4/6  Dicke Schätzung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:26

Ein interessanter Bericht in der SonntagsZeitung: Wenn man – laut einer Untersuchung an der Northwestern University in Chicago – Eltern bittet, das Gewicht ihrer Sprösslinge zu beurteilen, so tendieren diese eher dazu, das kindliche Körpergewicht zu unterschätzen, d.h. ihre Kinder auch dann noch für normalgewichtig zu halten, wenn sie bereits übergewichtig sind.

Eine einigermassen richtige Einschätzung erfolgt dann, wenn man den Eltern eine Grafik vorlegt, auf der über- und untergewichtige Kinder abgebildet sind. Auf diese Weise – so die Verfasserin der Studie – könnte frühzeitig etwas gegen kindliche Adipositas unternommen werden, wenn man Eltern regelmässig mit solchen Abbildungen konfrontieren würde.

Ich weiss nicht, ob es sich da um ein allgemeines oder um ein eher amerikanisches Phänomen handelt. Wenn dicke Kinder schon so etwas wie die zahlenmässige Norm sind, dann fallen sie auch nicht so auf. – Bei uns deuten meine Erfahrungen in eine andere Richtung: Aufgeschreckt durch entsprechende Berichte ist vielleicht so etwas wie eine Übergewichtshysterie eingetreten. Als kürzlich eine Krankenkasse ungter ihren Mitgliedern zu einem Bewegungs-Event für übergewichtige Kinder einlud, da meldeten rund 300 Eltern ihren Nachwuchs an – aber bei der Überprüfung und Umrechnung der BMI-Werte zeigte sich, dass nur gut 10 Prozent davon effektiv übergewichtig waren. – Hatten die Eltern also die Einladung nicht richtig gelesen? Oder waren sie in Sorge und dachten im Sinne von „Nützt’s nüt, so schadt’s nüt“, sie wollten sich vorsorglich mal anmelden?

Wie auch immer: Im Weghören oder Wegschauen sind wir stark. Dieser Gedanke befiel mich, als ich beim Zappen in die „GesundheitSprechstunde“ von Dr. med. Samuel Stutz geriet. Es ging um Schmerz, und da auch ich – gewichtsbdedingt – von Knie-Arthrose betroffen bin, hätte mich die Sendung eigentlich direkt angesprochen… aber ich zappte weiter und sagte mir: Paradox ist es schon, da leben wir in einem voll medialen Zeitalter und für viele Menschen besteht „Wirklichkeit“ nur noch aus dem, was sie im Fernsehen gesehen haben, und nicht wenige werfen Samuel Stutz und seiner Sendung vor, sie würden ihr Publkikum recht eigentlich auf bestimmte Krankheiten anfixen, die sie dann auch attestiert haben möchten… Aber mit einem einfachen Klick in der Fernbedienung kann man die Sendung wegschalten, dann hat man sie gar nicht gesehen und diese Form von vermeintlicher „Wirklichkeit“ hat gar nicht stattgefunden… – Das ist, denke ich, so eine Art Notwehr gegen gesundheitliche Belästigung. Wie bei den Eltern, die ihr dickes Kind als normal einschätzen.




3/6  Der Pfingstochse

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Über die religiöse Bedeutung von Pfingsten ist Vielen heute nicht mehr viel bekannt, das jedenfalls konnte man einer Strassenumfrage des Blick entnehmen. Dass es etwas mit Jesus zu tun hat, das ging noch so einigermassen, aber sonst?

Dass an Pfingsten die Ausschüttung des heiligen Geistes war, de sich in Gestalt von kleinen Flammen auf die Köpfe der Jünger bzw. von da an der Apostel niederliess, ihnen die Gabe verlieh, in fremden Stimmen zu reden und aller Welt das Evangelium zu verkünden… das kat nur einer der Befragten der Spur nach gewusst.

Überhaupt: zu „unserer“ Zeit, vor rund einem halben Jahrhundert, war das Kirchenjahr in unserem Alltag weitaus präsenter als heute. Im Speisenplan wurden die Fastenzeiten zumindest symbolisch eingehalten, im Tagesablauf fieberte man am Karfreitag mit und las in der Bibel nach, wie um 3 Uhr der Himmel sich zuerst verdunkelte und dann aufriss, als der Herr am Kreuz starb… Das ist heute weitgehend vorbei, kirchliche Feiertage sind Ruhetage und damit hat es sich für die meisten von uns.

