24/4  Alles nimmt ab

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:01

Früher sang man, wenn die Flocken fielen, die fröhliche Melodie Alles fahrt Schii! Heute müsste man den Text aktualisieren: Alles nimmt ab… Worauf die „satten“ Keilhosen, in denen sich das „Grittli“ am Hang zeigt, plötzlich eine ganz andere Bedeutung bekämen.

Gesundheitsförderung Schweiz hat die landesweite Kampagne Ende letzten Jahres eingeläutet mit Plakaten und TV-Spots. Der Ringier-Verlag lanciert die grosse FdH-Offensive, das Schweizer Fernsehen startet den Dreimonate-Parcours Ein Ort nimmt ab, Weight Watchers haben die Guinnesbuch-rekordverdächtige Aktion Power Start gestartet, in welcher abnehmwillige Menschen in der Schweiz seit Ende Dezeober 2006 in 90 Tagen sage und schreibe 56 Tonnen abgenommen haben… das sind, verteilt auf die knapp 19’000 Teilnehmenden, im Durchschnitt 3 Kilo pro Person. Nicht schlecht, als Anfang.

Und jetzt kommt die Botschaft aus Deutschland: ein Bericht der International Association for the Study of Obesity (IASO) hat festgehalten, dass Deutschland die „dickste Nation Europas“ ist. Vor fünf Tagen wurde das Resultat publiziert. Und sofort ging eine Welle von Erklärungen durch das Land, verbunden mit einer von Hektik geprägten regierungsamtlichen Aktivität. So ist auf den 10. Mai die Proklamation eines Aktionsplanes angekündigt, von dem man jetzt schon einige Eckpunkte kennt: verstärkte Aufklärung und Information, Subventionierung von „gesunden“ Nahrungsmitteln, Erleichterung des Zugangs zu Bewegungsangeboten… Alles Dinge, über die wir hier auch schon intensiv diskutieren und nachdenken. – Tröstlich, dass wir alle vor dem gleichen Problem stehen, in den immer satter werdenden Keilhosen.




23/4  Gute Absichten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:43

Eines muss man den verschiedenen Aktionen und Kampagnen lassen: das Thema ist allgegenwärtig und wird diskutiert, wo immer Leute zusammenkommen. Denn überall ist immer jemand dabei, der/die das Problem am eigenen Leib spürt. – Wir waren heute im ZUg unterwegs. Dorli, die seit Weihnachten versucht, das eine Kilo, das merklich zuviel ist, wieder loszuwerden, und es einfach nicht schafft, obwohl sie sich der Problematik bewusst ist und genaustens weiss, was sie wollen sollte. Sie verordnet sich eine tägliche Kalorienmenge von 1’500 und versucht, diese einzuhalten… und dann bricht unvermittelt wieder die Versuchung ein. Das Glas Wein zum Essen… vernünftig wäre, es wegzulassen, aber was ist das Leben, wenn man sich gar nichts mehr gönnt?

Unsere Rede kreist ums Abnehmen, um Tipps und Tricks, Anleitungen… und landet unweigerlich wieder bei den Frusterlebnissen, den Enttäuschungen, den Rückfällen, die auf eine geheimnisvolle Weise programmiert scheinen, ob man will oder nicht. Und dass es völlig unfair ist, dass es Menschen gibt, die essen können, was sie wollen, und dabei spindeldürr bleiben… und uns andere, die nur ans Essen denken müssen, und schon spüren wir, wie sich die Bauchdecke zu spannen beginnt…

Und das ist Fluch und Segen zugleich: man kann sich so gut trösten, sich gegenseitig Mut zusprechen, sich das Selbstbewusstsein stärken und Durchhalteparolen beschliessen… aber man kann sich ebenso gut gegenseitig verführen, das Fehlverhalten des andern quasi verzeihend legitimieren, und meint dann, es sei nur halb so schlimm. Menschlich, halt, und ab Morgen geht es wieder streng zu. Versprochen.




