7/7  Live Earth

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:12

Den ganzen Tag und die ganze Nacht singen sie rund um den Erdball gegen die globale Klimaerwärmung an. Und Al Gore blitzt mit seinem Film-Report quer durch alle TV-Programme… wer hier in Zürich nicht meinte, sich unter die 2 Millionen erwarteten Zürifäscht-Besucher stürzen zu müssen, hatte keine Chance, dem Umwelt-Diskurs zu entkommen.

Dabei, gilt es zu bedenken, geht uns das Thema in mehrfacher Hinsicht etwas an. Denn es bestent ein direkter Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und Übergewicht. (Das hat kürzlich der Adipositas-Forscher Dr. pharm. Leoluca Criscione, früherer Forschungsleiter bei Novartis, in einem Artikel für die Basler Zeitung ausgeführt.) Steigt die Temperatur der uns umgebenden Atmosphäre an, so verbraucht der menschliche Organismus weniger Energie, um die lebensnotwendige Körpertemperatur zu erzeugen. Auch wenn es sich im Bereich der heute messbaren Schwankungen um kleine Grössen handelt, so können sich diese im Lauf der Zeit doch summieren. Ein Minderverbrauch von 50 Kalorien pro Tag ergäbe im Lauf eines Jahres 2,5 Kilogramm Gewichtszunahme. In zehn Jahren sind dies 25 Kilo!

Und dies ist nur eines von zahlreichen, ganz verschiedenen Elementen, die einen Einfluss haben können auf die Entwicklung des Körpergewichts bei Menschen, welche die „Fähigkeit“ haben, unverbrauchte Energie in Form von Fettreserven zu speichern. Einen hervorragenden Überblick über die komplexe Struktur der Übergewichtsepidemie gibt ein Aufsatz des Adipositas-Spezialisten Dr. med. David Fäh, der letztes Jahr in der Schweizerischen Ärztezeitung erschienen ist.

Das Engagement für die Umwelt ist gleichzeitig auch ein Engagement für den Kampf gegen Übergewicht… zumindest so lange, bis nicht der drohende Umwelt-Kollaps zu einer Verknappung der Lebensmittel führt, was dann wiederum automatisch eine regulierende Wirkung auf die Energiebilanz in der Ernährung haben würde… – Was kann ich schon tun? fragt sich der Einzelne. Und insgeheim sind wir froh, dass die Musikstars es uns heute weltweit abgenommen haben, das Engagement so richtig zu zeigen. Aber wenn wir darüber nachdenken, muss uns klar werden, dass wir alle direkt und indirekt betroffen sind.

Das Heirats-Schnapsdatum vom 7.7.07 sollte auch für unser Umweltbewusstsein eine Wendemarke darstellen.




10/6  Objektiv

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:26

Wenn man so im Spitalbett liegt, wird man sich plötzlich der Tatsache inne, dass man von Subjekt zum Objekt mutiert. Man ist unversehens zum Gegenstand wissenschaftlicher Beobachtung geworden und unterliegt neuen Regeln und Ritualen. Nach zuverlässigem Terminplan werden nun Morgen für Morgen Blutdruck und Puls erfasst, Temperatur gemessen und Lebenssaft abgezapft (spannend zu sehen, wie sehr das Talent zur Blutentnahme der einzelnen Pflegerinnen variieren kann).

Es ist ja auch interessant im Sektor Begegnungen: früher gab es eine Verbundenheit in fast verwandtschaftlichem Sinne, als die Krankenschwestern einem noch geschwisterlich zugetan schienen… inzwischen haben sie den Status von Pflegefachfrauen erreicht, von denen es ganze Hierarchien und Spezialisierungen zu geben scheint… Wusste man früher mit Schwester Monika und Schwester Gertrud noch gut, in wessen Hände man war, gibt es heute auf den kleinen Täfelchen keine Vornamen mehr, nur noch Anfangsbuchstaben und den ausgeschriebenen Geschlechtsnamen… aber die freundlichen Frauen bleiben kaum so lange am Bett stehen, dass du Name und Funktion gleichzeit komplett lesen könntest. Das schränkt zum Glück die Fürsorge und die Hilfsbereitschaft nicht ein und man weiss trotzdem, egal, wer im Moment gerade Dienst hat oder im Turnus ist, dass man bestens aufgehoben bleibt.