Von Pfingsten ist mir auch noch der Begriff des Pfingstochsen in Erinnerung. Allerdings in einer etwas verschwommenen Form. Mit diesem Begriff verbinde ich in erster Linie ein mächtiges, gehäutetes und ausgeweidetes Vieh, das auf einem grossen Spiess steckt und sich langsam brutzelnd über einer gewaltigen Kohlenglut dreht, stundenlang, gemächlich, immer wieder einen schmalen Streifen der bratenden Hitze aussetzend, wobei das zerlassene Fett in Tropfen in das Feuer fällt, wo kleine Flammen auflodern, als wären sie Abbilder des heiligen Geistes…

Und dieses Ochsenfleisch, das offenbar einem alten Opfer-Ritual entspricht, verbreitet weithin einen verführerischen Duft, es wird zart und weich, bis es gewissermassen in der Hitze schmilzt, mit einem langen Messen in dünnen Streifen abgeschnitten wird, um sanft und knusprig zugleich auf den Teller zu landen… Wie kümmerlich ist gegen dieses machtvolle Bild des Verspeisens von gebratenem Ochsenfleisch doch dieser bleiche Kebab-Spiess, der sich vor seinem Gasgrillchen dreht…

Der Gedanke am Pfingsten verbindet sich also weit eher mit einem leiblichen Genuss, auch wenn dieser in der Realität so gar nie stattgefjunden hat, als wir noch Kinder waren, und das hat etwas Tröstliches. Es werden Opfer gebracht – In Wirklichkeit oder symbolisch – damit es anderen gut gehe. Das soll man sich gefallen lassen.




2/6  Nahrungskosten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:10

Was nichts kostet ist nichts wert. Eine altüberlieferte Weisheit des Volksmundes. Aber ist sie auch umkehrbar? Was viel kostet muss viel wert sein? Schön wärs und viele Probleme wären weggewischt, über die man sich die Köpfe heissredet, zum Beispiel in der SF-Arena, wo über die Preise der Agrarprodukte und über Einfuhrzölle bzw. deren Auswirkung auf die Lebensmittelpreise debattiert wird.

Die Schweiz als Hochpreisinsel mit denkmalgeschützten Produktionsstätten, die nicht mehr rentieren… wir sind zwar bereit, uns dieses volkswirtschaftliche Ballenberg etwas kosten zu lassen, aber gleichzeitig hecheln wir jedem Schnäppchenvorteil im Supermarkt hinterher und beobachten die Detailhandelsgiganten, wie sie sich mit ganzseitigen Farbinseraten und Angeboten zu Tagestiefstpreisen die Kundinnen gegenseitig streitig machen. Hier ist das 12er-Pack Mineralwasser 5 Rappen billiger, dort die zwei Kilo Rindshackfleisch 4 Rappen vorteilhafter… und wir sind noch so blöd, mit dem Auto 20 Kilometer weit zu fahren (zweimal, hin und zurück), um einen kleinen Preisvorteil zu ergattern, der weder Fahrtzeit noch Benzinkosten wettmachen kann.

Eine amerikanische Berechnung hat unlängst nachgewiesen, dass beim Hamburgerbräter das mengenmässige Upsize (also das Anbieten einer Gross-Portion) mit einem Mehrpreis von 67 Cents verbunden ist – für die man ganze 400 Kalorien zusätzlich bekommt. Viel Energie für einen geringen Aufpreis… aber brauchen wir das wirklich? Ist es eine reine Frage der Kosten? – Denn die zusätzlichen 67 Cents lösen, wenn sie sich auf Hüften und am Bauch zu Fettgebirgen türmen, Gesundheits-Nebenkosten aus, die ein Mehrfaches des ursprünglichen Zusatz-Schnäppchenpreises betragen!

Eine Rechnung, die so linear nicht aufgehen kann. Qualität hat ihren Preis und es lohnt sich, nicht nur preisbewusst, sondern auch qualitätsbewusst einzukaufen. – Weniger ist oft mehr… auch das eine uralte Erkenntnis aus dem Volksmund… Und dieser selbe Volksmund „spricht“ nicht nur (zuweilen mit ewigen Wahrheiten), er isst eben auch, was er zwischen die Zähne kriegt.




