3/3  Prinzip Hoffnung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:17

Heute stand in der Zeitung, dass sich unsere Jugendlichen „schlechter“ ernähren als noch vor einigen Jahren. Das haben Feldstudien ergeben. Sie essen zu schnell, zu fettig und erst noch „ungesunde“ Nahrungsmittel…

Das ist bedenklich. Das Bewusstsein um die Problematik müsste in den letzten Jahren ja bei Eltern, Schulen und Behörden gestiegen sein. Das Thema „Übergewicht“ und dessen Auswirkungen auf die Volksgesundheit ist ja markant in die öffentliche Diskussion geraten. Aber wie wenn es eine Gegenbewegung dazu brauchte, scheint das die am meisten Betroffenen, bei denen der „Keim“ für eine künftige negative Entwicklung jetzt gelegt wird, gar nicht zu interessieren.

Im Gegenteil: Vorbilder in TV und Mode führen dazu, dass heute fast drei Viertel (um die 70%) der 14- bis 17-jährigen Mädchen sich für „zu dick“ halten und abnehmen wollen. Damit schädigen sie ihren Stoffwechsel und bereiten sich vor auf eine spätere Diäten- und JoJo-Karriere.

Viele Junge wissen gar nicht mehr, dass man Früchte essen kann. Fast ein Drittel gehen ohne Frühstück aus dem Haus und ziehen sich unterwegs oder in der Schule als erstes energiedichtes Backwerk oder Süssigkeiten rein. Am Morgen schwebt über dem Bahnhofperron, wo ich auf den Zug warte, der süsslich-schwere Duft des zuckrig-klebrigen Aufputschgetränks, das bei M-Budget als verbilligte Red-Bull-Imitation zu haben ist… die Kids schlucken es, als ginge es zu einer Party.

Was ist zu tun? Lamentieren hilft nichts und die einzelnen Lebensmittel oder deren Hersteller anprangern bringt nichts… aber es müsste ein Sturm der Entrüstung durch die Haushalte, die Schulkommissionen und die Lehrerzimmer gehen, mit dem Schlachtruf: So nicht mehr, wir tun etwas! – Aber was? An Ideen fehlt es nicht und viele kluge Köpfe stecken sich zusammen, um Vorschläge zu erarbeiten. Hoffnung besteht.




2/3  Prävalenz

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:11

Der „Grosse Duden“ aus dem Jahr 1964 kennt das Wort noch nicht. Da klafft eine Lücke zwischen „Pratze“ (= Hand) und „präzise“ (= klar). „Knaurs Lexikon“ in einem Band von 1999 ist schlauer. „Prävalenz“ hat zwei Bedeutungen: 1) „med.: Anzahl der an einem Stichtag an der betreffenden Krankheit Erkrankten im Verhältnis zur Bevölkerung“, und 2) „Übergewicht, Vorrang“.

Nun sind wir uns wohl einig, dass die zweite Bedeutung nicht das „Übergewicht“ ist, das wir mit uns herumschleppen, sondern eines im übertragenen Sinn. – Aber die erste Bedeutung ist es, um die es hier geht. „Wie ist die Prävalenz von Adipositas in der Schweiz?“ Das ist eine Frage, die man uns immer wieder stellt. Oder einfacher gefragt: Wieviele Prozent der Bevölkerung sind übergewichtig?

Das ist nicht leicht zu beantworten, denn es gibt keine aktuelle flächendeckende Erhebung der Werte. Die letzte Studie wurde 2003 an 1004 Männern und 1067 Frauen durchgeführt. Sie ergab, dass davon 29,6% der Männer und 23,3% der Frauen „übergewichtig“ waren (BMI zwischen 25 und 30), 13,6% der Männer und 14,7% der Frauen waren „adipös“ (BMI über 30). Im Vergleich mit früheren Untersuchungen konnte eine Zunahme festgestellt werden, doch sind solche Vergleiche mit Vorsicht zu geniessen, denn viele der Werte beruhen nicht auf verlässlichen Messungen, sondern auf Eigen-Angaben durch die Betroffenen selbst.

Soeben wurde eine Deutsche Studie aus dem Jahr 2004 veröffentlicht. Danach sind bzw. waren im Zeitpunkt der Erfassung 65% der Männer und 55% der Frauen „übergewichtig“, 20% „adipös“. – Lässt sich die Schweiz mit Deutschland vergleichen? – Nur bedingt. Im europäischen „Ranking“ betr. Übergewicht liegt die Schweiz auf den hinteren Rängen. Griechenland, Malta, aber auch Länder des Ostblocks weisen mehr Adipöse auf als wir.

