15/4  Future Kids

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:41

Wenn Fred Feuerstein voller Begeisterung seinen unternehmenslustigen Schlachtruf durch die Steinzeit geschleudert hat, dann widerhallten die Granitwände im Steinbruch: Yabba-Dabba-Doo! Ein unübersetzbares Stück Lebensfreude, an dem sich auch das einfache Gemüt erfreuen kann.

Daran fühlte ich mich erinneret, als ich heute in der Sonntagspresse die doppelseitige Reklame aufschlug, in der auf einem kleinen grünen Oval die gelb-rote Buchstabenkombination zu lesen war: JaMaDu. Im Oval eine fröhliche affenartige Maus mit buschigem Schwanz und daneben, riesig gross, drei Kinderhände, die sich in die Höhe recken, als wollten sie sich in der Schule zu wort melden, mit je einem Löffelchen fest im Griff.

Oben an der Seite prangte der Slogan: Für das Kinderstimmrecht. Und worüber stimmen die Kleinen ab? Über eine neue Produktelinie von coop. Näheres dazu entnahm ich einem kleinen Flyer, der am Vortag an der Tagung der Ernährungsberaterinnen verteilt worden war: Für ausgewogene Ernährung und viel Spass beim Grosswerden.

Da hat coop also eine Reihe von neuen Lebensmitteln ins Sortiment aufgenommen, die ganz speziell für Kinder gefertigt sind: Äpfel, Apfel- und Bananenmus, Ananas- und Mangosticks (alle mit einer Energiedichte von vorbildlichen 50 Kalorien pro 100 Gramm), Karotten- und Gurkenstäbchen, Salat, Tiefkühlgemüse (auch sie mit wenig Energie), verschiedene Tees und Fruchtsäfte, Müslimischung und Milchdrinks… hergestellt ohne Zusatzstoffe, mit möglichst wenig Zucker bzw. natürlichen Süssstoffen und sparsamst dosiertem Fett und Salz…

Und eine Jury von Kindern soll bewerten, was schmeckt… denn nur das wird ins Sortiment aufgenommen, was bei der Kinderjury ankommt. Alle Produkte sind verpackt mit dem fröhlichen JaMaDu-Äffchen-Motiv… dazu gibt es auf der Webseite kindergerechte Ernährungstipps und man kann einen speziellen Newsletter abonnieren. – Die ganze Aktion wirkt bei der ersten Begegnung als ein erfreulicher Beitrag zur bewussteren und „richtigen“ Ernährung für KInder, die heute oft keinen Bezug mehr zu einzelnen Lebensmitteln haben. Allerdings sind es keine „naturbelassenen“ Produkte (mit Ausnahme der Äpfel)… aber die Kaloriendichte kann sich sehen lassen, sie ist für Snack-Produkte vorbildlich gering.

Es ist spannend zu sehen, wie sich die beiden Lebensmittel-Grossverteiler gegenseitig den Rang abzulaufen versuchen: Migros sponsort die TV-Serie Ein Ort nimmt ab… coop hat sich das Label SlowFood gesichert. Migros hatte mit ClubMinu und den Lillibiggs sehr früh die Kinder als Marktsegment ins Auge gefasst – jetzt hat coop mit JaMaDu nachgezogen… – Also alles bestens? Warten wir ab und sehen wir zu, wie sich die Sache entwickelt. Denn: die Kinder sind unsere Zukunft.




14/4  Adipositas im Alltag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:37

Alle Jahre wieder: Kongress des Verbands der diplomierten ErnährungsberaterInnen. Und wir mit einem Info-Stand dabei. Neben all den kommerziellen Ausstellern von Hero über Knorr zu Emmi, und den Anbietern von gesundheitsförderlichen Medizinalprodukten aus dem Ernährungssektor, kommen wir uns fast etwas verloren vor mit unserem bescheidenen Auftritt: einfacher Banner zum aufstellen, unser Magazin, die vorhandenen Broschüren und Flyers, und dann das Formular für die Anmeldung.