1/6  Die Menge machts

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:34

Gestern war ich zur Kontrolle bei meiner Ernährungsberaterin. Der Erfolg hält an – wenn auch in kleineren Schritten. Jetzt heisst es nicht nachlassen und nicht übermütig werden. Eine neue Erkenntnis hat die Fachfrau von einem Kongress mitgebracht, den sie besucht hatte: Versuche mit der Einnahme von „füllender“ Nahrung mit geringer Kaloriendichte hätten gezeigt, dass sich eine Wirkung auf das Eintreten des Sättigungsgefühls erst dann einstellte, wenn mehr als 400 Milliliter der betreffenden Füll-Nahrung eingenommen wurden.

Das bedeutet im Klartext: es ist sinnvoll, kurz vor dem Essen vier Deziliter Wasser zu trinken oder die gleiche Menge fettarmer Bouillon zu sich zu nehmen… denn bis etwa mit Salat das gleiche Volumen erreicht ist, müsste man eine riesige Schüssel voll davon vertilgen. Ich werde diese Theorie in der Praxis mal testen.

Dass die Kohlenhydrat-reduzierte Ernährung eine zukunftsweisende Lösung sein dürfte, das hat eine aktuelle Studie gezeigt. Mehrere Testgruppen von insgesamt 178 Männern um die 50 wurden verschiedenen kalorien- und fettreduzierten Ernährungstypen mit einem identischen Energiewert ausgesetzt: die einen mit wenig, andere mit etwas mehr und weitere mit hohem Anteil an Kohlenhydraten. Alle Gruppen haben während des Versuchs abgenommen, aber die Gruppe mit dem tiefsten Kohlenhydrat-Anteil hat am meisten Gewicht verloren.

Zudem waren auch die Blutfettwerte bei den Probanden mit den kleineren Kohlenhydrate-Anteilen deutlich besser. Daraus lässt sich der populäre Schluss ziehen, dass einer der grössten Feinde unserer Gesundheit der übermässige Konsum von „raffinierten“ Kohlenhydraten ist. Und je weniger wir davon essen (oder trinken), umso „besser“ geht es uns. Das heisst nicht, dass man sich nicht ab und zu eine kleine Verwöhnung gönnen dürfte, aber eben: Die Menge machts. Das habe ich in den letzten Mlonaten am eigenen Leib erleben können. Die aktuelle Studie bestärkt mich in meiner persönlichen Erfahrung.




31/5  Marilyn, Mon Amour

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:15

Am 1. Juni wäre sie 80 geworden. Aber unsere Erinnerung hat sie in jugendlicher Frische konserviert, Ikone der Erfüllung männlicher Sehnsüchte, Star von Weltformat, Vorwegnahme aller späteren Epigoninnen, ob sie nun Paris heissen oder Hilton, was sie auf keinen Fall beleidigen soll: es geht um die Medienbeachtung.

Sie war der Vamp schlechthin und wenn man heute die Bilder von ihr betrachtet, so hält man es nicht mehr für möglich, dass ihre Figur, diese ausladenden Proportionen mit ihrem verschwenderischen Hang zu gediegen sinnlicher Üppigkeit, einst ein Idol war, Vorbild und Wunschtraum. Kein Wunder, spricht man von der „guten“ alten Zeit, der Vor-Twiggy-Aera, in der Mutter Normalmass sich noch nicht bis auf die Knochen schlankhungern musste, um beachtet zu werden.

Marilyn Monroe hatte kein leichtes Leben. Starruhm wollte mit vielen privaten Entbehrungen erkauft sein, ihr Schicksal war eine Achterbahn, die mit einem jähen Absturz ins Bodenlose endete und bis heute ein Mysterium geblieben ist.

Achtzig Jahre ist ja kein Alter – wie hätte sie bis heute weiter gelebt? Was wäre aus ihr geworden? Spekulation. – Auf jeden Fall ist es gut, sich zu erinnern, dass es sie gab und wie sie war.




30/5  Mein Bürostuhl

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:30

Als ich in Pension ging, habe ich bei der Verwaltungsabteilung meines Arbeitgebers nachgefragt, ob wohl eine Möglichkeit bestünde, dass ich meinen soliden Drehstuhl, in den ich mich während den 15 Jahren seit der letzten Büro-Neugestaltung eingesessen hatte, zu einem vernünftigen Preis käuflkich erwerben und mitnehmen könnte.

