern, weil sie zu wenig zu essen bekommen.

Das habe ich Nathalie geschrieben, aber ich weiss nicht, ob sie mit dieser Antwort zufrieden ist.




11/12  Arztbesuch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:32

Von Zeit zu Zeit sind die Kontrollen wichtig. Sie stellen die Triangulationspunkte in der Vermessung der Fettlandschaft dar… und die Gewichtskurve, die sich auf dem ärztlichen Bildschirm seit bald neun Jahren abzeichnet, hat etwas enorm Beruhigendes. Es ist der Langzeittrend, der sich als äusserst stabil und leicht sinkend erweist, und der momentane Schwankungen aus tagesaktuellem Anlass vergessen lässt.

Ich habe 2006 seit dem 1. Januar wieder 5 Kilo geschafft. Und Ich habe meinen Gewichtsverlust von durchschnittlich 25 Kilo seit acht Jahren gehalten. Trotz aller Anfechtungen und Schwächenfälle… und auch wenn es Ernährungs- und Bewegungsprogramme gäbe, die vielleicht etwas „mehr“ messbaren Erfolg gebracht hätten – ich habe mit dieser Lösung gelebt, und zwar nicht schlecht, und ich werde sie im 2007 weiterführen, nach dem alten Motto, das bei uns schon auf dem Eile-Mit-Weile-Spiel stand: Chi va piano – va sano.

Der Vorsatz ist vor Silvester gefasst. – Dann hatte ich heute einen ehemaligen Kollegen am Telefon, und der überraschte mich mit der Aussage: er habe vor einiger Zeit mein Bild bei NZZ-Online gesehen, sei so auf meinen Blog gestossen, dadurch auf das eBalance-Programm, habe sich angemeldet und es einige Monate gemacht, mit dem Erfolg, dass er 14 Kilo abgenommen und seitdem gehalten habe… aber jetzt habe er aufgehört, denn über die Feiertage wolle er sich keine Zwänge auferlegen. Die Menüs hätte er übrigens nicht gut gefunden, aber sie hätten ihm doch einige Anregungen zm „richtigen“ Kochen gegeben.

Was will man mehr?




10/12  McHealth’s

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:52

Eine Studie, die nachdenklich macht, und die sich – zum Glück – vorläufig nur auf Amerika bezieht. Dort gibt es offenbar Kinderspitäler, in deren unmittelbarer Nähe, wenn nicht sogar im Spital selber, sich eine McDonald’s-Filiale befindet oder wo der Clown Ronald als kinderfreundliches Maskottchen präsent ist.

Ob bei Kindern und Eltern, die solche Spitäler besuchen, eine veränderte Einstellung gegenüber Fast Food anzutreffen sei, sollte eine Untersuchung herausfinden. Das Resultat war deutlich. Nicht nur war bei dieser Gruppe der Fast-Food-Konsum als solcher höher, diese Leute waren sogar auf Befragung hin der festen Überzeugung, dass Fast Food „gesünder“ sei als anderes Essen…

Was ist daraus zu folgern? Der Mensch ist anfällig für einfache Botschaften, auch wenn diese gar nicht explizit formuliert sind. Und auch wenn – wie ja immer wieder festzuhalten ist – ein gelegentlicher Hamburger noch kein gesundheitliches Problem darstellt, so lässt sich doch offenbar eine unbewusste Konditionierung erreichen, indem das Markenzeichen im entsprechenden Umfeld positioniert wird.

Die VerfechterInnen der Selbstverantwortung (und ich habe heute heftig mit einer solchen diskutiert) wenden dann jeweils ein, es sei „nur“ eine Frage der eigenen Stärke, des Willens und vor allem der Erziehung im Elternhaus, dass man im freien Markt die richtige Entscheidung treffen könne. Auch wenn ich ihr – im Prinzip – noch so gerne zugestimmt hätte: diese Studie beweist, dass ganz offensichtlich nicht alle unsere Entscheide auf der rein rationalen Ebene ablaufen.




9/12  Win-Win

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:31

Wer bittet, dem wird gegeben. Stand das nicht so oder ähnlich schon in der Bibel? – Gross war deshalb die Freude im SAPS-Büro, als am Freitagmorgen ein E-Mail einging, in dem eine Dame schrieb, sie hätte mich in der Sendung gesehen und vernommen, dass wir Geld brauchen, und sie hätte mir da einen Vorschlag zu unterbreiten.