22/4  Ein fulminanter Start

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:00

Heute hat Dr. med. Samuel Stutz seine neue Kampagne gegen das Zuviel-Gewicht lanciert und in der Sendung GesundheitSprechstunde die neue Aktion FdH eingeleitet. Er tat dies mit einem markanten Auftakt: ins Studio geladen hatte er den Berner Professor und Immunologen Beda M. Stadler, der nach der von ihm so genannten Oma-Diät auf eigene Faust 40 Kilo abgenommen hat. Vor genau einem Monat hatte er in der Weltwoche darüber geschrieben.

Stadler eignet sich gut als Anreisser: er schreckt nicht vor plakativen Aussagen zurück, liebt die krasse Formulierung und das offene Wort. Im Bild sah man all das Gemüse, das den Hauptbestandteil seiner neuen Ernährung bildet, und ein gefilmten Rundgang durch den Supermarkt wurde zum Rundschlag gegen jede Form von „verarbeiteten“ Nahrungsmitteln und zu einer flammenden Kampfansage gegen die „übermächtige Lobby der Lebensmittelindustrie“.

Grundsätzlich ist ihm darin zuzustimmen: naturbelassene, unverarbeitete Produkte sind auf jeden Fall „gesünder“ für Verdauung und Stoffwechsel. „Stauden und Knollen“ mit geringer Kaloriendichte füllen den Magen, tragen zur Sättigung bei und enthalten keine überflüssige Energie, die wir nicht mehr abarbeiten können… – Ein Vorbehalt bleibt: nicht jeder Mensch reagiert in gleicher Weise auf die einzelnen Nahrungsmittel. Was dem einen geholfen hat, kann sich beim andern als schädlich erweisen. Ich kenne jemanden, der hat über hundert Kilo dadurch abgenommen, dass er sich ein ganzes Jahr lang ausschliesslich von Äpfeln ernährt hat… eine Gewaltskur, die ich niemandem empfehlen möchte.

Die FdH-Aktion von GesundheitSprechstunde hat interessant begonnen: ein versprochener Preis (100 Franken pro Kilo Gewichtsverlust für einzelne, durch Zufall ausgeloste Teilnehmer), eine kompetente Jury (bestehend aus dem erprobten eBalance-Team), das sind die Garanten für eine verantwortungsbewusste Evaluation und Begleitung. Es ist gut, dass jetzt populäre Aktionen anlaufen und es bleibt zu hoffen, dass sie eine möglichst grosse Breitenwirkung zeigen.




21/4  Benefiz

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:25

Eine Goodwill-Country-Night in Benken. Das klingt beim ersten Hinhören noch nicht nach viel. Die Einnahmen kommen dem Kinderhilfswerk Terre des hommes zu gute. Deshalb bin ich eingeladen, um einen kleinen Begrüssungs-Speech zu halten.

Der Ort liegt weitab in der Linthebene. Der Zufahrtsweg ist gut ausgeschildert, und als wir eintreffen, bin ich verblüfft. Da steht neben der Sportanlage ein Festzelt mit tausend Plätzen. Auf dem Vorplatz eine Ausstellung mit US-Oldtimern und Trucks, ein Westernstore mit allen Accessoires, ein Küchenzelt, in dem saftige Steaks bruzzeln, Pommes im heissem Öl zischen, Bratwürste auf dem Grill rösten… und wo es ein Kuchenbüffet hat, bei dem einem die Tränen kommen.

Schon kurz nach Beginn der Veranstaltung ist das Zelt bis zum letzten Platz gefüllt. Die Country-Rhythmen dröhnen über die Tische, das Publikum klatscht, stampft, wiegt sich im Takt, steigt auf die Bänke und reiht sich zum Line-Dance zwischen den Tischreihen. Es herrscht eine Country-Stimmung wie zur Goldgräberzeit im Wilden Westen, und so sehen Viele auch aus. Sie sind im passenden Outfit gekommen, den Stetson selbstverständlich auf dem Kopf, den Sheriff-Stern am Revers der Lederjacke, den Patronengurt um die Hüfte geschlungen, im einen Halfter das Fahrtenmesser, im andern die langläufige Pistole und an den Stiefeln die Sporen, die bei jedem Schritt klirren… und die Frauen tragen die weiten Röcke bis zum Boden, auch sie mit dem Cowboy-Hut auf dem Kopf, einen Zopf nach hinten, viele breit ausladend, stolze Western-Matronen, die Lebenslust pur verströmen und keine Minute darüber nachdenken, dass sie einem hiesigen Schlankheitsideal nicht entsprechen könnten. – Ein bemerkenswerter Abend, von bemerkenswertem freiwilligem Engagement getragen, für eine gute Sache, die von Herzen kommt.