Das ist heuer mein Hauptinteresse: das Thema des Kongresses lautet Adipositas im Berufsalltag – nicht immer alltäglich und bringt eine Fülle von Vorträgen zu einzelnen Aspekten aus der konkreten Praxis der Ernährungsberatung. Da sind vor allem jene Leute hier, die sich im nicht immer einfachen Umgang mit Übergewichtigen besonders engagieren. Und da wir immer wieder angefragt werden nach Adressen von Ernährungs-Fachleuten, die ein „glückliches Händchen“ mit Adipösen haben, möchten wir so viele wie möglich kennen lernen und erfassen, um sie später auf Anfrage vermitteln zu können.

Der Zuspruch ist erfreulich. Es ergeben sich zahlreiche gute Gespräche und Kontakte, die uns und den Ratsuchenden weiterhelfen werden. Es ist – und das wurde mir mehrfach aus den Erfahrungen der Beraterinnen bestätigt – nicht allein eine Frage der Ausbildung (diese ist ausgezeichnet und anspruchsvoll) und des Wissens, aber eben auch ganz wesentlich eine Frage der Empathie, der Ausstrahlung, der menschlichen Reife bei der Arbeit mit Leuten, die vielleicht ihr ganzes bisheriges Leben lang darunter gelitten haben, dass sie ausgegrenzt und mit ihrem Gewichtsproblem allein gelassen worden sind.

Hier haben auch einige der Referate viel Verständnis geweckt und dürften über den Kongress hinaus in den Alltag nachwirken. Eine wichtige Veranstaltung.




12/4  Abnehmen in Eglisau

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:47

Medienkonferenz der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz heute Morgen in Eglisau. Das ist der Ort, aus dem in den kommenden 12 Wochen die SF 1-Doku-Serie „Ein Ort nimmt ab“ kommen wird. Start: Freitag, 13. April, 20 Uhr.

Aber um die Serie und den Ort geht es nur nebenbei, obwohl Peter Keller, der Gemeindepräsident, die Gunst der Medien-Stunde schon nutzen und sein Städtchen gut präsentieren kann. Hauptgrund ist die Ankündigung der „zweiten Welle“ zur Kampagne „gesundes Körpergewicht“, die sich Gesundheitsförderung Schweiz (GFS) für die kommenden vier Jahre mit einem Budget von rund 30 Mio Franken auf die Fahne geschrieben hat.

Herbe Kritik ist heute denn auch in FACTS zu lesen: GFS zelebriere sich selber mit dem Geld der KassenpatientInnen, undurchsichtig sei der Prozess der Projektbewilligungen, bei denen die Vertreter im Stiftungsrat oft in eigener Sache Geld für eigene Interessen transferierten… und im Bundeshaus rege sich Groll. Der Gesundheitsminister sinne auf Remedur. Da kam die Kritik aus Adipositas-Fachkreisen an der ersten Plakat-Welle gerade gelegen.

Nun, die zweite Welle läuft nach dem gleichen Prinzip ab: „verfettete“ Gegenstände (ein Velo, Inline-Skates und Laufschuhe) rufen dem faulen Benutzer zu, er solle sie wieder mal bewegen, man sehe doch, wie sie wegen dem Bewegungsmangel Gewicht angesetzt hätten…. – Auch dieser Ansatz ist originell, witzig gemeint und will es vermeiden, dass betroffene Personen politisch unkorrekt abgebildet werden. Unverändert wieder aufgenommen wird der Slogan, der beim ersten Mal die Fachgemüter vor allem erhitzt hat: Es braucht wenig, um viel zu verändern.

Ob das klug ist, kann man sich fragen. Und auch jetzt bietet sich natürlich Anlass zu Kritik: mit diesen Sujets wird der Eindruck erweckt, mangelnde Bewegung sei der alleinige Grund für eine Gewichtszunahme… es wird gewissermassen ausgeblendet, dass Adipositas in den meisten Fällen eine chronische Krankheit ist, die viele, ganz verschiedene Ursachen hat, von denen einige noch längst nicht ausreichend erforscht sind. Solche Kritik ist bzw. wäre durchaus berechtigt… aber sie würde erneut verkennen, dass es gar nicht möglich ist, mit plakativen Botschaften einen komplexen Sachverhalt hinreichend vertiefend darzustellen.