Wir machten einen Termin, schon am Samstagvormittag, wenn es das Glück gut meint, darf man nicht zögern. Auf dem Weg zum Treffpunkt ging ich verschiedene Szenarien in Gedanken durch: da hatte jemand einen schweren Fall von Übergewicht in der Familie und eine Erbschaft gemacht, von der sie etwas abgeben konnte; da war jemandem ein Portefeuille aus einem Nachlass übergeben worden, mit der Bitte, Vorschläge für eine sinnvolle Verwendung zu machen; oder jemand hatte in der Lotterie gewonnen und sich vorgenommen, einen Teil des Gewinns in gemeinnützige Institutionen zu investieren.

Die Dame begann mit dem Elend auf der Welt und mit den hohen Kosten für das Gesundheitswesen und damit, dass nicht so viele Menschen krank wären, wenn sie sich gesund ernähren würden. So weit konnte ich ihr aufmerksam folgen. Dann kam der Hinweis, dass im Essen, das wir heutzutage kaufen und konsumieren, keine wertvollen Nährstoffe – wie zum Beispiel die aus Früchten und Gemüsen – mehr enthalten seien, weshalb man unbedingt ein super gutes Produkt als Nahrungsergänzung zu sich nehmen müsse, um diesen Mangel auszugleichen und gesund zu leben.

Ich hatte zwar versucht, der Dame zu erklären, dass es keinen Sinn mache, mich für ein Erzeugnis gewinnen zu wollen, das im Franchisen- und Schneeball-System vertrieben wird. Denn solche Empfehlungen für verschiedenste Produkte, die mit wissenschaftlichen Expertisen aus aller Herren Länder die einzigartige, gesundheitsförderliche Wirkung belegen, füllen bei mir im Büro inzwischen ganze Ordner. Aber sie war von ihrem Vorhaben nicht abzubringen und schlug vor, wenn wir ihr Produkt propagieren würden, so könnte sie uns am Gewinn, der damit zu erzielen wäre, beteiligen.

Als ich von dieser Besprechung unvereinbarter Dinge heim kam, lag im Briefkasten ein grosses Couvert. Ein Herr hatte mich im TV gesehen und empfiehlt mir nun, die Theorien des (umstrittenen) Dr. Rath zu übernehmen und anzuwenden, dann komme alles gut, nicht nur beim Krebs, sondern überhaupt. – Ich will ja nicht in Abrede stellen, dass es Fälle von Erkrankungen und PatientInnen gibt, bei denen diese Therapien eine mirakulöse Heilung bewirkt haben… aber als Stiftung, die ernst genommen werden will, dürfen sir uns auf solche „Angebote“ nicht einlassen, selbst wenn damit Geld zu machen wäre. – A propos: ernst gemeinte Angebote werden weiterhin angenommen.




8/12  Kennen Sie Jux-Diäten?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:01

Sie sind allesamt mehr oder weniger bekannt, die landläufigen Diät-Karikaturen à la Eier-Diät, Ananas-Diät, Weisswein-Diät… nützen tun sie vielleicht, schaden tun sie sicher, vermeiden sollte man sie auf jeden Fall… aber ab und zu tut es auch gut, wenn man darüber lachen kann.

Da war doch die sogenannte „Sea-Food-Diät“ (ausgesprochen: Sii-Fuud-Diät)… die jeder spontan mit Meeresfrüchten in Verbindung bringt, bis dann die Auflösung kommt: I can eat all the food that I see… (lustig, bzw. „lol“, wie es in der SMS-Sprache heisst: laugh out loud). Oder die „China-Diät“: mit nur einem Stäbchen… In diese Gruppe passt sozusagen auch das „Forking“ (zu deutsch: gabeln). Hier geht es darum, jeweils nur das zu essen, was man mit der Gabel allein (ohne Zuhilfenahme der Hände, des Messers, des Löffels) zu sich nehmen kann.