Grosszügig, wie sie ist, überliess die Firma mir meinen Sessel umsonst, es ersparte ihr Lagerungs- bzw. Entsorgungskosten, denn es war kaum anzunehmen, dass mein Nachfolger, der von etwas weniger ausladender Statur ist, sich in dessen Weite verlieren möchte und Wohlgefallen an der von mir – sorry to say so – ausgiebigst durchgefurzten Polsterung finden möchte… es muss ja jeder im Betrieb seine eigene Duftmarke setzen können.

An diesen Sachverhalt wurde ich heute erinnert, als uns die Anfrage einer Dame aus der Westschweiz erreichte. Sie erkundigte sich nach Empfehlungen für einen Bürostuhl, der geeignet wäre, dass eine stark übergewichtige Person ihn benutzen könnte. – Zuerst klapperten wir per Suchmaschine das Internet an, aber die Ausbeute war mager. Kein konkreter HInweis auf Spezialanfertigungen, auf spezialisierte Firmen und so. Für den Medizinalbetrieb gibt es entsprechende Angebote, aber nicht für den Alltag im Büro.

Da erinnerte ich mich an meine eigene Situation, damals, als mein Gewicht auf 165 Kilo hochgeklettert war und als der alte Stuhl, den ich sparsamerweise einst übernommen hatte, eines Tages unter Ächzen sanft und zum Glück langsam eingeknickt war. Die Kollegen vom Hausdienst hatten sich alle Mühe gegeben, bis sie etwas Passendes, solid und breit genug, gefunden hatten. Und als ich probegesessen hatte und mein Hintern sich heimisch fühlte, da begann eine lange und intensive Sitz-Bezhiehung, die heute noch besteht, nach all den Jahren.

Also rief ich bei der Firma an, die damals den Stuhl geliefert hatte. Und siehe da: in der Produktepalette gibt es zwei Modelle, den Contact und den Trilax, die eine besondere Robustheit aufweisen und also einer adipösen Benutzerin empfohlen werden könnten. Indes – sagte der Gewährsmann auf meine Frage, wieviele Kilogramm denn diese Stühle wohl aushalten würden – da wolle man sich nicht festlegen.

Die Konstruktionen entsprächen der DIN-Norm, das müsse reichen, denn jede verbindliche Aussage hätte sonst einen rechtlichen Aspekt im Sinne einer Garantie, falls etwas passieren würde. Denn die Standfestigkeit hänge ganz wesentlich auch davon ab, „wie“ jemand sich auf das Objekt setze, ob man sich gerade hält, zur Seite beugt, nur auf dem vorderen Rand klebt, nach hinten kippt, etc… – Das hatte ich nicht gewusst. Aber ich konnte der Dame getrost berichten, dass sich mein persönlicher Sessel all die Jahre blendend gehalten hat.




29/5  Masse mit Messe?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:35

Wie erreichen wir unser Publikum? Wie können wir sicher sein, dass die, an die wir uns wenden wollen, auch bereit sind, uns zuzuhören?

Es ist eine immer wiederkehrende Frage, mit der wir uns heute Vormittag beschäftigt haben: zwei quasi Habenichtse auf den Parkett der Gesundheits-Aufklärung, die „action d“ und wir, die Schweizerische Adipositas-Stiftung SAPS. Beide wurden wir angefragt, ob wir an der Herbstmesse in Zürich nicht einen Stand betreiben möchten, und beide haben wir – unabhängig voneinander – geantwortet, wir könnten uns einen solchen Auftritt aus eigenen Mitteln gar nicht leisten.

So haben wir uns zusammengesetzt und uns überlegt, wie wir gemeinsam und uns ergänzend etwas anbieten könnten, das einer allein nicht schaffen würde. Das alte Prinzip der gegenseitigen Verstärkung und Unterstützung. Es müsste langfistig eine nachhaltige Aktion sein, in die auch noch weitere Partner aus den Bereichen von Übergewicht und Folgekrankheiten einsteigen könnten, mit einer solide abgestützten Breitenwirkung, die ein finanzielles Engagement auch für Sponsoren attraktiv macht, die bis jetzt abseits gestanden sind.