Eine kleine Episode hat mir adipositasmässig zu denken gegeben. Ich habe unmittelbar nach dem Infarkt eingewilligt, mich für eine wissenschaftliche Studie zur Verfügung zu stellen. Das bedeutet – vereinfacht gesagt – dass man mir in den nächsten Tagen mit einem neuerlichen Eingriff Stammzellen aus dem eigenen Knochenmark in die betroffene Herzgegend einspritzen wird, um zu beobachten, ob sich dadurch das Gewebe besser regeneriert. Es wurden verschiedene Patientengruppen gebildet, um die Resultate miteinander vergleichen zu können. Die Kontrolle dieses therapeutischen Prozesses erfolgt periodisch per MRI, also mit dem Magnetresonanz-Tomografen. Um ein Ausgangsbild zu erhalten, hat man mich letzte Woche für eine erste Aufnahme vorbereitet: wie seinerzeit Pharao Ramses II. wurde ich bandagiert und präpariert, auf dem fahrbaren Katafalk vor der Magnetröhre aufgebahrt, verkabelt, gepolstert und mit Messgeräten bestückt. Sogar einen Kopfhörer erhielt ich, um mich durch die unvergleichlichen Klänge von DRS 1 bei Laune zu halten… Als dann der Schlitten mit seiner aufgapackten Ladung per Knopfdruck in die Magenttrommel eingefahren wurde, fühlte ich mich aufs Neue seltsam beengt. Wie der Korkzapfen, den man in die Flasche presst, wurde mein Brustkorb zusammengequetscht und mit einem Panik-Laut konnte ich den Vorgang stoppen…

Sorry, sagte ich, ich habe schon öfters in voller Pracht in solchen MRI-Rohren gesteckt. Und wenn ich in den Prospekten des USZ lese, dass das Institut ganz vorne bei der Weltspitze mithalten will, dann denke ich doch, man müsste sich gelegentlich mit der Tatsache befassen, dass das Patientengut weltweit nicht nur älter sondern auch dicker und schwerer wird… Dies ist mir jedenfalls bei meinen verschiedenen Gängen zum EKG, zum Ultraschall und auch zur Caféteria aufgefallen: es gibt anteilmässig sehr viele ältere und übergewichtige Patientinnen und Patienten im Spital. Das Problem stellt sich schon heute, objektiv, nicht erst morgen.

Wie auch immer, die Studie wird nächste Woche fortgesetzt, vielleicht findet sich ein passendes Gerät in einer Privatklinik. Ich lasse mich die nächsten Tage noch gern verwöhnen und umsorgen auf dem Weg zurück.




28/5  Kuhsaft light

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:01

Milch macht nicht nur müde Männer munter und manches wieder gut, sie soll auch sonst ein ganz patentes Nahrungsmittel sein. Babies, die lange gestillt werden, neigen nachweislich weniger dazu, später übergewichtgig zu sein. Und Milch ist die modische Trägersubstanz all dieser heilvollen Drinks und Joghurt-Mixturen, mit denen uns die Molkereindustrie derzeit überzieht.

„Fette“ Milch, rahmig voll, galt einst als ideale Kinderkraftnarhung, vom kränkelnden Bübchen in Gotthelfs Anne-Bäbi Jowäger bis zu Klara im Rollstuhl, als sie Heidi hoch auf der Alp besuchte. Aber inzwischen ist Vollmilch auf den Ernährungsindex gekommen. Wer sein Gewicht im Griff behalten will, gönnt sich allenfalls den teilentrahmten Milch-Drink.

Eine ganz neue, natürlich fettreduzierte Milch wurde jetzt in Neuseeland entwickelt: nicht etwa im Labor und durch chemisch-mechanische Eingriffe, auch nicht durch Genmanipulation, sondern durch ganz kommune, traditionelle Züchtung von Kühen, welche eine besondere genetische Eigenschaft haben, indem sie Milch geben, die keine gesättigten (als ungesunden) Fette enthält.