Es könnte also Sinn machen, einmal eine verlässliche Studie durchzuführen, um die effektive Bedeutung des Problems für unser Land besser einschätzen zu können. Deshalb hat der Verbund von Organisationen und wissenschafltichen Fachschaften, die sich mit Erkrankungen der Herzkranzgefässe, mit Diabetes und mit Übergewicht befassen, CardioVascSuisse, letztes Jahr beim Schweizerischen Nationalfonds ein Forschungsprojekt eingereicht, um auf breiter Ebene solide Daten erheben zu können. – Das Projekt wurde abgelehnt. Man verwies darauf, dass es genügend Studien im Ausland gebe und dass hier keine besondere Dringlichkeit geboten sei. – Vielleicht braucht es noch eine Studie zur Prävalenz der Vernunft.




1/3  Lauf, Hündchen, lauf!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:44

Eine witzige Meldung aus Peking, heute in 20minuten. Offenbar gibt es in China viele übergewichtige Hunde, für die man neuerdings vor den Einkaufszentren spezielle Laufbänder aufstellt, auf denen sie dann traben können, während Herrchen oder Frauchen drinnen am Shoppen sind. Auf einem Bildschirm werde sogar der Kalorienverbrauch angezeigt, heisst es.

Super: Open-Air-Fitness-Center für Vierbeiner! – Zuerst habe ich mir gedacht, warum macht dieser dicke Hund nicht einfach „Platz“ und lässt das Laufen Laufen sein? – Dann habe ich auf dem Bild gesehen, dass das gute Tier ja mit seiner Leine vorne am Laufgestell angebunden ist. Bleibt er stehen oder liegt er ab, so reisst ihn das rollende Band nach hinten, schnürt ihm den Hals zu, zwingt ihn so, wieder aufzuspringen und weiterzusprinten, mit heraushängender Zunge und kurzem Atem… es sei denn, es gibt eine Sicherheitsvorrichtung, aber das würde ich den Chinesen jetzt nicht als erste Priorität unterstellen.

Die Erfindung hat Perspektive. Wenn man überall, wo man warten muss, kleine bewegliche Rollteppiche installieren würde, dann könnte sich ein Teil der Menschheit elegant und so ganz nebenbei in Schwung halten: Vor den Postschaltern gäbe es Kolonnen „mit“ und „ohne“ Lauftraining (die ganze Nummern-Zettel-Wirtschaft könnte wieder abgeblasen werden), die Wartehalle im Flughafen wäre ein wogendes Feld von schwer bepackten Kurzstreckenläufern, in den Pausen im Kino gäbe es eine Ecke für die Glacelutscher und ein separates Abteil für Bewegungswillige… es wäre wie eine Jet-Stream-Anlage, einfach ohne Wasser, und man fühlte sich vereint und verschworen im gemeinsamen Erleben der körperlichen Anstrengung, eine Art permanentes Moving-On, es fehlen nur noch die Duschen, aber das wäre ja im Sommer kein Problem, die liessen sich bequem in jeder Parkanlage installieren…

Vielleicht scheitert auch dieses Projekt daran, dass sich nicht genug Sponsoren finden lassen?




28/2  Viereinhalb

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:39

Im Wasser ist alles leichter, das hat mit Archimedes zu tun. Aber mir ist heute beim Aquafitprogramm im Bassin aufgefallen, dass auch einzelne Übungen, bei denen man die Beine zu einem Päckli anziehen oder sich an der Beckenrand in die Höhe stemmen muss, irgendwie „leichter“ zu bewerkstelligen sind als beim letzten Mal… und plötzlich dämmerte mir, dass das ja die viereinhalb Kilo sein müssen, die ich in der ersten Woche mit der neuen Ernährungsweise abgenommen habe.

Zugunsten von Freund Rolf, der alles ganz genau wissen will, ziehe ich Bilanz, wie es gelaufen ist. Am meisten gewöhnungsbedürftig ist das Frühstück, für jemanden, der fürs Leben gern in eine knusprige Kruste beisst und die Süsse der Konfitüre auf der Zunge zergehen lasst. Und mehr noch vermisse ich meine täglichen Früchte, die knackigen, süsslich sauren Äpfel und die saftigen Tarocco-Orangen… alles gestrichen, es geht auch ohne. Nach den ersten Tagen habe ich mich an die Morgenspeise aus Joghurt, Quark oder Hüttenkäse und aufgetauten Beeren gewöhnt.

