3/12  Showtime in der Küche

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:36

Nächste Woche ist Redaktionsschluss für unser vierteljährliches Mitglieder-Magazin „saps.ch“ und es geht darum, das Material für die verschiedenen Artikel zusammenzutragen.

Eine feste Rubrik stellt das kalorien- und fettbewusste Menü dar. Hauptthema der Januar-Ausgabe ist Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. Es versteht sich deshalb von selbst, dass auch die Menü-Seite unter dem Motto „Jugend“ stehen muss. Wie geht das? – Mit einem jungen Koch.

Gianni ist 17, im zweiten Lehrjahr als Koch-Stift im Hotel „Saluver“ in Celerina. Er zaubert uns heute Abend ein asiatisches „Light-Menü“ der Extraklasse: Kalbsplätzli in feine Streifen geschnitten, Rüebli, Peperoni, Zwiebeln, Knoblauch… nach Art des Chefs fein geschnipselt, sanft blanchiert, mit wenig Öl und etwas Soyasauce gekocht, Pfeffer dran, naturbelassen, dazu ein thailändischer Klebreis, und der ganze geschmackliche Reichtum Asiens duftet durch die Küche, ein Festschamus für Augen und Gaumen, bei minimaler Kalorienzahl.

Das Ganze nun noch im Bild festgehalten, der Teller, das Gedeck, der junge Koch, der mit einer Begeisterung und einer Überzeugung ans Werk geht, dass es eine Freude ist und man förmlich den goldenen Kochlöffel im Tornister verspürt: Das ist das Material, aus dem Starköche gemacht werden können.

Die Performance war überzeugend und perfekt. Nun muss es nur noch gelingen, Bild und Text und Rezept in eine lesbare Form zu bringen. Dann ist eine von acht Seiten schon im Kasten und das Menü (noch hat es keinen Namen) kann im Januar im SAPS-Magazin nachgelesen und -gekocht werden. Ein Hoch auf die junge Küche!




2/12  Der Advents-Fluch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:59

Gestern hat er begonnen und nächsten Dienstag trifft einer seiner Repräsentanten ein, mit weissem Rauschebart und rotem Mantel samt Esel (wenn es das Rentiergespann nicht schafft) und Schmutzli: Sankt Nikolaus alias Santa macht der Menschheit seine Aufwartung und lässt uns merken, dass die Adventszeit gekommen ist.

Und neben den vier Kerzen, die in vielen Büros, Wohnzimmern, Aufenthaltsräumen und öffentlichen Treffpunkten auf einem mehr oder weniger geschmacklos verzierten Kranze stehen, machen sich die Schüsseln, Schalen und Körbchen breit mit dem adventlichen Notvorrat für Seelen, die sich auf die Wanderung ins Weihnachtslicht begeben.

Erd- und Baumnüsse, Mandarinen, Lebkuchenmännchen, Datteln, Schokoladeherzchen und zuckergefüllte Schoggimäuse, Taler, Branchli, Züritirggel und kleine Grittibänzen… Die Pracht ist herrlich und wenn man bei Tische daneben sitzt und eigentlich nur den Espresso trinken möchte, dann zuckt die Hand diskret und ohne dass man es sofort bemerkt, hinüber zur Schale, schnappt sich ein Spanischnüssli oder ein Brunsli oder einen Zimtstern, knackt leise die Schale auf oder schiebt den Gegenstand der kulinarischen Begierde unauffällig in den Mund…

Adventszeit eben, beladen mit dem Fluch der immerdar verfügbaren Schleckereien, die uns zurückversetzen in die Epoche der unschuldigen Kindheit, als solches Naschwerk erstens noch nicht so universell vorhanden war und wir zweitens draussen im Schnee herumgetollt sind und uns so die zusätzlichen Kalorien wieder aus dem Leib gestrampelt haben.

