23/4  Rechter Haken

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:20

Kaum ist man mal einen Tag weg… – Ich hatte die letzte Nacht in einem Hotel in Lausanne verbracht, ohne elektronische Nabelschnur zur Welt, eine Nacht zwischen zwei Sitzungstagen ausser Haus, und schon rottet sich die gewerbefreundliche Hälfte der Welt zu einem Umsturz gegen unser Gesundheitswesen.

20 Organisationen sollen sich zusammen getan haben, um die vom Bundesamt für Gesundheit eingeleiteten Präventionsmassnehmen gegen übermässigen Tabak- und Alkoholkonsum zu bekämpfen – und prophylaktisch auch noch geplante Massnahmen zur Adipositas-Prävention in die Pfanne zu hauen.

In der mittlerweile in diesen Kreisen nicht mehr unüblichen Holzhhackermanier wird der verantwortliche Amtsdirektor als „Gesundheits-Taliban“ bezeichnet (ich gebe zu, ich habe diesen Ausdruck für unbelehrbaren Fundamentalismus auch schon verwendet) und seine Pläne sind somit zum Abschluss freigegeben.

Das Nationale Programm Ernährung und Bewegung NPEB wird vom Bundesrat in den kommenden Wochen erst noch verabschiedet und es ist nicht auszuschliessen, dass dieser sich durch das rechtspopulistische Säbelrasseln einschüchtern lassen könnte. Es war schon bei der ersten Diskussion über das in Abeit befindliche Präventionsgesetz klar, dass von Rechts ein steifer Abwehr-Wind kommen würde, verbunden mit den altliberalen Schlameienklängen von der hochgelobten Selbst- bzw. Eigenverantwortung des Individuums… regelmässige LeserInnen dieser Zeilen, wissen, wie ich hierüber denke.

Ok, der Disput ist lanciert, es wird wohl auf keiner der beiden Seiten so heiss gegessen wie gekocht wurde, dem Bundesrat ist gutes Augenmass und soziales Verantwortungsgefühl zu wünschen, wir jedenfalls bleiben dran.




21/4  Dickmacher EM’2008?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:24

Man müsste meinen, das Jahrhundert-Event, auf das die offizielle Schweiz zwangsverordnet freudig hinfiebert, würde uns zu sportlichen Aktivitäten animieren, die letztlich in hohem Masse gesundheitsfördernd sind. Da hat man sich aber getäuscht.

Immer mehr zeigt sich in den Werbespots und Inseraten das wahre Gesicht derer, die als Sponsoren dazu beigetragen haben, dass der Reibach sprudelt und der Rubel rollt. Tickets sind knapp, aber plötzlich spriessen tausend Möglichkeiten aus dem Boden, dass man eines der raren Papierstücke „gewinnen“ kann, indem man schön fleissig etwas kauft, was man eigentlich gar nicht braucht, vor allem nicht im Übermass, bloss damit man möglichst viele solcher Zufalls-Chancen ergattern kann. MacDonald’s wirft seine Menüs unters Volk (jetzt sogar mit Gemüse!), Bier und Cola fliessen in Strömen, Chipstüten wollen aufgerissen sein (in Österreich), Nutella glasweise aufs Brot geschmiert, Kinder-Schokolade abgesetzt… alles Konsumartikel, vor denen man die Menschheit eigentlich bewahren müsste, wenn man zuviel davon nimmt.

Wie wäre es gewesen, wenn man beim Bücherkauf ein Ticket gewinnen könnte? Oder beim Konzertbesuch? Oder mit dem Museums-Eintritt? – Müssige Frage: das sind alles Institutionen oder Märkte, die nicht auf Rosen gebettet sind und die sich keine Extravaganzen als Sponsoren leisten können… Aber überhaupt: was soll diese Schreiberei? Benedikt – „Mister Euro“- Weibel hat uns ja heute den Tarif durchgegeben: In einigen Tagen, sagt er, wird alles, was jetzt geschrieben wird, Makulatur sein… Mit andern Worten: Schreibt doch, was ihr wollt, morgen ist eure Zeitung die Zeitung von gestern und kein Hahn kräht mehr danach! – Danke für die Botschaft. Se lässt sich auf alle Lebensbereiche anwenden. Wer das Sagen und das Geld hat, der braucht sich um Inhalte nicht mehr zu kümmern.