Wir sahen vor dem inneren Auge schon eine Event-Karawane durch die Lande ziehen, von Schulkindern mit Fähnchen jubelnd begleitet, ein Tross von Service-Angeboten zur Überprüfung der eigenen Gesundheit, auf spielerische Weise, ohne erhobenen Zeigefinger, mit Spassgefühl und doch informativ… – Eine Attraktion wie früher mal die Chilbi, ein Jahrmarkt der Prävention mit Zaubertricks und Taschenspielereien, von denen man noch lange sprechen würde und die in der Erinnerung dafür sorgen, dass man sich im Zweifelsfall „richtig“ verhält…

Traumgebilde? – Im Moment vielleicht noch. Den Willen haben wir bekräftigt, diesen Weg unter die Füsse zu nehmen und gezielt voranzuschreiten. Mit einem ersten, überblickbaren Konzept, das wir Ende September in der ZÜSPA probeweise realisieren wollen. Bis dann muss uns nur noch einfallen, was. Und wie wir es bezahlen wollen.




28/5  Sonntags-Medien-Mix

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:53

Wer auf eine bewusste Ernährung achten sollte, reagiert sensibel auf Botschaften, die uns die Medien mehr oder weniger diskret vermitteln. So wie werdende Mütter und Väter plötzlich an jeder Ecke einen Kinderwagen oder einen Wonneproppen im Tragtuch entdecken.

Am Sonntagmorgen fing es auf dem SF-Infokanal fadengerade an: ich habe just in dem Moment eingeschaltet, als – in einem eingekauften 100 Minuten-Dokumentarbericht über die Bordellszene in Deutschland – der Koch in einem Kölner Luxusappartement in echter Sorge um seine Kostgängerinnen berichtete, dass er stets darauf bedacht sei, vor allem Poulet- und Trutenfleisch zu verarbeiten und Crevetten vom Feinsten, mit wenig Fett daran, und viel Salat, „damit die Mädels nicht zu dick werden“, wie er höflich betonte.

Und als dann kurz darauf in der Sendung mit der Maus der wie immer etwas tappsige Christoph mit voller Kleidung ins Wasser tauchte, fiel mir auf, dass der Mann inzwischen auch schon ein Bäuchlein angesetzt hat… Grund genug wäre das, ihn gelegentlich mal seinen Speiseplan untersuchen zu lassen, so rein didaktisch, gewisseremassen.

In der NZZ am Sonntag schliesslich las ich dann noch einen Bericht über eine neue Wohnform, die nun auch in der Schweiz Fuss zu fassen beginnt: quasi begleitetes Wohnen im Mehrfamilienhaus mit einem Consierge. die gute alte Hauswartfigur, die man aus der französischen Belletristik kennt, wurde in USA mit neuem Leben gefüll und zurück nach Europa exportiert, ein allgegenwärtiger dienstbarer Geist, der den Bewohnern hilft mit Rat und Tat und bei dem man – male ich mir sofort aus – auch Empfehlungen für gesunde Menüs und Gaststätten einholen könnte, wenn man solche denn bewusst suchen würde.

Wenn.. – Im der gleichen Zeitung sehe ich ein Interview mit dem Gesundheitsminister. Pascal C. sitzt breitformatig am Konferenztisch in seinem Büro, auf dem Tisch liegt das Diktiergerät der Journalisten und mitten im Bild steht eine kleine Keramikschale… mit Migros-Schöggeli drin! Ertappt! So also macht sich der Magistrat seine Gesprächspartner gewogen, indem er sie mit Süssigkeiten verwöhnt. Aber eben: nur das im Verzicht geprüfte Auge stellt solche Nuancen überhaupt fest.




27/5  Chip Chip Hurra

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:19

Allerlei Wissenswertes über eine ehrsame Dickmacherspeise las man heute in der TagesAnzeiger-Beilage DAS MAGAZIN: Max Küng, bekennender Übergewichtiger, wenn seine Zeilen denn autobiografisch sind, berichtet über den Handel mit Pommes Chips.

Was mir bis dato nicht bekannt war: auf importierten Kartoffel-Chips wird ein Schutzzoll erhoben von 7 Franken 85 pro Kilo, damit die einheimischen Produzenten der fettigen Erdäpfelblättchen nicht unter einen ungebührlichen Druck des freien Marktes geraten. Und deshalb, begründet Küng, sei die ausländische Ware so schweineteuer, wenn man sie im Gourmet-Spezialitätenladen kaufen will. Ganze 5 Franken 90 etwa für 150 Gramm eines Produkts aus England.