Ich bin skeptisch, ob das etwas wird. Ich würde mir zutrauen, sogar ohne Gabel und ohne die Hände so viel zu essen, dass ich wieder zunehmen müsste… – Ist es Ernst? Ist es ein Jux? – Was meinen Sie? Kennen auch Sie Jux-Diäten oder Diät-Witze… es muss ja nicht immer der vom Skelett sein…

PS: Schmauen-mässig ist nicht viel zu berichten. Ich muss aufpassen, dass die Disziplin nicht nachlässt. Vielleicht noch eine kleine Information für Lilly, die in ihrem Kommentar zu meinem letzten Beitrag von „Schmausen“ schreibt… Das „s“ im Wortinnern ist hier fehl am Platz. Es geht um das sog. Schmauen, zusammengesetzt aus Schm (von Schm-ecken) und auen (von K-auen). Und es geht darum, die Speisen so lange und gründlich zu kauen, bis sie ihren innersten Geschmack entfalten und „ausgeschmeckt“ werden können, gewissermssen zerlegt in ihre geschmacklichen Bestandteile… das sätigt schon in kleinen Mengen und hilft der Verdauung. Die perfekte Anti-Schling-Technik, wenn man es schafft, sie durchzuhalten. – Auf der andern Seite: Schmusen wäre ja auch nicht ohne.




7/12  Bei Aeschbacher

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:21

Danke, Kurt. Es war ein angenehmes Gespräch. Wir kennen uns von früher aus unserer gemeinsamen Medienarbeit und es gab keinen Moment auch nur die leiseste Befürchtung, irgendwie aufs Glatteis geführt zu werden. Die Redaktion hatte sich und ihn gut vorbereitet und es machte Spass, über die Thematik laut nachzudenken, die mich im Alltag beschäftigt, seit ich mich um die Adipositas-Stiftung kümmere.

Dass es nicht einfach ist, Botschaften zu vermitteln, die zutreffen, die betroffen machen und die – wenn es hoch kommt – auch etwas bewirken können, das habe ich gemerkt. Zu danken ist auch dem Publikum, das unser Gespräch aufmerksam begleitet und sensibel reagiert hat. – Ich hoffe und wünsche mir, dass durch diesen öffentlichen Auftritt die Übergewichtsthematik in all ihrer Komplexität für manche etwas greifbarer geworden ist. Und wenn unter dem Strich dann auch noch etwas – im Sinne einer Spende oder von Mitgliedschaften – in unserer Kasse bleiben sollte, dann können wir dem nächsten Jahr getrost entgegeblicken… Die entsprechenden Links befinden sich auf Aeschbis Website. Danke im voraus!

PS: Ich beginne, einzelne Aspekte des Schmauens im wahrsten Sinne des Wortes auszukosten. Habe heute im Bahnhof Bern an einem Weihnachsstand ein Stücklein Mostbröckli gekauft, naturbelassen und frisch… und tatsächlich hat sich beim intensiven Bearbeiten im Mund ein natürlicher, voller Geschmack entfaltet, wie ich ihn bei Fleisch schon lange nicht mehr verspürt habe… und dass ich beim Frühstück an einer 25-Gramm-Scheibe Vollkornbrot sage und schreibe eine halbe Stunde haben könnte, das hätte ich vor einer Woche noch nicht für möglich gehalten…




6/12  C-A-F-F-E-E, trink nicht so viel…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Haben Sie das Liedchen seinerzeit auch geträllert, als Sie noch kindlich rein waren und nichts von Abnehmen und Jojo und BMI wussten?

Das waren Zeiten! Da hatte man noch Ahnung, was den Grossen, vorbehalten war. Da galt Respekt vor dem Alter, gepaart mit einer Art Ehrfurcht vor dem, von dem man zu wenig wusste. Kaffee war eine Erwachsenendroge, mit der sich nicht spassen liess.