17/4  Vierter Tag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:24

Auch wenn von der berühmten Fasten-Euphorie, die sich nach dem dritten Tag einstellen soll, noch nichts zu merken ist: es geht uns gut. Wir haben keinen Hunger. Obwohl, langsam stellt sich so etwas wie eine Unlust gegenüber dem morgendlichen und abendlichen Frucht- bzw. Gemüsesaft-Mix ein und in unseren Spässen nehmen deftige Speisen immer mehr Raum ein.

Trotzdem bleiben alle standhaft, marschieren auf dem Ausflug geschlossen und willensstark an einem offenen Güggeli-Grill vorbei und lassen sich durch Auslagen in der Confiserie nicht verführen, etwas anderes zu bestellen als den erlaubten Kaffee, schwarz, ohne alles.

Die Frage, die Barbara im Kommentar zu meinem letzten Eintrag formuliert hat, ist nicht unberechtigt. Ich habe lange gezögert, an einem solchen Experiment teilzunehmen, weil ich klar die Auffassung vertrete, dass „Extrem-“ oder „Crash-Diäten“ nicht zum Erfolg führen und im Gegenteil den Grundstein legen können zu einer Adipositas-Karriere.

Was ist denn hier anders? Auf der einen Seite die zeitliche Begrenzung, verbunden mit ärztlicher Überwachung (inklusive eine regelmässige Kontrolle wichtiger Gesundheitsdaten zwecks späterer wissenschaftlicher Auswertung), die dosierte Ernährung macht ca. 600 Kalorien aus und ist angereichert mit allen lebenswichtigen Vitaminen, Mineral- und Faserstoffen, und gleichzeitig wird ein rigoroses tägliches Bewegungs- und Fitnessprogramm durchgeführt, so dass der Körper gar nicht auf die Idee kommen kann, Muskelmasse abzubauen. Dazu Anleitung und Information zum richtigen, ausgewogenen Essverhalten, das nach der Kurwoche aufzunehmen ist und – ein interessantes Detail – jeden Tag zweimal eine Meditationsübung zur „Entwöhnung“ ekines allzu üppigen Essverhaltens, zur Schulung im Verzicht und zur Stärkung der Widerstandskraft gegen Versuchungen. – Das macht diese Operation interessant und ich bin gespannt, welche Tipps und Empfehlungen sich später in den Alltag retten und integrieren lassen. Manche der Kursteilnehmer sind nicht zum ersten Mal dabei, es ist für sie eine Art Wiederholungskurs in Sachen Bewusstwerdung. Allerdings: so richtige „Schwergewichte“ haben wir – ausser mir – keines. Ich werde mich darüber noch mit der Seminarleitung unterhalten.

Am Abend dann eine extrem intensive Lektion zum Gebrauch des Therabandes, wie es auch im eBalance-Shop erhältlich ist: ein genial einfaches und einfach geniales Trainingsgerät, das man jederzeit und überall anwenden könnte. Nach der halben Stunde Praxis sind wir geschlaucht, obwohl ich viele Übungen gar nicht mitmachen konnte, da meine Knie zu stark schmerzten… Es ist dem Instruktor hoch anzurechnen, dass er uns auf eine spielerische Weise dazu verführt hat, ernsthaft in Erwägung zu ziehen, künftig mehr und gezielt mit dem Band zu arbeiten.




15/4  Zweiter Tag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:22

Die Rituale laufen schon fast wie von allein und langsam schweisst sich die Gruppe zusammen, LeidensgenossInnen aus freien Stücken, interessiert, etwas für die Gesundheit zu tun.