Mit Fleisch und Käse habe ich kein Problem, nie gehabt, und das Angenehme ist, man kann sich wirklich problemlos auswärts verpflegen, einfach die „Beilage“ weglassen und beim Gemüse aufpassen. – Ich bin insgesamt positiv überrascht, dass mir die Umstellung am Anfang nicht mehr ausgemacht hat, aber ich bin doch auch froh, dass die ganze Aktion unter ärztlicher Aufsicht steht und dass ich die Gewissheit habe, dass meine körperlichen Reaktionen überwacht werden.

Und schliesslich darf man keine falschen Erwartungen haben. So geht es nicht einfach weiter. Die ersten Kilos purzeln immer leicht. Wenn es dann aber ans echt Eingemachte geht und wenn die verstockten Fettzellen geknackt werden sollen, dann wird es härter werden und verlangt Ausdauer und Konsequenz. Die ersten Zeichen sind ermutigend, jetzt heisst es „dranne blibe“!




27/2  Güdismontag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:18

Fastnachtszeit all überall. Während die Basler noch an ihren Larven und Laternen basteln und das Trommeln und Pfeifen üben, während in der Ostschweiz sich die jungen Österreicherinnen zu entblättern beginnen, hat heute Luzern die innerschweizer Fasnacht eröffnet.

Ausgelassenes Treiben in farbenfroher Vermummung und mit einer breiten Palette an nicht nur kulinarischen Versuchungen. Eine Herausforderung für alle, die auf ihr Gewicht achten möchten, denn nicht nur Freund Alkohol fordert seinen Tribut, da gibt es auch eine Reihe von mehr oder weniger traditionellen Speisen im Angebot, die es durchaus in sich haben.

Was ist zu tun, damit sich die Auswirkungen nicht als allzu nachhaltig erweisen? Besorgte Organisationen haben vorsorglich ihre Ratgeber ins Netz gestellt, damit der Kater anderntags nur ganz verhalten schnurrt, der Kopf sich am nächsten Morgen wieder klärt und möglichst wenig Nachwirkungen zu beklagen sind.

Allerdings: mit dem Gewicht ist es nicht einfach, denn viele Tipps zur Vermeidung der Spätfolgen aus dem Glas sind mit fettigen Nahrungsmitteln verbunden, die ein „Bödeli“ schaffen sollen… das war schon zu unseren Zeiten nicht anders.

Was also ist dem Dicken in dieser Situation zu raten? – Hat er gelernt, mit Essen und Trinken Mass zu halten (und hier ist nicht das gleichnamige Biergefäss gemeint), so wird er vielleicht doch geneigt sein, seine Vorsätze für die Dauer der Festtage etwas hintanzustellen und die Festivitäten einfach zu geniessen… allenfalls nicht so exzessiv und ausdauernd wie seine dürren Kollegen… dafür aber verträgt er mehr, denn sein Körpervolumen gibt ihm Stabilität und Fassungsvermögen.

Und dann – auch das steht jetzt schon fest – gibt es die alte Regel, dass nach einer bestimmten Zeit „alles vorbei“ ist. Das müssen nicht die klassischen „50 Jahre“ sein, das ist auch mit der Fasnacht so.




26/2  Dicksein ist (k)eine Schande

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:45

Letzter MUBA-Tag. Bilanz: Grundsätzlich positiv. Viele anregende Begegnungen und Impulse, wichtige Nähe zum „Kunden“, obwohl ja jene, die es effektiv nötig hätten, sich beraten zu lassen, in der Regel einen Umweg um solche Gesundheits-Informationen an Messen machen.

Der „Banner“, mit dem wir auf die Adipositas-Stiftung aufmerksam machen, trägt ein weithin sichtbares Motto: Dicksein ist keine Schande. – Es ist interessant zu beobachten, wie Vorübergehende auf diese Worte reagieren. Viele schauen hin, lächeln, geben ihrem Nachbarn (meist die Ehefrau dem rundlichen Ehemann) einen diskreten Schubs mit dem Ellbogen, oder sie raunen sich zu „Siehst du!“… einige kommen zu Stand und sagen: „Gut, dass jemand darauf hinweist!