Die Rechnung ist brutal: Eine einzelne Erdnuss hat 12 Kalorien und 1 Gramm Fett (eine gute Handvoll davon deckt den täglichen Fettbedarf!). Eine Baumnuss hat 37 Kalorien und 3 Gramm Fett, ein Schoko-Herzli bringt es auf 28 Kalorien und 2 Gramm Fett, eine Dattel auf 42 Kalorien und 10 Gramm Kohlehydrate. Der Grättimann (130 Gramm) trägt 469 Kalorien bei, mit 13 Gramm Fett und 75 Gramm Kohlehydraten…

Zu loben ist allein die Mandarine: Pro Stück hat sie lediglich 18 Kalorien und 0,08 Gramm Fett, mit 4 Gramm Kohlehydraten. – Es sei denn, man ist selber der Klaus und geht mit schwerem Sack und ebensolchen Schritten stundenlang durch den Wald. Dann kann man wieder einige Kalorien von der Tagesbilanz abziehen. Oh du Fröhliche…




1/12  Eine Frage des Gewichts?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:38

Eine Angst, die viele übergewichtige Menschen beschäftigt, oft im Unterbewussten, weil es für manche ein etwas anrüchiges Thema sein mag, ist die Ungewissheit, ob die WC-Schüssel, wenn man irgendwo zu Gast ist oder sich in einer etwas älteren sanitären Einrichtung aufhält, nicht mitsamt der menschlichen Überlast aus der Verankerung in der Wand bricht und splitternd unter dem entblössten Hintern auf den Boden knallt…

Wem das – wie mir – schon einmal wirklich passiert ist (die Erinnerung daran ist ein Mix aus Schreck, Schmerz und befreiendem Lachen, unterlegt mit kernigen Flüchen über den Pfusch der Amateur-Installateure, die viel zu kurze und zu kleine Dübel verwendet hatten), für den ist die Auskunft eines WC-Schüssel-Herstellers tröstlich, den ich heute im Auftrag eines ratsuchenden SAPS-Kunden konsultiert habe:

Die Schüsseln sind von allem Anfang an so produziert, dass sie eine Belastung von sage und schreibe 400 Kilo aushalten! – Die allfällige Schwachstelle ist also, wie meine Erfahrung gezeigt hat, die Stärke der Fixierung in der Wand. Dies ist tröstlich zu wissen und mag manchen erleichtern, der sich bis jetzt nur ganz vorsichtig auf die Klobrille niedergelassen hat, mit der einen Hand sich hinten an der Wand abstützend, die andere noch an der Türfalle (sofern diese in Griffnähe ist), aber auch hier heimgesucht von der diffusen Befürchtung, die Falle möchte unter der Last ausreissen und man könnte im Klosett gefangen bleiben, weil sich die Türe von innen nicht mehr öffnen lässt.

Ich bin froh über diese Information aus berufenem Keramik-Manufaktur-Munde. Wobei: Liegt es allein am Gewicht? Spielt nicht auch die schiere Grösse eine Rolle? In den neuen Intercity-Zügen gehe ich gerne in das Behinderten-WC, hier kann sich auch unsereiner ohne Verrenkung wieder anziehen und die Wasserknöpfe drücken… aber dort lauert ein anderes Problem, das der zielgenauen Präzision, wenn man sich vorkommt wie ein Astronaut in der Raumstation MIR, der den winzigen Blechnapf zu treffen versucht. Auf dass alles gut ablaufe.




30/11  Isst du dir Trost an?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:44

Sind Sie gestresst, deprimiert? Oder freuen Sie sich über einen Erfolg? – Und hat das einen Einfluss auf Ihr Essverhalten? Auch wenn Ihnen der Vorgang nicht bewusst sein sollte: Man nennt diese Art von Essen „Comfort Food„.

Forscherteams der Mc-Gill-University in Kanada und der Cornell-University in USA haben eine Online-Studie durchgeführt und die Resultate in der Zeitschrift „Physiology & Behaviour“ publiziert. Rund 300 Personen haben sich an der Umfrage beteiligt und das Resultat ist interessant: Männer und Frauen greifen in unterschiedlichen Situationen zu unterschiedlichem „Comfort Food“.