Also pickt die Kampagne den Bewegungs-Aspekt heraus und weist die noch Normalgewichtigen (und die erst leicht Übergewichtigen) darauf hin, dass mehr Bewegung zumindest ein Anfang ist. Entsprechend werden auch Bewegungs-Veranstaltungen von slowup.ch beworben, bei denen es ums Velofahren geht.

Wir von der SAPS sind grundsätzlich froh und interessiert, dass wenigstens „etwas läuft“ zur Thematik. Dies nicht ohne eine gewisse Wehmut, wenn man sieht, mit welch grosser Kelle hier angerichtet wird: als wir von der SAPS aus vor acht Jahren (als erste, notabene) bei GFS eine Aufklärungskampagne für übergewichtige Kinder in den Schulen als Projekt eingereicht und um Unterstützung gebeten hatten (wir planten damals mit einer kleinen halben Million), gab es bloss ein mildes Lächeln und die Vertröstung auf eine spätere Antwort, die nie eingetroffen ist. Jetzt rollt der Rubel, wenn auch noch nicht so kräftig in unsere Richtung… aber es ist zumindest ein Anfang.

Und eben: nicht vergesen, am Freitagabend um 20 Uhr: SF 1 schauen.




4/4  Laufwunder

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:42

Gekannt habe ich sie eigentlich schon länger. Ich hatte immer mal wieder etwas darüber gelesen oder eine Schaufenster-Auslage gesehen. Einmal, vor über zehn Jahren, hatte ich sie kurz getragen, in Basel an der MUBA, wo mich der Standchef erkannt und angesprochen hatte. Das wäre doch etwas für Übergewichtige, sagte er, und liess sie mich ausprobieren. Ich drehte einige Runden in der Halle, fand sie nicht schlecht, aber hatte vielleicht ästhetische Bedenken. Jedenfalls konnte ich mich damals nicht entscheiden.

Dann sagte eine Bekannte zu mir, das wäre genau das Richtige für meine Arthrosen-Knie! Sie brachte mir eine DVD und ich schaute tatsächlich kurz hinein, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, ich sei noch nicht so weit. Dann traf ich eine Nachbarin. Sie hatte eine böse Hüftarthrose und kam bald ins Schwärmen. Sie war bei einem Lauftherapeuten in Behandlung und etwas vom besten, was er ihr empfohlen hatte, das waren diese Schuhe. Jetzt fiel mir ein, dass auch Dr. Wiederkehr, bei dem ich einen Stoffwechsel-Test gemacht hatte, in der Praxis den gleichen Typ von Sandalen trug und hell begeistert war…

Seit ich weiss, dass ich im Sommer ein künstliches Kniegelenk bekomme, laufe ich ohnehin wie jemand, der über eine Mischung aus glühenden Kohlen, Glasscherben und rohen Eiern geht… tastend setze ich dabei Fuss vor Fuss, verlagere das Gewicht, hüte mich, beim Schreiten das Knie zu beugen, weil mir ist, ich höre mit dem inneren Ohr, wie Knochenstumpf auf Knochenstumpf knirschend reibt und dabei eine unbekannte Menge von Knochenmehl abraspelt… so jedenfalls bilde ich es mir ein, seit ich auf dem Röntgenbild gesehen habe, dass die Knorpelmasse vollständig weggeschabt ist.

Und nun gab ich mir also heute Nachmittag einen Ruck – nicht ohne kräftigen Nachschub seitens der sorgenden Gattin – und betrat mutig das Geschäft an der Kreuzung Stockerstrasse-Bleicherweg. Ein schmuckloser, grosser Verkaufsraum, in den Regalen die verschiedensten Modelle in Schachteln aufgereiht, zwei Hockergruppen und eine Verkäuferin. Sie wusste natürlich sofort, worum es ging. Und bot mir an, mich probeweise und unverbindlich für eine Woche mit einem Sandalen-Modell auszurüsten, um zu testen, ob es überhaupt etwas für mich sei. So wurde ich innerhalb von zehn Minuten zum MBT-Träger.