Heute pflanzt sich ein spotlicher jüngerer Mann vor mir auf, an seiner Brust ein Schild, das ihn als Aussteller ausweist: „Masseur“ an einem der zahllosen Fitness-Stände. Mit der leicht schneidenden Schärfe in der Stimme, die denen eigen ist, die überzeugt sind, dass sie Recht haben, sagt er: „Dieser Satz ist falsch!“ Ich versuche ihm zu erklären, weshalb wir gerade auf diese Formel gekommen sind, weshalb es für adipöse Menschen wichtig ist, dass man sie entlastet von der Hypothek der Vorurteile, die seien haltlos und moralisch minderwertig. Er hört mir mit angespannter Ungeduld zu und seinen Augen sieht man an, dass er mir kein Wort glaubt. Zwar räumt er ein, dass ich in der Materie bewandert sei, das merke er. Aber in der Sache sein der Slogan FALSCH oder zumindest unfertig. Er müsste heissen: „Dicksein ist zwar keine Schande, aber man muss etwas dagegen tun!“

Ich gebe zu, dass man das so hätte formuliern können, aber wir hätten uns nach reiflicher Überlegung eben anders entschieden. – Jetzt verschärft er die Tonart: Unser Slogan sei eine Frechheit, denn jeder Übergewichtige, der vorbeigehe und das lese, fühle sich sofort bestätigt, dass er weiterhin haltlos durch Leben gehen könne, ohne sich mehr zu bewegen und ohne bewusster zu essen. Und während er, der Masseur, als Raucher dauernd in der Öffentlichkeit angemacht werde und laufende Schikanen zu erdulden habe, mache man es den haltlosen Dicken zu einfach mit solchen Sprüchen. – Er jedenfalls habe keine Mühe, sein Gewicht immer wieder unter Kontrolle zu bringen, wenn er mal im Urlaub einige Tage über die Stränge gehauen und ein par Kilo zugenommen habe.

Ich versuche nochmals – nun unterstützt durch eine Psychologin, die zu uns gestossen ist – ihn darauf hinzuweisen, dass er in diesem Fall zu den Glücklichen gehört, denen diese Selbstkontrolle leicht fällt und die keine negative genetische oder seelische Vorbelastung haben… Gegen diese Einschänkung verwahrt er sich entschieden: Es sei einzig und allein sein Wille und seine freie Entscheidung, sich erfolgreich zu disziplinieren, und alles andere sei Geschwätz.

Da brennt bei mir ein kleines Sicherungsdrähtlein durch und ich erkläre ihm sachlich aber bestimmt, dass ich einer solchen Haltung leider noch immer in vielen Diskussionen begegne und dass ich dann jeweils resigniere, aber innerlich mir wünsche, ich könnte solchen Typen links und rechts eine in ihr überhebliches Gesicht kleben und sie dann mit einem kräftigen Fusstritt ins Pfefferland befördern…. – Jaja, sagt er, er sehe schon, es sei wohl aussichtlos, mit mir noch weiter zu diskutieren. Und trollt sich von dannen. Und ich überlege mir, was ich falsch geamcht habe, ich bin ja eigentlich von Natur ein gutmütiger Mensch.




26/2  Schoggi-Medaillen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 7:56

(Vorbemerkung: leider konnte mir bluewin gestern Abend – nicht zum ersten Mal – keinen Zugang zum Internet und damit keine Datenübertragung ermöglichen. Deshalb erfolgt der Samstags-Eintrag erst am Sonntag. Sorry.)

Der Medaillen-Taumel schwappt über das Land und lässt sogar den Bundesrat Christoph euphorisch werden, der sonst nur bei Wienerli und Senf aus dem Herrliberger Häuschen gerät; und auf der Suche nach Beliebtheit wirft er seinen biblischen Vornamen den unschuldigen Gewinnern Philipp und Simon Schoch ungefragt nach, wie er dies von seinem halben, damals präsidialen Kollegen Sämi abgeguckt hat…

Was soll solche Schulmeisterei an dieser Stelle? Ein Bundesrat kann doch Duzis machen, wann und mit wem er will! Aber es ist nicht immer dasselbe, wenn zwei das Selbe tun. Das ging mir durch den Kopf, als ich heute im Zug zur MUBA die Olympia-Extra-Ausgabe des FotoBlick angeschaut habe. Auf der Titelseite die Bilder aller Gewinner. Ah, denke ich, hier wird das Beste aus der Turiner Bild-Ausbeute nachgeliefert, das in der Hektik der tagesaktuellen Berichterstattung quasi dem Bildredaktionsstift zum Opfer gefallen ist. Und ich freue mich auf einige gelungene Schnappschüsse unserer Star-Lichtbildner im Sport-Einsatz.