Am Nachmittag geht es zu Fuss in die Ortschaft. „Flecken“ sagt man hier nicht ohne Stolz, denn das Marktrecht ist historisch aus frühester Zeit verbrieft. Überhaupt: wie konnte ich die letzten Tage nur von Zurzach schreiben! BAD ZURZACH heisst der Marktflecken und der Gemeindeammann berichtet über die historischen Eckpfeiler des Ortes. Vier H prägen Bad Zurzach und seine Vergangenheit. Es sind dies: Heidnisch, Heilig, Handel und Heilend… das erste H weist zurück in die keltischen Ursprünge, das zweite gilt den Römern und in ihrem Gefolge der Heiligen Verena, das dritte bezeichnet eben den Marktflecken, der mit seinem Handel und Wandel weit über die Region hinaus von Bedeutung war. Und das letzte H steht für Gesundheit und Wellness, die mit der ganzen Spital- und Bäderlandschaft die Gegenwart prägen.

Dass sich der Ammann für uns Zeit nimmt, kommt nicht von ungefähr, denn in unserer Mitte fastet ein veritables Prinzenpaar, Lea und Alexander von Belgien. Unter kundiger Führung schreiten wir die Sehenswürdigkeiten ab und erleben einen ganz besonderen städtebaulichen Charme im Kleinen.

Am Abend gibt es erneut einen Vortrag: diesmal geht es um Naturmedizin und die Heilkraft der Pflanzen. Eine geballte Landung an Wissenswertem, die nachdenklich macht gegenüber der industriellen Entwicklung im ganzen Ernährungswesen, ein Plädoyer für natürliche Nahrung und Heilung aus der Natur. – Zum Abschluss zeigt einer der Teilnehmenden eine DVD. Es ist die Aufzeichnung eines Beitrags, der vom ORF ausgestrahlt worden war und in dem das Rätsel um den Einsturz des World Trade Centers aufgerollt wird: 9/11 Mysteries. Eine Dokumentation, über die wir noch lange diskutieren.




14/4  Erster Tag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:53

Der Magen knurrt. Das ist eine seltsame Wahrnehmung, die man aus dem täglichen Leben fast nicht mehr kennt, da wir uns so kontinuierlich ernähren können, dass weder Leere noch Hungergefühl wirklich auftreten können. Am Morgen und am Abend gibt es je eine Suppentasse mit Frucht- bzw. Gemüsesaft, und darin eingerührt ein Pulver aus gemahlenen, getrockneten Hagebutten, dazu ungesüssten Tee nach Bedarf und Knäckebrot, wer mag.

Die Kur nennt sich Fasten plus und dient nicht nur der Gewichtsreduktion, sie soll auch allgemein für die Gesundheit nützlich sein. Angesgtrebt ist eine Langzeitwirkung insofern, als die Kur-Woche den Einstieg geben soll zu einer Überprüfung des Lebensstils und der Ernährungsweise. Das wüssten wir ja alles, aber es ist doch hilfreich, wenn man sich in diesen Dingen vorübergehend einer Führung überlassen kann.

Noch vor dem „Frühstück“ ging es durch unterirdische Gänge vom Hotel hinüber zum zum Medical Wellness Center SPA, ins Thermalbad, dann eine Lektion in Meditation und während des Tages individualisierte Bewegung, die einen ins Fitness-Center, die andern auf Wanderschaft und die dritten – aus aktuellem Anlass – auf einen Abstecher nach Zürich zum Bööggverbrennen, denn viele der Teilnehmenden kommen aus Deutschland. Den Abschluss am Abend macht ein Referat der Seminarleiterin, das uns zum Durchhalten ermutigt, denn wir tun es für uns und unsere Gesundheit.




12/4  Heilt Fasten?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:46

Fasten gehört zu den urältesten Therapiemethoden und wird sozusagen in jeder Religion mehr oder weniger bewusst praktiziert. In der säkularen Gesellschaft ist die religiöse Motivation, verbunden mit der Gefährdung des Seelenheils bei Missachtung, weit in den Hintergrund getreten. Gelegentliches Fasten wird aber von körperbewussten Menschen häufig praktiziert und gepriesen als eine Art Jungbrunnen und Kraftquell.