Und als ich vom Stuhl aufstand, war meine Welt nicht mehr wie vorher. Plötzlich waren die stechenden Schmerzen in den Knien weg. Die Füsse fühlten sich frei, standen weich wie auf moosigem Waldboden… mit federnden Schritten durchmass ich den Verkaufsraum, dessen Grösse und Leere mir nun sehr zweckmässig schien, blieb stehen, balancierte federnd mein Gewicht auf den schwankenden, weichen Sohlen, und wusste nicht, wie mir geschah. Wie auf Wolken schritt ich aus dem Geschäft, überquerte die Strasse, verspürte keinen stechenden Schmerz mehr, setzt nicht mehr gequält Fuss vor Fuss, indem ich mühsam mein Gewicht verlagerte… ich ging wieder aufrecht dahin und konnte es fast nicht fassen.

Ein Laufwunder war geschehen. Und ich werde morgen frohgemut in die Ostertage fahren, vielleicht sogar einige Schritte in der Natur tun, schmerzfrei. Nur nicht übertreiben, hatte die Verkäuferin gesagt. Keine Angst, das wird schon nicht passieren.




29/3  Es lebe der Verein

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:35

Das hatten wir uns anders vorgestellt. Am letzten Montag habe ich an dieser Stelle darüber berichtet, dass der SAPS-Stiftungsrat seinem Trägerverein einen Vorschlag unterbreiten werde, um die bisherige Vereins-Struktur in eine neue, „offenere“ Gönner-Organisation überführen zu können. Ziel dieser Massnahme wäre es gewesen, die Kosten für Administration und Rechnungswesen deutlich zu senken, um mehr Mittel für Projekte und patientebezogene Aktionen frei zu bekommen, und gleichzeitig die Schwelle für eine Beziehung mit der Adipositas-Stiftung für jene zu senken, die zwar bereit wären, unsere Arbeit gelegentlich mit einem Gönnerbeitrag zu unterstützen, die sich aber nicht durch eine formelle Mitgliedschaft bei einem „Verein“ binden wollten.

Wir hatten gedacht, diese Idee müsste einleuchtend sein, ihre Vorteile nicht zu übersehen und deshalb sei eine mehrheitliche Zustimmung gewiss. Aber wir hatten die Rechnung ohne den Wirt bzw. ohne das engagierte Vereinsmitglied gemacht, das auch eine lange Anreise auf sich nimmt, um der jährlichen Generalversammlung beizuwohnen und die Kontakte zu pflegen, die sich bei dieser Gelegenheit ergeben.

Wir mochten die Nachteile der aktuellen situation und die Vorteile unseres Vorschlags mit Engelszungen verkünden… die Skepsis überwog, ob durch einen solchen Entscheid am Ende nicht doch der Zusammenhalt verloren ginge, die Bindung zwischen den Mitgliedern und der Stiftung abbrechen müsste, das Spendenvolumen auf freiwilliger Basis deutlich nachlassen würde und wir schliesslich nicht nur keinen Gewinn, sondern einen massiven Schaden davontrügen.

Eine konsultative Meinungsumfrage ergab, dass das Lager der „Erhalter“ und das der „Erneuerer“ fast gleich gross waren… bis auf eine Stimme Unterschied… und die war bei den Erhaltern, die den aktuellen Vereins-Zustand beibehalten wollten. Aus der Quasi-Patt-Situation ergab sich im Gespräch dann der guteidgenössisch terminierte Kompromiss: Die vertraute Vereins-Form beizubehalten, aber daneben im Sinne eines Testlaufs bis Ende Jahr die Gönner-Struktur aufzubauen… eine klassische Sowohl-als-auch-Strategie.