Das wird in Zukunft anders sein. Denn die wohltuend krankmachende, nervenschwächende Wirkung des „Türkentranks“ wurde im hohen Norden umgenutzt als neues Wundermittel gegen Übergewicht: Coffee Slender heisst der Zaubertrank, der in Norwegen erfunden wurde. Ein Sofort-Kaffee-Pulver mit Svetol, einem Zusatzstoff, der auch aus der Kaffeebohne gewonnen wird und von dem man sagt, dass er die Fähigkeit habe, Kohlenhydrate im Körper zu reduzieren…

Vergleichende Tests hätten ergeben, dass Probanden, die eine kalorienreduzierte Diät machen, in der gleichen Zeit doppelt so viel abnehmen, wenn sie nach jeder Mahlzeit einen Slender-Kaffee trinken. Das Produkt gelangte nun auch in England in den Verkauf und erwies sich vom Start weg als Renner… obwohl ihm eine Zulassung als Heilmittel fehlt. – Ok, könnte man sagen, wer ohnehin eine Kaffeetante ist und nach jedem Essen seinen kleineren oder grösseren Braunen schlürft, der könnte so vielleicht noch Terrain gutmachen, quasi nebenbei. Aber die Sache ist mir nicht so ganz geheuer. Ich bleibe im Moment bei Chicco d’Oro.

PS: Die Schmauerei stösst im Thai-Restaurant an ihre Grenzen. Der grüne Curry, rassig nachgewürzt, bringt die ganze Mundhöhle in Aufruhr, der feine Basmatireis schwimmt in der Sauce und den Säften davon und entzieht sich erfolgreich dem malmenden Zugriff der Zähne… die Gemüsestücke lassen sich zwar zerkleinern und kauen… aber es bleibt eine Art Schmau-Frust: man möchte, aber man kann nicht. Immerhin bin ich stolz auf mich, dass ich es geschafft habe, die sonst übliche Ess-Dauer mehr als zu verdoppeln und erst noch die Hälfte vom Reis übrig zu lassen, ohne hungrig zu sein.




5/12  Ach, Herr Lagerfeld

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:45

Sandra Maischberger auf der ARD im Gespräch mit Karl Lagerfeld. Und die Rede kommt nicht ganz unerwartet auf die magersüchtigen Models und das Schönheitsideal, das viele Frauen in einen Teufelskreis von Diäten und Übergewicht treibt.

Lagerfeld will davon nichts wissen. Dünn ist für ihn schön, weil die Kleider so gut zur Geltung kommen. Dick ist für ihn hässlich, er würde nie Mode für übergewichtige Menschen kreieren. Dass Models und Schauspielerinnen sich mager hungern, ist für ihn kein Problem, denn das ist ein Opfer, das sie bringen müssen, wenn sie diesen Beruf wählen. Und niemand zwingt die Frauen, sich an irgend einem modischen Vorbild zu orientieren.

Das Weltbild von Lagerfeld ist praktisch: Die Armen haben einfach Pech, dass der Reichtum ungerecht verteilt ist. Von Ausgleich hält er nichts. Wenn jemand es nicht geschafft hat, zu Reichtum zu kommen, dann ist er entweder zu dumm dazu, oder selber Schuld. – Er war einmal übergewichtig. Gesundheitliche Probleme hatte er nicht, es ging ihm um die Ästhetik. So nahm er 42 Kilo ab und erfand seine eigene Diät. Heute isst er nur noch, was gut ist für ihn und er hat sich so weit konditioniert, dass „ungute“ Lebensmittel ihm vorkommen „wie aus Plastic“…

Zum Glück muss er mir nicht sympathisch sein und ich bewundere Frau Maischberger, die während des ganzen Gesprächs „cool“ bleibt, auf anteilnehmender Distanz und ausgesprochen freundlich, aber doch ordentlich frech.

PS: Einen weiteren Schmau-Erfolg gibt es zu vermelden. Nach der Wassergymnastik sitze ich mit Freund Rolf bei Guido in der Beiz und anhand einer Doppelpackung Bierstängel erkläre ich ihm das Schmauen und dessen Vorzüge, gerade für ihn, der wegen seinem Diabetes aufs Gewicht achten muss. Zu zweit teilen wir uns die eine der beiden Stangen, klauben den Kümmel und die grossen Salzkristalle weg und knabbern bzw. schmauen übenderweise fingernagelgrosse Stücke, wobei wir wetteifern, wer von beiden länger an seinem Bissen kauen kann. Das Triumphgefühl ist beachtlich, als wir bemerken, dass wir nach vierzig Minuten den einen Stängel vertilgt hatten… und so satt waren, dass wir den zweiten nicht mehr mochten. – Wenn das Schule macht?