Frauen tun es, wenn es ihnen emotional nicht so gut geht, wenn sie deprimiert oder unter Stress sind, damit sie sich – auch wenn sie wegen der vielen Kalorien ein schlechtes Gewissen haben – vorübergehend wieder besser fühlen. Dabei greifen sie zu zucker- und fetthaltigen Schleckerein. – Während die Männer sich in der Regel mit salzigem „Comfort Food“ belohnen, wenn sie ein positives Erlebnis zu feiern haben. Die älteren Probanden beider Geschlechter haben angegeben, dass der Wunsch nach „Comfort Food“ bei ihnen zunehmend durch positive Gefühle geweckt werde.

Haben wir das nicht eigentlich schon gewusst? Der Hausfrauen-Frust-Griff in die Pralinéschachtel, wenn ihr die Decke wieder einmal auf den Kopf fällt… und der Chips-mampfende Macho vor der Glotze, wenn „seine“ Mannschaft ein Tor geschossen hat? – Schön, dass Clichés ab und zu durch die Forschung wissenschaftlich untermauert werden. Wer nicht zunehmen will, tut gut daran, auf eine ausgeglichene Gemütslage zu achten.




29/11  Wieviel kostet die Diät?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:58

Eine aparte Frage. Sie wurde uns am SAPS-Beratungstelefon gestellt von einer Anwaltskanzlei, die dabei ist, alle kostenrelevanten Faktoren zu erfassen, die bei einer Unterhaltszahlungs-Forderung geltend gemacht werden könnten.

Die Frage hat mich zuerst etwas ratlos gelassen. Wer eine „Diät“ macht, der isst im Grunde genommen weniger, sollte also etwas einsparen können. Gehörte jemand zu den „Big Eatern“ und hat er oder sie vorher Lebensmittel im grossen Stil vertilgt, so dürfte der Minderaufwand erheblich sein. Wir hatten früher bei der SAPS sogar ein Modell angedacht, nach dem wir aus einer speziellen Kasse bedürftigen Adipositas-Patienten die Kosten für einen chirurgischen Eingriff vorgestreckt hätten, in der Erwartung, dass dieser den Betrag später in Raten wieder zurückzahlen kann, weil sein Lebensunterhalt im Bereich Ernährung deutlich billiger geworden ist. (Aus Mangel an Finanz-Reserven ist aus diesem Plan bisher leider nichts geworden.)

Wenn man eine „Abmagerungskur“ in einer der bekannten Abspeck-Kliniken macht, dann gilt erfahrugnsgemäss der Kostensatz: Pro Kilo Gewichtsverlust etwa 1’000 Franken. Das ist ein stolzer Preis für eine gute Handvoll Fett! – In diesem Lichte besehen ist die Abonnementsgebühr für eBalance geradezu geschenkt: 10 Franken pro Monat. Bei Weight Watchers wirft man mehr auf; das Programm von ParaMediForm kostet CHF 250.– im Monat, ein individuell-persönliches Weight-Coaching ist für ca. 3’000 im halben Jahr zu haben.. Die Preise variieren je nach Angebot und werden auch durch die Nachfrage bestimmt. Für viele ist nichts Wert, was nichts kostet.

Ich habe dann die Frage der eBalance-Ernährungsberaterin Ruth Ellenberger unterbreitet. Sie schätzt die effektiven Mehrkosten für „gesunde“ Frischprodukte an Stelle von günstigerem Büchsen- oder Tiefkühl-Futter auf ca. CHF 1.20 pro Tag und Person. Auch das ist ein bescheidener Betrag, der einen für die verbesserte Lebensqualität nicht reuen dürfte, selbst wenn man ihn am Scheidungstermin allenfalls nicht in vollem Umfang einklagen kann.