Dieser Vorschlag fand eine klare Zweidritteslmehrheit. Der Souverän hatte gesprochen, der Vorstand hat zu parieren… unser Job ist es nun, eine kreative Übergangslösung zu finden, die das eine (neue) tut und das andere (bisherige) doch nicht lässt… und dabei trotzdem mit weniger administrativem Aufwand auskommt und Einsparungen möglich macht.

Im anschliessenden Referat von Adipositas-Spezialistin Dr. med. Natascha Potoczna war viel von der dringend nötigen Verhaltensänderung die Rede, wenn Übergewicht vermieden oder reduziert werden soll. Wie schwer es ist, gewohnte und vertraute Verhaltensmuster zu verändern, das haben die anwesenden Vereinsmitglieder in ihrem Leben oft genug am eigenen Leib erlebt. Beständigkeit ist auch ein Wert.




27/3  Gross genug?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Amerika – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Super Size, die Maxi-Grösse, als Symbol für verschlungenen Überfluss. Wie kommt es, dass „wir“, meist unbewusst, auf grosszügige Angebote reagieren, indem wir uns grosszügig bedienen (lassen)?

Kann es sein, dass wir damit nach uralten, eingeübten Verhaltensmustern reagieren, die uns mächtig zugreifen lassen, wenn Nahrung reichlich vorhanden ist, weil eine unhörbare Stimme in uns sagt, dass wir Reserven anlegen müssen für die nächste Hungersnot? – Bloss: die kommt nicht. Wir stolpern von Angebot zu Angebot… und doch lässt der Reflex nicht nach.

Beobachten wir uns mal selber, wenn wir im Restaurant bestellen: wenn es auf der Karte eine „kleine“ und eine „grosse“ Portion hat, braucht es unheimlich viel Überwindung, die „kleine“ zu verlangen… wir nehmen es uns zwar vor, fest entschlossen, dem Ruf der Vernunft zu folgen; aber wenn dann die Bedienung mit dem Notizblock kommt und fragt: Gross oder klein? dann werfen wir alle Vorsätze über Bord und hören uns, ferne Beobachter unserer selbst, sagen: Gross… beiläufig und ohne besondere Betonung, wie unbewusst und selbstverständlich.

Die schönen Zeiten der Nouvelle Cuisine, als ein vereinsamtes Erbsli allein auf dem Teller neben einen kleinen Stück Rüebli lag, sind endgültig vorbei. Und mit andächtigem Schaudern sprechen wir davon, wie es einst im Berner Schweizerhof Wiener Schnitzel gegeben hatte, die auf beiden Seiten über den Tellerrand hinausragten.

Und bei Buffets braucht es eine ganze Heerschar von Schutzengeln, die uns davor bewahren, die Platte mit kalorien- und fettreichen Speisen hoch aufgetürmt zu füllen, obwohl wir vorher felsenfest entschlossen waren, nur ein Salatblättlein und vielleicht eine halbe Tomate zu nehmen…

Das Rätsel der grossen Portionen ist ein weltweites Phänomen, auch wenn es bei uns noch nicht so ausgeprägt ist wie in USA. – Dort wurde eben ein Gegentrend eingeleitet: Reklame mit bewusst „normalen“ Portionen, als Werbebotschaft der Restaurant-Kette FRIDAY’s. – Kleinere Portionen sind noch immer gross genug… lautet die Losung. Wenn das Beispiel Schule machen würde, könnte das eine Umkehr bewirken. Oder schaffen wir uns wieder Entlastungsmöglichkeiten?

 




24/3  Lob der Skepsis

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:18

Viel ist dieser Tage in Magazinen und Zeitschriften die Rede vom vernünftigen, „richtigen“ Essen. Eben noch las man von exzentrischen Szene-Girls, die Diät-Empfehlungen gaben, obwohl sie selber von Auszehrung gezeichnet sind…

Was in der Zeitung steht, das muss ja nicht zwangsläufig stimmen. So ein Satz schmerzt den alten Journallisten zwar, der stets redlich bemüht war, der Wahrheit auf der Spur zu bleiben, aber der Volksmund wird ja wohl wissen, warum er so Weisheiten formuliert wie: Er lügt wie gedruckt.