Ein solches Prachtsexemplar einer neuen Milchkuh namens Marge wurde bereits identifiziert und die Forscher gehen davon aus, dass bis in fünf Jahren ganze Herden solcher Kühe herangewachsen sein werden für die kommerzielle Produktion der fettmässig korrekten Milch. Dies würde, so ist man jedenfalls auch in England überzeugt, den ganzen Markt der Milchprodukte von Grund auf revolutionieren. Eine Perspektive, die uns hier in der Schweiz nicht ganz unberührt lassen kann, wo wir doch neben der Erfindung von Ricola auch diejenige des Emmentalers und des Racclette gepachtet haben.

Ein weiterer Nebeneffekt sei der, dass Butter, die aus dem Rahm dieser besonderen Milch gemacht wird, streichfähig und geschmeidig bleibt, auch wenn sie direkt aus dem Kühlschrank kommt. Ich weiss nicht so recht, ob ich deswegen unsere ganze Milchwirtschaft umorganisieren würde, aber das mit dem Fett hat mich wirklich neugierig gemacht.




24/5  Kommentare

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:22

Sorry, liebe Blog-Fans! – Als liberaler Mensch habe ich heute lange gezögert, ehe ich mich zu einer einschränkenden Massnahme entschlossen habe. Ein Blog ist ja – habe ich inzwischen gemerkt – eigentlich keine Einbahnstrasse. Der Blogger spielt mit einem Thema und einer Meinung einen Ball in die Runde und lässt dann die Meinungen und Ansichten der Leserinnen und Leser zurückkommen. Auf die Beiträge des magistralen Bundes-Bloggers Moritz L. sind anfänglich Hunderte von Reaktionen eingegangen. Und die Einträge zum Blog der TA-Sektenspezialisten Hugo Stamm gehen inzwischen gesamthaft in die Tausende.

Mein eBalance-Blog war bisher einer der eher stilleren Sorte. Zwar hat und hatte er über 30’000 Einschaltungen pro Monat, aber die aktiven Feedbacks hielten sich in Grenzen. Daraus schliesse ich, dass sie zwar wahrscheinlichb nicht ungern gelesen werden, aber nicht immer vehement zum Widerspruch auffordern. Gelegentlich wird Zustimmung laut, danke vielmals, und zuweilen auch eigener persönlicher Beitrag.

In den letzten Tagen hat sich nun aber jemand in die eBalance-Community eingeschaltet, der – und das war mir dann heute zuviel – im Zehnminutentakt mit immer neuen, in der Regel sinnlosen Wort- und Satzfetzen sich in den Blog eingetragen hat… zuweilen fast nach Dada-Manier, vom Rand des Absurden her, dann wieder völlig wirr, als wäre der Mensch in einem schweren Delirium der böseren Sorte. Als es mir langsam zu viel wurde, immer wieder diese sinnlosen Eintragungen zu löschen, habe ich schliesslich den Rat der eBalance-Redaktion befolgt und den Zugang für die Kommentare auf „Moderation“ geschaltet. Das heisst: wer einen neuen Kommentar abschickt, der „sieht“ ihn nicht sogleich im Blog, sondern der Beitrag landet zuerst bei mir in der E-Mail-Post. Ich kann ihn mir ansehen und ihn dann mit einem einfachen Klick „freigeben“, so dass er auf eBalance erscheint. Kommt er von einem bloggerischen Störenfried, wird er ebenso einfach gelöscht, ohne dass ihn jemand zu Gesicht bekommt..

Ich bitte also all jene um Verständnis (und Entschuldigung), die einen ernsthaften Beitrag verfassen wollen: das System ist nicht defekt, wenn ihr euren Eintrag nicht sofort sieht. Ihr müsst leider warten, bis ich den Eingang „kontrolliert“ und freigegeben habe. Mir tuts leid, dass – wie dummeweise oft im richtigen Leben – eine freiheitliche Institution eingeschränkt werden muss, weil einzelne Spinner oder Wichtigtuer sie missbrauchen. Sorry.




23/5  Kinderleicht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:12

Eigentlich müsste dieser Titel korrekterweise so geschrieben sein: Kinderleicht. – Die Kinder sind fett und leicht ist dünn. Denn so lautet der Titel eines neuen Arbeitsbuches, das von Suisse Balance, der Ernährungsbewegung vom Bundesamt für Gesundheit und von Gesundheitsförderung Schweiz herausgegeben wird. Erschienen ist die Publikation im Schulverlag Bern.