Ich habe mich vor Jahren in einem angesehenen Schloss-Institut einer einwöchigen 800-Kalorien-Kur unterzogen und dabei an den Nachbartischen die verschworene Gemeinschaft der Fastenden erlebt, die nach dem dritten Tag abhoben ins Nirwana der Verzückung, die in Endorphinen badeten und sich kugelig lachten… und habe mir damals gesagt, das müsste man eigentlich mal ausprobieren.

Fasten, da ist sich die Fachwelt natürlich einig, ist KEINE Adipositas-Therapie, ist nicht gleichzusetzen mit einer „Nulldiät“, die man mit dem Ziel eines möglichst raschen Gewichtsverlusts macht bzw. auf keinen Fall machen sollte. Fasten hat eine spirituelle Komponente und soll unter kundiger Aufsicht einer Fachbegleitung erfolgen. Fasten „reinigt“ und befreit, sagt man, und kann eine Art organischen Übergang zu einer Umstellung der Ernährungsgewohnheiten bilden.

Man spricht auch bewusst von Heilfasten und meint damit eine ganzheitliche Wirkung auf alle Lebensfunktionen. – Am Sonntag trete ich eine einwöchige Heilfasten-Kur an und weiss noch nicht genau, was mich erwartet. Ich weiss auch nicht, welche Möglichkeiten ich haben werde, per PC auf den Blog zuzugreifen. Vielleicht verschwinde ich nun für ein paar Tage in einem Fasten-Loch, vielleicht melde ich mich mit Überlebensberichten… wir werden es sehen. Lassen wir uns überraschen.




8/4  Schein-Fleisch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:23

Nach der Medienkonferenz wurden Häppchen gereicht. Stehlunch stand auf dem Programm. Vorgestellt wurde eine Studie über die Bezüge von Stiftungsräten in der Schweiz. Zocken sie ab? Oder sind sie selbstlos-anoyme Wohltäter? Die Studie gab Entwarnung. Alles halb so wild, nach beiden Seiten. Das Schweizer Stiftungswesen ist kein Selbstbedienungs-Paradies und kein Abzocker-Mekka, es geht eigentlich ganz gesittet zu und die Bezüge – zumindest derer, die auf die Umfrage geantwortet haben – sind nicht unmässig. Ein beruhigender Befund, der allerdings, da war man sich einig, noch der vertiefenden Interpretation durch weitere Untersuchungen bedarf.

Aber darüber wollte ich eigentlich gar nicht schreiben, sondern über die Häppchen. Es waren kleine, gediegene Sandwiches, die als erste kamen. Dann folgten die Käse-Trauben-Spiesschen: niedliche Portionen, auf kurze Hölzchen gepfählt. Ein Raunen ging durch die erwartungsfrohe Essgemeinde, als viereckige Platten hereingetragen wurden, in denen knusprig anmutende Poulet-Stückchen mit gebratenem Speck aufgeschichtet waren: jetzt kommen die warmen Speisen!

Alles drängte hinrzu und langte nach den in ihrem Schmorsafte glänzenden Stücken – der Duft von Gebratenem kräuselte sich in die Nasen, die Augen wurden halb geschlosen, die Münder geöffnet… und schon vor dem ersten Biss stellte sich die Ernüchterung ein: was wie gebackenes Hähnchenfleisch vom Poulardenbeinchen aussah, war in Wirklichkeit ein Stück gebratener Blumenkohl, und die gerollte, knusprig-dunkle Specktranche entpuppte sich als getrocknete Tomate… dazu gab es Karotten-Stücke und Gurkenscheiben, schön gegrillt und auf kleine Spiesse gesteckt.

Der Moment der Erkenntnis war ein kleiner, aber vorübergehender Schock. Denn die Gemüseteile schmeckten vortrefflich, sie waren knackig und gut gewürzt und nach dem zweiten Biss hatte sich die Sensorik von der Erwartung auf die Wirklichkeit umgestellt: ein Festschamus für Vegetarier und ein Beweis, dass „gesundes“ Essen nicht langweilig sein muss, auch wenn andere es für „Beilage“ halten mögen.