Wie glaubwürdig also sind Berichte und Empfehlungen über Ernährung in den populären Zeitschriften? – In USA hat der Rat für Wisseschaft und Gesundheit (American Council of Science and Health) zum zehnten Mal eine vergleichende Studie veröffentlicht. Der ganze Jahrgang 2005 von 21 Magazinen wurde ausgewertet. 6,7 Prozent der gesamten redaktionellen Textes (ohne Inserate) war der Information über Essen und Nahrung gewidmet.

Das Resultat klingt positiv: 16 der 21 Titel erhielten die Note „gut“ bis „sehr“ gut, nur ein Viertel schnitt „mässig“ bis „schlecht“ ab. Am verlässlichsten, also an korrektesten waren die Informationen in den Konsumente-Zeitschriften. Und am schlechtesten kamen die Publikationen zur „Männer-Gesundheit“ weg: dort fanden sich die meisten Fehler und Ungenauigkeiten, unbewiesene Behauptungen und Vorurteile… Zu denken muss auch geben, dass sich die Qualität in den Jahren der Beobachtung insgesamt nicht etwa verbessert, sondern stetig etwas verschlechtert hat.

Angesichts der Tatsache, dass 42% der befragten Leserinnen und Leser angaben, sie hätten ihr Essverhalten aufgrund der Informationen in Zeitschriften verändert, kommt diesen Artikeln eine hohe Bedeutung für die Volksgesundheit zu. – Der ganze Bericht umfasst 23 Seiten. Er lässt sich kaum eins zu eins auf unsere hiesigen Verhältnisse übertragen… aber so viel mustergültiger als unsere amerikanischen Kollegen dürften wir wohl auch nicht sein. – So oder so ist beim Lesen von Presseberichten eine gesunde Portion Skepsis angesagt.




20/3  Selbsthilfe praktisch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:16

Ein Abend mit einer Magenband-/Bypass-Selbsthilfegruppe in der Ostschweiz. Zehn Menschen sitzen im hinteren Sääli um einen Tisch, vor sich Mineralwasser, Tee, Rivella Blau, Kaffee. Zehn Geschichten, Schicksale, Betroffenheiten. Für sie alle war oder ist ein chirurgischer Eingriff die letzte Station auf einem langen Leidensweg.

Einige kennen sich schon von früher, haben erste Erfahrungen bereits ausgetauscht, sich gegenseitig Mut gemacht und Hoffnung. Andere haben sich erst nach langem Ringen entschlossen, das Risiko auf sich zu nehmen, vielleicht gegen Widerstände, und nun erzählen sie von ihren Gewissensqualen zwischen der Sorge um die Familie, falls es zu Komplikationen kommen sollte, und der persönlichen Not, der sie ausgesetzt sind mit einer Krankheit, für die es keine Heilung gibt, nur eine lebenslange Therapie.

Und sie berichten von ihren Erfahrungen mit Ärzten und Kliniken, und wie der Eingriff ihr Leben verändert hat, wie sie wieder Boden unter die Füsse genommen und ihre Selbstachtung zurückgewonnen haben…

Einige von ihnen, das geht aus den Schilderungen hervor, sind durch das Informationsangebot der SAPS motiviert worden, sich mit ihrem Übergewicht zu befassen und Hilfe bei Spezialisten zu suchen und anzunehmen. – Jeder „Fall“ ist anders, individuell. Die Erfahrungen sind persönlich, nicht auf andere übertragbar. Die einen hatten Glück und alles verlief reibungslos, andere mussten Hindernisse überwinden. Aus allen Berichten ist die Anerkennung gegenüber den spezialisierten Ärzten spürbar, die alles daran setzen, für ihre Patienten die beste Lösung zu finden.