Es ist ein handliches, 64 Seiten starkes Heft im A4-Format und enthält eine Fülle von interessanten und wissenswerten Angaben und Informationen darüber, wie man Kinder und Jugendliche auf kreative Weise erutigen und begeistern kann, sich „richtig“ zu ernähren und Freude an körperlicher Bewegung zu bekommen. Das Buch ist eine wahre Fundgrube für Tipps, Empfehlungen, Hintergrundinformationen, Links zu weiterführenden Webseiten, anderen Publikationen und Hilfsmitteln. Lehrkräfte und Eltern werden angeleitet, wie sie Bewegungs- und Ernährungs-Events organisieren können, wie sie vernünftige Ziele definieren und auch prüfen können, ob und wie diese erreicht werden.

Auf bereits bestehende Programme und Konzepte wird hingewiesen, damit diese sinngemäss übernommen werden können. Denn angesichts der überwältigenden Problematik des kindlichen Übergewichts ist rasches und beherztes Handeln angesagt. Es ist zwar wichtig, dass auf Bundesebene eine Politik und eine Strategie erarbeitet werden, damit die Thematik einen politischen Stellenwert erhält. Aber nichts ersetzt die konkrete Arbeit, die im Alltag geleistet werden muss, „an der Front“ gewissermassen, mit den Kindern und ihren Eltern.

Das Buch ist reich bebildert und lädt auf eine sympathische Weise, ohne erhobenen Moralfinger, zum gesundheitsfördernden Tun ein, sei dies in der Schule, in der Spielgruppe, in der Freizeit oder im Familienverband. Es ist im Buchhandel erhältlich und wird durch eine CD-ROM sinnvoll und anschaulich ergänzt. Bestellen kann man es online bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE. – Zur Benutzung empfohlen!




22/5  Empowerment

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:09

Ein Fachausdruck, der in der Gesundheitsdebatte immer mehr Eingang findet. Was genau verbirgt sich dahinter? – Das Lexikon meint sinngemäss: Mit Empowerment bezeichnet man Strategien und Maßnahmen, die geeignet sind, das Maß an Selbstbestimmung und Autonomie im Leben der Menschen zu erhöhen und sie in die Lage zu versetzen, ihre Belange (wieder) eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten und zu gestalten.

Diesem Thema galt eine Tagung, die heute in Bern vom Ernährungsnetzwerk nutrinet veranstaltet wurde. Dabei ging es gezielt um chronische Krankheiten, die mit Ernährung verbunden sind, aber für einmal nicht um Übergewicht und Adipositas, die ohnehin schon die gesundheitspolitische Agenda besetzen. Es ging also darum, anhand von praktischen Beispielen aus dem konkreten Alltag zu erfahren, wie Kinder und Jugendliche durch geeignete Anleitung und Motivation so weit gefördert werden können, dass sie mit ihrer Krankheit, die ihnen zum Teil einschneidende Veränderungen in ihren Lebensgewohnheiten abverlangt, bewusst und richtig umgehen können.

Es waren eindrückliche Berichte aus Ferienlagern, in denen Kids mit seltenen Nahrungs-Unverträglichkeiten für einmal unter sich ihr „Besonders-Sein“ vergessen und sich gegenseitig mit Tipps und Tricks aushelfen können; es war die überzeugende Präsentation eines Projektes, das Immigrationskindern mit Problem-Hintergrund durch die simple Faszination des Fussballspiels wieder Selbstvertrauen und Einordnung in ein soziales Gefüge gibt; und schliesslich wurden Techniken vermittelt, wie man ein leider wieder mehr verbreitetes Krankheitsbild, die Karies, wirksam bekämpft, indem man die Kinder dazu bringt, sich selber davon befreien zu wollen… Wertvolle Impulse, die auch in die ganze Adipositas-Prophylaxe Eingang finden können.