Aber weit gefehlt! Als ich das Heft aufschlage, springt mir rechterhand eine ganzseitige Frigor-Werbung ins Auge, in sattem Rot mit Silberglanz stehen die Schokolade-Tafeln schön verpackt und aufgereiht in strammer Parade. Nun gut, Reklame muss sein, sonst wären die Zeitungen zu teuer. Doch auf Seite fünf glitzert eine silberne Winterpracht von schön arrangierten Cailler-Femina-Pralinés wie ein Städtebild im Schnee. Hoppla, das war der Reminder. – Auf Seite sieben schlägt die Schokolade wieder zu: auf einem symbolischen Weltmeer aus Schokolade-Wellen schwimmen in Kontinentalform angeordnet die verführerischen Cailler-Ambassador-Pralinés und auf Seite neun dehnt sich flächendeckend eine endlose Weite aus Tafelschokolade „Noir éclats de caramel“

Jetzt endlich habe auch ich es begriffen: Die Sieger und Stars sind nicht die Sportler, deren Porträts in Briefmarkengrösse auf Seite vier neben der Femina-Winterstadt zu sehen sind und die dann auf den folgenden linken, kaum beachteten Seiten mit Dutzendaufnahmen, die wir schon zigfach in allen Medien gesehen haben, in Aktion und Siegerpose abgebildet werden, nein, absolut beherrschend ist die Schokolade, gleichsam das Glücks-Doping für den helvetischen Medaillen-Rausch. Und die Botschaft ist klar: Ohne Schoggi kein Sieg und ohne Sieg keine Freude.

Es gibt dann auch noch ein Subaru-Inserat. (Wie heisst noch der Skifahrer, der uns seit seiner Goldmedaille Subarus zu verkaufen versucht?) und eines von orange, schliesslich muss man seine Freude ja mit anderen teilen können. – Und winzig klein, angeklebt am Rand auf Seite siebzehn, ist dann noch der Sportminister, Sämi Original, mit freundlichem Gesicht unter den fünf Ringen, und sagt uns zum wiederholten Mal, dass er stolz sei auf „unser Olympiateam“.

Eigentlich nichts als logisch: Auf der Lebensmittelpyramide zur gesunden Ernährung steht die Schokolade als Genussmittel auch ganz oben.

(Nachtrag: Die identische Cailler-Werbe-Strecke findet sich heute in strahlendem Glanz in der SoBli-Beilage Sie+Er. So hat sich die aufwändige Arbeit der Fotografen, Grafiker und Bildbearbeiter doch auch gelohnt.)




24/2  MUBA-Notizen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:21

Begegnungen an der MUBA, die ich einigermassen schaffe, ohne Chemie: Langsam hat es sich herumgesprochen, dass man am Mann-o-Mann-Stand gratis den Blutzucker, das Cholesterin und den Blutdruck messen lassen kann, anderswo muss man dafür bezahlen. So kommen sie denn, die gesundheitsbewussten Kontrollfreaks, füllen den Diabetes-Risiko-Test aus, obwohl sie überhaupt kein solches haben, weil sie noch jung sind und gesund leben, aber es ist gleichsam eine second opinion, die sie einholen, um zu prüfen, ob die Werte auch die gleichen sind, wie sie sie eben vom Arzt erhalten haben…

Dann sind da die (vereinzelten) Übergewichtigen, die eigentlich keinen Rat haben möchten, sondern die berichten wollen, wie sie es geschafft haben, die ersten Kilos loszuwerden und die Anerkennung brauchen und Aufmunterung. Und die sportlichen Alten, die voller Stolz erzählen, wie viele Liegestütze sie jeden Morgen schaffen und wie lange sie unterweg sind, bei jedem Wetter, auch ohne Hund.

Und dann gibt es die vielen, die paarweise kommen, in einiger Entfernung vom Stand stehen bleiben, herüberschauen, etwas tuscheln, nochmals schauen und dann zielstrebig zum Desk kommen und mehr als Frage denn als Feststellung sagen: Sie habe ich doch schon am Fernsehen gesehen? Und wenn ich bestätigend nicke, dann fügen sie rasch hinzu: Bei Dr. Stutz! Das ist jetzt keine Frage mehr, da sind sie sich sicher.