Schnell im Kopf nachgerechnet: wenn das Kilo mit knapp 8 Franken Zoll belastet ist, macht das auf 150 Gramm schlappe 1.20 zusätzlich. Bleibt immer noch ein stolzer Betrag von 4.70 pro Tüte der Luxuscracker… Das kann es also nicht allein sein, was die so teuer macht. – Ok, es heisst auf der Packung, sie seien „handfrittiert“ (das sind die Fritten bei McDonald’s und Burger King allerdings auch), dann enthalten sie spezielle, rare Würzmischungen von Meersalz bis zu Curry aus dem fernen Asien… Kein Wunder, haben sie den Markt noch nicht erobert.

Aber ein neuer Produzent sei im Vormarsch und versuche, den helvetischen Chips-Verbrauch, der sich laut Küng auf sage und schreibe 123 Millionen Franken (pro Jahr) beläuft, neu aufzumischen. Eine deutsche Marke, die bei Coop, Carrefour und Manor angeboten wird und in der Schweiz in Lizenz hergestellt wird… und deshalb das Preisdiktat der eingesessenen Hersteller, die Zweifel-los das Quasi-Monopol haben, zu knacken imstande wäre. Die neue Marke heisst Chio und kommt gerade recht auf die Fussball-WM…

Mich persönlich lässt das allerdings kalt. Im Moment sind Chips bei meiner No-Carb-Diät ohnehin tabu und gestrichen und an mir verdient keiner einen Cent, ob mit oder ohne Einfuhrzoll.




26/5  Ein blauer Dunst

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:41

Der Beobachter gilt als ein seriöses Blatt, engagiert, aber glaubwürdig. Seiner neusten Nummer liegt ein Sonderheft bei, in dem es ums Rauchen geht bzw. ums Aufhören: RAUCHSTOPP heisst der Titel. Und ich muss es der Redaktion zugute halten: wenn ich noch rauchte, ich würde nach Lektüre des Heftes aufhören damit.

Allerdings: als ich meinerseits vor nunmehr bald 40 Jahren diesen Schritt selber gemacht habe, durch Schmerzen in der Lunge dazu gezwungen, bei einem Tagesverbrauch von 4 Päckli Marlboro und jeden Morgen nach dem Zähneputzen von Kotz-Husten geschüttelt, da war dies mein Einstieg in die Adipositas. Ich kompensierte den Rauch-Entzug mit Essen, nahm gut 30 Kilo zu.

Und das ist etwas, was wir am SAPS-Beratungstelefon relativ häufig hören, dass jemand seine Übergewichtskarriere mit dem Rauchstopp begonnen hat. Und dass man (damals) nicht genügend gewarnt worden sei bzw. keine Verhaltens-empfehlungen bekommen habe. Heute sollten wir da weiter sein und die Angehörigen der „Risikogruppe“ (für Übergewicht) der Nicht(mehr)raucher gezielt aufklären und informieren, damit sie nicht in diese Falle tappen.

Ich habe deshalb im Beobachter-Sonderheft mit Interesse nach einer entsprechenden Bemerkung gesucht. Und tatsächlich, es gibt einen Hinweis, auf Seite 12. Dort steht die „Hitparade der Ausreden“ (warum jemand nicht mit Rauchen aufhören will): „Ich habe Angst, dass ich nach dem Rauchstopp an Gewicht zunehme.“ – Alles halb so wild, beruhigt der Beobachter, die gesundheitlichen Schäden durch das Rauchen seien gravierender als die paar Kilos, „diese können sie später wieder abnehmen“…

Als ob das so einfach wäre. Viele Dicke können ein Lied davon singen. Aber der Beobachter weiss noch mehr: „Zudem können Sie die Gewichtszunahme mit einigen einfachen Ernährungsregeln in Grenzen halten.“ – Super, simpel, sicher. Der Beobachter als Verharmloser? Die Vermeidung von Übergewicht beim Rauchstopp ist zwar möglich, aber es ist ein knochenharter Job, der mindestens gleich viel Wille und Energie erfordert wie das Aufhören mit dem Rauchen selbst.

Aber lassen Sie sich nicht entmutigen, hören Sie trotzdem auf zu Rauchen! Es lohnt sich. Und wie man wirklich der Gewichtszunahme vorbeugen kann, das erfahren Sie hier. Viel Erfolg!