28/11  Meeting mit einer Powerfrau

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:55

Von Inge Schmideler habe ich erstmals im Januar gehört. Da traf ich an einem Gesundheitssymposium in St.Gallen den in Österreich praktizierenden Internisten, Stoffwechsel- und Adipositas-Spezialisten Dr. med. Babak Bahadori. Er hatte aufgrund langjähriger praktischer Erfahrung mit übergewichtigen Patientinnen und Patienten ein eigenes Konzept für eine „sanfte“ Gewichtsreduktion entwickelt, unter dem Motto „Die 7 Stufen zum Gleichgewicht“.

Wir konnten Dr. Bahandori gewinnen, an der Generalversammlung des SAPS-Trägervereins vom kommenden April sein Programm vorzustellen. Sein im Selbstverlag erschienenes Sachbuch bieten wir den Teilnehmern am monatlichen Wettbewerb auf unserer Website als Dezember-Preis an. – Heute hat mir Inge Schmideler die 10 Preis-Bücher von Basel nach Zürich gebracht und wir trafen uns im Bahnhof zu einer Tasse Kaffee und einem Schwatz.

Inge Schmideler lebt in Süddeutschland und arbeitet in Basel. Von Kind auf war sie – wie ihre an einer Lungenembolie und an Herzversagen verstorbene Zwillingsschwester – adipös und wog zuletzt über 150 Kilogramm. Vor drei Jahren lernte sie das Bahadori-Programm kennen und wandte es konsequent an, unter anderem auch im Bewusstsein, damit ihrer verstorbenen Schwester ein Denkmal zu setzen, denn diese wäre – hätte sie selber das Programm früher gekannt – womöglich noch am Leben.

Heute hat Inge Schmideler 70 Kilo Fett ab- und neue Muskelmasse aufgebaut. Als eine der Babak-Vorzeigepatientinnen ist sie ein Energiebündel und sprüht förmlich vor Lebenslust, wenn sie berichtet, wie sie sportlich aktiv ist, wie sie wieder ihre Garderobe von der Stange kaufen kann und endlich ein Bikini tragen mag. Und wie die Kolleginnen und der Chef im Betrieb sich mit ihr freuen über ihren sichtbaren Erfolg. – Eine Begegnung, die begeistert, die Neugierde weckt und Lust macht, dieses ungewöhnliche Programm „ohne Diätvorschriften, ohne Verbote“ kennen zu lernen. – Mehr dazu auf www.die7stufen.com oder über die Website der SAPS.




27/11  Hoffen auf den Bundesrat

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:15

Was müsste ein Volk essen, um gesund zu sein? (oder zu bleiben? oder zu werden?) Solche Frgen stellten sich früher eher im umgekehrten Sinn, wenn es darum ging, angesichts von Notlagen, landesweiten Versorgungsproblemen und Katastrophen die Verfügbarkeit von Nahrung zum Überlegen einer Bevölkerung oder Teilen davon sicher zu stellen. Damals haben wir noch Staniolpapier für Afrika gesammelt. Ein halbes Jahrundert ist das her.

Jetzt kündigt der Bundesrat auf den nächsten Montag die Veröffentlichung seines fünften Ernährunbgsberichtes an. Die SonntagsZeitung hat schon Auszüge gelesen und zitiert einige der Vorschläge und Empfehlungen. Im Zentrum steht das gesunde Gewicht. Und damit auch die Erkenntnis, dass einzig über Ernährung und Bewegung eine wirksame Prävention erreicht werden kann. Mit andern Worten: Wer gar nicht erst zunimmt, der muss sich später nicht mühsam mit Abnehmversuchen plagen.

Und darum stehen auch in diesem Bericht zu Recht die Kinder im Fokus. Zuviel Fernsehen und zuwenig körperliche Bewegung sind erneut durch eine breit angelegte Studie (2370 Knaben in der ganzen Schweiz) als die Hauptursachen für kindliches Übergewicht nachgewiesen worden. Und was ist dagegen zu tun? Zwei Experten haben Vorschläge formuliert, die noch zu Reden geben werden:

Verschärfte Deklarationspflicht auf Lebensmitteln und leicht erkennbare Symbole für hohen Energiegehalt. – Werbeverbot für dick machende Lebensmittel in den Massenmedien. – Sondersteuer auf Werbung für Produkte, die dick machen. – Verpflichtung der Medien, Gesundheits-Kampagnen zu unterstützen.