6/4  Wachstum

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:40

Übers Wochenende war der Migros-Boss Herbert Bolliger in verschiedenen Medien. Er zeigte sich kampfeslustig und optimistisch und versprach für das laufende Geschäftsjahr guten Gewinn und deutliches Wachstum. Wo immer die Billig-Konkurrenz aus Deutschland, die noch im Anmarsch ist (also Lidl) eine „Blechkiste“ auf die grüne Wiese stellen werde (und die Migros-Scouts habe bis jetzt etwa 50 Standorte ausgemacht, an denen die Vorarbeiten laufen), werde die Migros auch einen ähnlichen Antrag stellen… denn bis jetzt habe man sich am Wohl der Gemeinschaft orientiert und Standorte an zentraler Lage bevorzugt, damit der Detailhandel „bei den Leuten“ bleibt und leicht erreichbar ist.

Mit der direkten Konkurrenzierung auf weiter Heide wird eine neue Strategie getestet, die zumindest in der Aufbauphase günstiger ist, denn die Infrastrukturkosten sind bei einem funktionalen Neubau draussen tiefer als in der Ortsmitte. – Aber welches können allenfalls die gesundheitspolitischen Auswirkungen eines solchen Strategiewechsels sein? Es sind die bekannten, trivialen Trends: man geht so oder so mit dem Auto einkaufen (weil man muss), man kauft in grösseren Mengen ein (weil man nicht so häufig hinfährt), man wählt die grösseren, günstigeren Packungen – und man konsumiert wacker.

Bei Vorträgen zur strukturellen Adipositas-Problematik vertrete ich jeweils die These, dass die Lebensmittel-Anbieter eine beträchtliche Verantwortung trügen, weil sich deren Wachstum, im täglichen Preiskampf, quasi auf den Hüften der übergewichtigen Käuferinnen und Käufer niederschlagen müsse, denn jeder Mehrkonsum muss zu höheren Verzehrmengen führen, wenn gleichzeitig die Preise gedrückt werden… – Nun hat Bolliger hier eine klare Gegenposition bezogen: der Detailhandels-„Kuchen“ wachse nicht mehr, die Konkurrenten könnten sich nur noch gegenseitig Marktanteile abjagen, von einem Wachstum der ganzen Branche könne nicht die Rede sein.

Das ist ein spannender Aspekt, der allenfalls etwas Tröstliches haben könnte. Aber ich traue ihm noch nicht, bis ich den Sachverhalt von einem unabhängigen Experten bestätigt bekomme. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass all die Anbieter, von Migros (mit Denner) über coop (mit Carrefour) und Aldi bis zu Spar und zu den schon geplanten 50 Verkaufsstellen von Lidl mit Stolz ihre positiven Bilanzen und ihr prognostiziertes Wachstum verkünden… ohne dass das Fressvolk nicht happig zugelangt und zugelegt hätte. Ich muss mir einen Wirtschaftsexperten suchen. Liest keiner diesen Blog?




2/4  IT-Fitness

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:26

Es sei, sagen die Informatik-Spezialisten, unglaublich, was noch alles in nächster Zukunft auf uns zukommt. Vielleicht nicht auf alle von uns. Aber doch auf die, die sich dafür interessieren. Es geht um Fitness-Geräte, sei es nun in Fitnesscenters oder zuhause im Stau(b)raum. Diese Geräte würden sich künftig an elektronischer Raffinesse überbieten und die Trainingsprogramme vollautomatisch nach dem jeweiligen therapeutischen Ziel ausrichten, die Leistung registrieren, auswerten, mit den Vorgaben abgleichen und einen Motivationsdialog mit dem Benutzer führen…

Vorbei dann die Zeit, wo man mühsam von Hand die Gewichte justieren und die Sitzhöhe verstellen muss, nachdem man versucht hat, das Piktogramm am Gerät zu deuten: man wird seinen Code eingeben und das Gerät stellt sich selber ein, auf einem kleinen Bildschirm wird die Übung vorgemacht, es ist, als stecke in jeder Maschine ein persönlicher Coach, der auch den richtigen Takt und das Tempo vorgibt.