Es ist eine Community der besonderen Art, die aus der gemeinsamen Betroffenheit zu einer Form von Solidarität gefunden hat, die Kraft gibt.




19/3  Wer schreibt, dem wird…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:27

…ja was wohl?  Geschrieben wird ihm, dem Schreibenden! Das ist altes deutsches Wortgut, das schon zu Zeiten galt, als die Botschaften noch von Hand und per Feder auf knitternde Flächen gekritzelt wurden, um dann vom Postillon mit munter schmetterndem Horn über Land gefahren zu werden…

In meinen jugendlichen Erinnerungen verbindet sich der Satz mit irgendwelchen Leserbrief-Seiten. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es im Nebelspalter war… damals, als er noch wöchentlich unter die Leute kam und in Wartezimmern auflag, zeitlos lustig, der lachende Bote aus Rorschach. Heute erscheint er zehnmal jährlich und kostet an die zehn Franken, es hat alles seinen Preis.

Aber eben: wenn man schreibt, besteht die Chance, dass man selber Post erhält. Das gilt auch (und besonders) im Blog-Zeitalter. So fühlte ich mich angenehm berührt, dass einer meiner Beiträge unerwartete blogkritische Aufmerksamkeit gefunden hatte auf der szenen-internen Selbstbeobachtungs-Website namens Die Blogdenunzianten. Eine der zahlreichen Institutionen, die sich auf amüsante Weise mit sich selber beschäftigen, wodurch gleichsam perpetuum-mobile-mässig das Geschäft in Gang gehalten wird, denn so lange der eine den andern kommentiert und mit einem einzigen Mausklick eine weltweite Mitleserschaft an seinen Reflexionen teilhaben lässt, gibt es unvermeidliche neue Antworten, die wiederum neuere Antworten auslösen… ein nichtkommerzielles Schneeball-System mit Feedback gleichsam, das sich über die Synapsen der grossen Rechner verbreitet und den Globus zuwuchert. Dabei war am Anfang einfach ein kleiner Gedanke…

Und den will ich hiermit beenden. Ich muss mich noch hinter den Jahresbericht 2007 klemmen, in zehn Tagen tritt der Stiftungsrat der SAPS zusammen und der soll den Bericht verabschieden, aber das kann er nur, wenn er vorher vorliegt. Es muss also geschrieben werden, auf die Gefahr hin…




18/3  Gut beobachtet

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:05

In sonntäglicher Musse noch den Beobachter nachgelesen von letzter Woche. Titelstory: dass die Jungen heute nicht mehr kochen (können) und statt dessen Convienience Food in die Mikrowelle schieben. Weil es rasch gehen muss und weil sie nichts anderes gelernt haben.

Damit ist auf einen kurzen Nenner zusammengefasst, was einen grossen Teil der aktuellen Problematik ausmacht: vielen jungen Menschen fehlt die Beziehung zu den natürlichen Lebensmitteln. Sie denken, dass die Milch aus den Beutel kommt, dass die Salami an Bäumen wächst. Frische Früchte essen sie nicht, allenfalls trinken sie einen Juice…

Und da der Körper ein cleveres Kerlchen ist und immer wieder versucht, aus der aktuellen Situation das Beste zu machen, geht es relativ lange, bis sich Mangelerscheinungen so deutlich manifestieren, dass sie nicht mehr zu übersehen sind. Und dann wird eine Umkehr oft schwierig.

Dazu kommt, dass in vielen Schulen der Hauswirtschaftsunterricht gestrichen wurde. Auch wenn jetzt als Folge der allgemeinen Übergewichts-Diskussion im Schulbereich einzelne Entscheide gefällt werden, die absolut positiv zu werten sind, so ist dies erst der berühmte Tropfen auf einen grossen heissen Stein, dem noch viele weitere folgen müssten.

Wenn es rasch gehen muss, weil die Zeit fehlt, entsteht Stress. Und wenn Stress besteht, neigt der Körper dazu, Gewicht zuzulegen. So schliesst sich dann der Teufelskreis, nicht nur für die Mikrowellen-Kids.