Ich bin gespannt auf den kompletten Bericht und freue mich auf die kommenden Auseinandersetzungen. Wobei ich hoffe, dass es der Bundesrat angesichts der Tragweite der Thematik nicht bei der reinen Ankündigung möglicher und notwendiger Massnahemn bewenden lässt und dass die empfohlenen Aktionen nicht in den parlamentarischen Mühlen durch die Lebensmittel-Lobbyisten wieder verwässert und so weit entschärft werden, dass jede Wirkung verpufft. Hoffen wir.




26/11  Angst vor dem Arztbesuch?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:25

Das ist eine traurige Studie, aber ihr Resultat deckt sich mit manchen Aussagen, die wir am SAPS-Beratungstelefon zu hören bekommen: Es gibt immer noch zu viele Ärzte, die dem Phänomen Übergewicht und Adipositas rat- und hilflos gegenüber stehen.

An der University of California hat ein Forscherteam rund 500 Frauen befragt mit einem BMI zwischen 25 und 122… also von „leichtem Übergewicht“ bis zu „Mega-Adipositas“. Wie die Obesity Society berichtet, hat die Studie gezeigt, dass übergewichtige Frauen ihre Termine zur Krebsvorsorge beim Gynäkologen oft lange hinauszögern oder ganz ausfallen lassen.

Die befragten Frauen gaben an, dass sie fällige Termine für Vorsorgeuntersuchungen immer wieder hinausschieben, obwohl ihnen bewusst ist, wie wichtig diese wären und obwohl sie über die Krebs-Thematik informiert und sogar persönlich besorgt sind. – Als Grund für ihr Zögern erzählten die Frauen von entwürdigenden und demütigenden Erfahrungen bei früheren Arztbesuchen. Anstatt sich um den wirklichen Grund ihres Besuchs zu kümmern, hätten die Mediziner sie vor allem auf ihr Übergewicht angesprochen. Besonders verletzt fühlten sich jene Frauen, die bereits mehrmals und erfolglos versucht hatten, abzunehmen.

Eine Kontroll-Untersuchung an über hundert Spitälern und Kliniken zeigte, dass viele Mediziner bei der Behandlung von adipösen Patientinnen ihrerseits Probleme haben, wobei fehlende Erfahrung im Vordergrund stand, neben der Schwierigkeit, betroffene Patientinnen an geeignete Therapiemöglichkeiten zu überweisen. – Es besteht nach wie vor Grund zur Annahme, dass dieser Befund sich nicht nur auf Amerika beschränkt.




25/11  Wonneproppen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:15

Das Faktum ist bekannt und wird auch allgemein beklagt: Unsere Kinder werden oder sind schon zu dick. Der Anteil an übergewichtigen Kindern hat schon im zarten Alter massiv zugenommen und man stellt bereits bei einzelnen Kleinen Krankheiten fest, die es früher erst im Alter gab.

Wir sind sensibilisiert und eine der legitimen Forderungen ist die nach einer konsequenten Früherfassung, um zu vermeiden, dass sich unter ungünstigen Umständen schon eine kindliche Adipositas im jugendlichen Körper festsetzt, mit allzu frühen Spätfolgen.

Trotzdem begegnet man in der Werbung mit Kindern immer wieder diesen niedlichen Wonnepröppchen mit ihren runden Ärmchen, appetitlichen Speckröllchen und knackigen Bäcklein, die vor Wohlergehen nur so strotzen… Nach wie vor sind gut genährte Babies der Inbegriff für kindliches Wohlergehen. Und früher war es klar und einfach: „Das wächst sich alles später aus.“

So einfach ist es heute nicht mehr. Viele Eltern beschäftigt die Frage, was noch als harmloser Babyspeck durchgeht und wo das spätere Übergewicht im Keim beginnt. Die Antwort ist mehrschichtig. Entscheidend ist das familiäre Umfeld. Sind Eltern und Grosseltern bereits übergewichtig, dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass auch die Kleinen nicht aus der Art schlagen.