Und für einmal ist dies nicht utopische Fabelwelt aus fernen Ländern, sondern es bahnt sich ganz konkret hier in unserer Umgebung an. Das interdisziplinäre Schulungszentrum für übergewichtige Kinder, Jugendliche und Erwachsene MadeCoach, das letzten Herbst eine erste Filiale im aargauschen Wettingen eröffnet hat, plant die Einführung von Geräten, die einerseits nach diesem Prinzip der individuellen Einstellung funktionieren, die anderseits aber auch eine zentrale Erfassung aller Trainingsdaten gestatten, so dass der betreuende Arzt oder der Tainer bequem am Terminal die Fortschritte der Teilnehmenden überwachen und beurteilen können. Sind mehrere Zentren in Betrieb, lassen sich die Daten kombinieren und zusammenfassend auswerten. Eine interessante Option für ein künftiges Gesundheitsmanagement.

Wobei uns klar ist, dass die virtuelle Begleitung – und aBalance-Leute wissen das – durchaus neben ihrem Reiz auch die Gefahr in sich birgt, dass man keinem Gegenüber aus Fleisch und Blut in die Augen schauen muss… Insofern waren ja die Leute früher, als Turnvater Jahn seine Leibesübungen noch ohne jeden Technoschnickschnack verordnet hat, nicht weniger gesund als heute, ganz im Gegenteil.




31/3  Hügü-Vögeli

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:47

Wem sagt der Name noch etwas? Das war doch dieser schräge, etwas halbseidene und leicht schmuddelige Hüftgürtel-Verkäufer in der Polizischt-Wäckerli-Reihe, unvergesslich gespielt vom jungen Jörg Schneider, 1963.

Unterkleider waren in der guten alten Zeit die „Unaussprechlichen“. Und sie haben durch alle Epochen hindurch Kulturgeschichte geschrieben. Zwischen den „Liebestötern“ und der Reizwäsche aus dem Beate-Uhse-Shop klafft eine weite Spanne der mehr oder weniger nützlichen Anwendung zur Hege und Pflege der intimeren Körperlichkeit.

Die Zeit der eng geschnürten Mieder und Korsagen ist vorbei… von den fischbeingestählten Korsetts hat sich der einengende Zwang aufs Fettabsaugen verlagert, Hauptsache: Wespentaille. Gab es die extremen Idealformen nicht zu allen Zeiten? – Nun kommt neuerdings das Hügü-Wesen auch wieder zu den Männern. Wie das Wall Street Journal vermeldet, gibt es auf dem Markt einen neuen Trend, der von der europäischen Mode beeinflusst sein soll: Unterwäsche, die das allzu üppige Bauchvolumen zähmen soll. Um deren Zweck möglichst kundenfreundlich zu umschreiben, hat man ihr beschönigende Namen verpasst wie „support boxers“ oder „compression shorts“. – Als vor zehn Jahren erstmals ein solcher Männer-Schlüpfer mit der fachlich-sachlich an sich korrekten Bezeichnung „waist eliminator“ (Bauch-Beseitiger) in den Handel kam, musste er unter Spott und Hohn wieder zurückgezogen werden.

Inzwischen ist das Ding also offenbar salon- und auch marktfähig geworden. In den USA hat die Branche von 2005 auf 2006 bei den Männern um 7,8 Prozent auf ein Volumen von 1,1 Milliarden Dollar zugelegt, während sich die Frauen im gleichen Zeitraum nur um 2,3 Prozent auf 1,5 Milliarden steigern konnten… – Aus Adipositas-Sicht allerdings bleibt die wenig erheiternde Gewissheit, dass Hügü-geschnürte Männer vielleicht etwas eleganter aussehen mögen, dass aber die gesundheitlichen Risiken dadurch keineswegs gebannt sind, im Gegenteil…