Zu diesem Thema dann aber noch eine interessante Information aus der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL: Eine internationale Forschergruppe hat sich an die Arbeit gemacht, um die Tausenden und Abertausenden von Bakterienkulturen, welche dem Menschlichen Körper „besiedeln“ und die insgesamt über ein weitaus vielfältigeres Spektrum an genetischen Ausprägungen verfügen als der Mensch selber, zu enträtseln, aufzuspüren, zu analysieren und zu erforschen. – Erste Zwischen-Erkenntnisse hätten u.a. ergeben, dass gewisse Bakterienkulturen im Darm von adipösen Menschen dabei mitwirken, Kohlenhydrate zu verdauen (und in Energie bzw. Speicher-Fett umzuwandeln), die bei deren Fehlen unverdaut geblieben wären… Noch weiss man wenig über diesen neuen Mikrokosmos im Menschen drin und was er allenfalls bewirken kann, im positiven wie im negativen Sinn. Aber es ist ein neues Indiz dafür, dass man die Dicken nicht zu eigenverantwortlichen Tätern stigmatisieren darf, sondern die Ursachen sorgfältig erforschen und aufhellen muss.




19/5  Hilf dir selbst online

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:40

Hier ist die Geburt einer neuen Internet-Plattform zum Thema Adipositas anzuzeigen. Der Bedarf an Informationen und an Austausch zum allgegenwärtigen Thema Übergewicht ist immens. Entsprechende Foren werden rege genutzt.

Nun haben sich einige der in der Schweiz bestehenden Magenband- und Bypass-Sebsthilfegruppen, für die alle „Adipositas“ ein täglicher Begleiter und unversiegbarer Gesprächststoff ist, zusammengetan, um ein gemeinsames Forum zu gründen, für den differenzierten und engagierten Meinungsaustausch. Bis jetzt mussten Schweizer Patientinnen und Patienten, wenn sie sich informieren und Erfahrungen austauschen wollten, ins Ausland gehen, virtuell wenigstens, sich in Deutsche Foren einklinken, wo über die deutsche Gesundheitspolitik, deutsche Kliniken und Ärzte und deutsche Krankenkassen debattiert wurde.

Das ist nun vorbei, seit die neue Schweizer Online Adipositas-Selbsthilfegruppe aufgeschaltet ist. – Wir von der SAPS haben hier gewissermassen Hebammendienste geleistet, das Projekt in seiner Entstehung unterstützt und werden auch eine aktive Verlinkung herstellen. Aber federführend ist ein Team von Freiwilligen, die sich auch in die heikle Aufgabe teilen, das Forum sachkundig zu moderieren.

Willkommen online und viel Erfolg! Ich freue mich, dass es eine neue und interessante Möglichkeit gibt, das Wissen in der Bevölkerung und vor allem bei den Betroffenen zu mehren und Mut zu machen, sich aktiv mit dem Phänomen Übergewicht zu befassen.




17/5  Wirken Kampagnen?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:24

Die Botschaften sind widersprüchlich. Da hat die britische Ernährungsmedizinerin Carolyn Summerbell in einer Studie 22 verschiedene Kampagnen ausgewertet, die zur Prävention von kindlichem Übergewicht durchgeführt wurden. Und sie kam zum Schluss, dass diese praktisch nichts bewirken. Vor allem dann nicht, wenn in der Kampagne die beiden Faktoren „bewusst Essen“ und „mehr Bewegung“ kombiniert waren. Kampagnen, die sich nur auf eine dieser beiden Botschaften beschränkten, sollen wenigstens in Ansätzen etwas genützt haben, wenn auch nicht viel. Und wenn man schon Kampagnen durchführen wolle, so das Fazit der Studie, dann sollte es um eine spielerische Vermittlung von neuen Verhaltensweisen gehen.

Auf der andern Seite wurde in einem Vorort von Boston ein Langzeit-Experiment durchgeführt, so eine Art „Dauer-Eglisau“, indem in den beiden Jahren 2003/2004 die 77’000-Seelen-Stadt Somerville einem radikalen Regime für Kinder unterzogen wurde. Gratis Früchte und Gemüse in der Schule, gezielter Unterricht durch eigens ausgebildete Lehrkräfte, Ausbau der Spielflächen, Schaffung neuer Bewegungsmöglichkeiten, etc. Schon vor der Aktion wurden Eltern und Stadtverwaltung auf die Ziele eingeschworen. Das Resultat sei ermutigend, die 1’700 Kinder hätten im gleichen Zeitraum durchschnittlich weniger zugenommen als ihre Altersgenossen in den benachbarten Ortschaften. Und nach Abbruch der Kampagne wurden eine Reihe von Angeboten freiwillig aufrecht erhalten.