Auf der andern Seite ist auch nicht jedes Kilo zuviel schon ein Alarmsignal, das nach strenger Nahrungskontrolle ruft. Allgemein kann man aufgrund von Studien sagen, dass Kinder, die gestillt wurden, später weniger zu Übergewicht neigen. Wenn eine werdende Mutter hingegen raucht oder während der Schwangerschaft selber eine rigorose Diät macht, kann es sein, dass die Kinder schon untergewichtig geboren werden und von Anfang an einen verkorksten Stoffwechsel haben, der später zu Gewichtsproblemen führt.

Das Dilemma ist da und stolze Eltern sollten ihm gelassen gegenüber treten. Keine Panik und auch keine Sorglosigkeit, aber waches Beobachten und die rechtzeitige Nachfrage beim Spezialisten, wenn eine erbliche Belastung vorliegt. Es sind die Gene, die dem Nachwuchs einen Streich spielen.




24/11  Der gebändigte Fussballstar

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:35

Diego Armando Maradona – die Himmel- und die Höllenfahrt des Superstars am runden Leder hat über die Drogensucht, den Entzug, in die Fresssucht und schliesslich zum Magenband geführt, und dieser Tage taucht er wieder in den Medien auf mit seinem „Supererfolg“, dass er in einem guten halben Jahr rund 50 Kilo abgespeckt hat, von BMI 44 zurück auf BMI 27… Ein leuchtendes Vorbild?

Damit ist Maradona ein „Gebändigter“ geworden, hat sich unters Messer (bzw. die operativen Sonden) gelegt und seinen Magen mit einer flexiblen Schlinge verkleinern lassen, was ihn wiederum gezwungen hat, sein Essverhalten so gründlich und konsequent umzustellen, wie er das ohne das „mechanische Helferlein“ aus eigenem Antrieb wohl kaum geschafft hätte.

Aber ist es überhaupt sinnvoll, in so kurzer Zeit so viel abzunehmen? Allzu rasch ist ungesund, lautet eine der wichtigsten Weisheiten für die Gewichtsreduktion, denn der Organismus und sein Stoffwechsel brauchen Zeit, um sich neu zu justieren und sich einzustellen auf die veränderte Ernährungslage, ohne dass daraus eine Hungersnot-Panik wird…

Und dann auch die Frage: Wohin mit der nun überflüssigen Haut? Bei einem jungen Menschen kann noch eine Chance sein, dass die viel zu weit gewordene Hülle sich ein Stück weit regeneriert. Wenn es zu rassig geht, ist diese Chance vertan. Und unsere Krankenkassen haben die unangenehme Regelung, dass sie eine Hautverkleinerung nicht bezahlen wollen, indem sie sagen, dies sei ein „kosmetischer“ Eingriff, von den das Leben nicht abhänge… Aber wer betroffen ist, der weiss, dass das „Abhängen“ bei schlappem Hautlappen, der um die Oberschenkel flappt und durch die Hose nur mühsam gezähmt werden kann, eine der schlimmsten Beeinträchtigungen der Lebensqualität sein kann, wenn sich darunter Schweiss und Bakterien sammeln und nässende Wunden sich öffnen.

Soll man es also Maradona gleichtun? Es ist gut, dass durch solche „Leitfiguren“ das Thema Magenband mit all seinen Risiken und Problemen ins Bewusstsein und ins Gespräch kommt. Magenband und -Bypass können unter bestimmten Voraussetzungen die einzige nachhaltig wirksame Lösung bei starkem Übergewicht mit Folgekrankheiten sein. Sie haben in vielen Fällen neues Leben geschenkt und aus der Verzweiflung geholfen. Aber der Eingriff ist nicht ohne Risiko. Er unterliegt strengen Bedingungen und setzt eine optimale Betreuung voraus. Und man muss damit leben lernen, sein ganzes restliches Leben lang, auch wenn man kein Star und nicht in den Schlagzeilen ist.