Und da war dann auch mein früherer Rekrut, den ich vor über 40 Jahren durch das Gelände getrieben habe, wie man das damals so gemacht hat, nun auch im Ruhestand und mit einem Kugelbäuchlein ausgestattet… wie die Zeit doch vergeht! Und wie man sich doch plötzlich an so Vieles erinnert, das man vergessen glaubte…

Noch zwei Tage bis zum Schluss. Die Equipe ist inzwischen eingespielt, die Checks laufen routinemässig aund präzis, man ist eine kleine Familie geworden und hilft sich gegenseitig aus, ein Team auf Zeit.




23/2  Was sind Kalorien?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:03

Drei Wochen war der Frosch so krank!
Jetzt raucht er wieder. Gott sei Dank!

Wilhelm Busch hat diesen Vers geschmiedet, noch ohne die Zusammenhänge zwischen Rauchen und Gesundheit zu kennen. Gut, das genesene Amphibium schmaucht ein idyllisches Pfeifchen und kuschelt sich unter sein gezacktes Blatt. – Mir geht es schon nach zwei Tagen besser, ich rauche nicht und an die neue Form der Kost habe ich mich schon fast gewöhnt. Der Kühlschrank ist vollgepackt mit angepassten Produkten, frischem Gemüse aus dem empfohlenen Sektor, fettarmen Fleischprodukten und mageren Milcherzeugnissen. Und die ersten beiden Kilos sind schon weg. Ich reagiere meistens rasch auf Veränderungen, nach unten wie nach oben, leider.

Auf dem ZDF bin ich dann in eine Karnevals-Übertragung geraten, wo zwei Spassmacher ihre Bütt (oder wie man dem sagt) darboten: Ein mickrigier Kleiner und ein grosser Dicker… und der Kleine frotzelt den Dicken, er habe von den vielen Plätzchen, die er verschlungen habe, zugenommen. Der Dicke: „Das kommt nicht von den Plätzchen, das kommt von den Kalorien!“ – Der Kleine: „Was ist jetzt das wieder, Kalorien?“ – Der Dicke: „Das sind die winzigen Tierchen, die über Nacht unsere Kleider enger nähen.“ (Ta-taaa, ta-taaa, ta-taaa und Ha-ha-ha)

Jedenfalls hat mich das Geschäft wieder und am Freitag geht es erneut an die MUBA. Bis am Sonntag gibt es dort noch viel zu tun.




22/2  Im Bett

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:32

Ich muss mich vorgestern am MUBA-Stand in der Zugluft befunden haben. Jedenfalls war es gestern Abend aus mit Sprechen, ein heiseres Gekrächze, verbunden mit Schluckweh und einer heisskalten Stirn… ok, ich weiss, Männer sind tendenziell etwas wehleidig, aber heute Morgen lag ich nassgeschwitzt in den Laken und mit Aufstehen war nichts.

Und das will etwas heissen, wäre doch am Nachmittag ein TV-Termin mit Tele M1 auf dem Programm gestanden und welcher einigermassen eitle Mensch lässt sowas sausen? Für die Gemahlin ein verlässliches Indiz dafür, dass es sich nicht um Simulation gehandelt hat. Und am Abend hätte ich an einer Mitgliederversammlung in der Ostschweiz sein sollen; auch daraus wurde nichts.

Kam dann dazu, dass sich nach 8 Uhr eine Equipe der Cablecom meldete, um unsere Wohnung und das ganze Haus neu zu verkabeln, so dass wir aufgerüstet sind, um künftig auch die superschnellen hispeed-Dienste dieses Anbieters nutzen bzw. abonnieren zu können. Nur eine Frage des Kleingelds.

Diese Installation hatte zur Folge, dass ich den grösseren Teil des Tages im Bett mit Dösen oder Lesen verbringen konnte, keine triviale Bildschirmschnulze, keine hanebüchene Gerichtsshow und kein Freak-Talk konnten mich von der schrittweisen Gesundhung abhalten. Und in eine grosse Versuchung, die Grenzen meines neuen Esskonzeptes auszuloten, konnte ich auch nicht kommen, da es im Kühlschrank nur gerade das hatte, was erlaubt war… In dieser Beziehung war es eigentlich ein guter Tag.