Was folgt daraus? Kampagnen können wirken… oder nicht. Entscheidend ist, was jeder und jede daraus macht. Abnehmen oder nicht zunehmen ist eine höchst private Angelegenheit, die jeder nur für sich selber erledigen kann. Aber wenn günstige Voraussetzungen dafür geschaffen werden, geht es offenbar leichter.




11/5  Am Limes

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:45

Das war ein ereignisreicher Tag heute. Nach einem gediegenen Schlossfrühstück ging es per Car durch das leicht hügelige Hochplateau der Schwäbischen Ostalb auf eine Kulturreise der eindrücklichen Art. Erste Station war das Limes-Museum in Aalen. In der Schule haben wir ja davon gehört, dass sich die Römer, als sie in Germanien ihr Weltreich absicherten, mit einem Schutzwall gegen die Barbaren abgrenzten. Aber wie das genau funktioniert hat, das weiss ich erst seit heute.

Eine imposante Sache aus alter Zeit, in einem Museum didaktisch eindrücklich aufgearbeitet, mit Fundstücken aus der Gegend und einem 1:1 rekonstruierten Gebäudeteil einer Reiter-Unterkunft. In Aalen stand eine der grössten Garnisonen am Limes, und plötzlich erhält man ein Gefühl für die Leute aus dem Alten Rom, die hier draussen in der Wildnis Posten standen, fern der Heimat, und kann sich eine kleine Vorstellung von der einstigen Grösse und Vermessenheit des damaligen Machtanspruchs machen, die ganze bekannte Welt beherrschen zu wollen. Und dabei – das wurde in der Gegend enbenfalls eindrücklich klar – waren vor den Römern schon längst die Kelten da und besiedelten die karge Gegend mit ihrer eigenen Kultur.

Zu Mittag eine kulinarische Besonderheit: alles aus Spargel, von der Suppe über die Beilage zum Fisch bis zum Parfait – Spargelgefrorenes… das brachte selbst die abgebrühten Medienleute ins Staunen. Ich fands erfrischend. Andere fanden es zumindest gewöhnungsbedürftig. Aber von ganz herausragender Qualität, wie das ganze Programm, das hier den Tagungsbesuchern geboten wurde. Nach zwei weiteren, eindrücklichen Besuchen in einer früheren Synagoge, die nun als Gedenkstätte für die Geschichte der jüdischen Population in der Region dient, und einer wunderschönen Benediktiner-Abtei aus dem Barock gings wieder zurück aufs Schloss, wo am Abend eine grosse Live-Gala mit Künstlern wie Ottfried Fischer, Konstantin Wecker und andern steigt. Die Zunft hat uns wieder.




10/5  Schloss Kapfenburg

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:23

Es ist zu berichten von einer ganz besonderen Institution. Heute begann eine dreitägige Veranstaltung, an der ich als Gast teilnehmen kann. Rund 25 Jahre lang war ich Vorsitzender der Radio-Organisation AUDS, die unter anderem jährlich den Kabarett-Preis Salzburger Stier vergibt. Nun bin ich altershalber als Ehrengast zur diesjährigen Preisverleihung eingeladen. Ort des Geschehens ist Schloss Kapfenburg. Ein bauliches Monument in der Nähe von Aalen, rund 30 Kilometer nördlich von Ulm.

Wir sind gegen Abend eingetroffen und wurden von einer wundersamen Gastfreundschaft empfangen, die eine Herzlichkeit verstrahlte, die man andernorts lange suchen kann. Es gab eine Schlossführung, ein herrliches, leichtes Nachtessen und nun die Ruhe nach einem strengen Tag mit vier Stunden Autofahrt, nach einer Pressekonfernz am Vormittag. Ich werde Morgen auf das Schloss zurückkommen. Hier ist gut sein.