20/4  Bewusst essen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:41

In der Sendung Ein Ort nimmt ab auf SF 1 ist Ernährungsexpertin Franziska Widmer wie ein frischer Wirbelwind durch die Haushalte der Protagonisten gefegt und hat aus den Kühlschränken all jene Lebenmittel konfisziert, die wegen hoher Energiedichte als ungeeignet zu betrachten sind, wenn man sein Gewicht unter Kontrolle halten will.

Wenn der Nährwert sauber deklariert ist, erleichtert dies die Orientierung. Aber kann man den Angaben auch trauen? – Eine Konsumenten-Organisation in Kanada hat die verschiedenen Donuts getestet, die im Handel erhältlich sind, und dabei festgestellt, dass diese bis zu 50% mehr Fett enthielten, als die Hersteller angegeben hatten. Die Gesellschaften reagierten unterschiedlich, gelobten aber mehrheitlich, die Hersrtellung zu überprüfen.

Und wie ist es Im Restaurant und am Fastfood-Stand? – Wo der Energiegehalt der Lebensmittel nicht angeschrieben ist, muss man sich auf sein eigenes Beurteilungsvermögen verlassen können. Wie steht es damit? Machen wir einen kleinen Test. – Welches der folgenden Frühstücksangebote in einem US-Restaruant hat am wenigsten Kalorien?
– Schinken- und Käse-Omelett
– gebratenes Farmersteak mit Eiern
– 3 Scheiben französischer Toast mit Margarine und Syrup
– 3 Pfannkuchen mit Margarine und Syrup

Ok, für unsereins sind das eher ungewohnte Frühstücksvarianten. Wie steht es mit den Kalorien? Hätten Sie es gewusst? – Diese und weitere Fragen im Quiz. – Ich hatte leider keine einziger richtige Antwort.




19/4  Choco-Choco-Chocolat!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:30

Haben Sie sie auch gefunden, heute oder kürzlich, im Briefkasten? Die Tafel Cailler-Schokolade? Bei uns war sie heute drin, überraschenderweise. Und in der Zeitung war dann die Erklärung zu lesen: um die Sympathien der KonsumentInnen wieder zu gewinnen, hat Nestlé an 2,2 Millionen Familien je eine Tafel Schokolade verschickt.

Nachdem Nelly Wenger mit ihrem schick gestylten Plastic-Verpackungs-Konzept von Jean Nouvel einen Millionen-Flop gelandet hatte (der viele Wochen lang beharrlich abgestritten und kleingeredet wurde), gilt es jetzt, um die Gunst der KäuferInnen zu buhlen.

2,2 Millionen Tafeln, das sind 220 Tonnen Schokolade. – Eine Tafel Milchschokolade hat 550 Kalorien, das ist gut ein Viertel eines vernünftigen Tagesbedarfs an Energie. Die von Nestlé verschenkte Energie summiert sich demnach 1’200’000’000 Kalorien… das wären 172 Tonnen Fett, wenn sie nach dem Verzehr auf den Hüften und im Bauchspeck der so grosszügig Beschenkten gelandet sind.

Was stand auf den Plakaten von Gesundheitsförderung Schweiz? Die Schweiz wird immer dicker. – Danke, Nestlé.




18/4  TV als Vorbild?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:07

Am Freitagabend den zweiten Teil der Doku-Soap Ein Ort nimmt ab auf SF 1 nicht verpassen! – Es ist, davon bin ich als abgebrühter Medienfuchs überzeugt, wichtig, dass sich die Massenmedien der Thematik Übergewicht auf breiter Basis annehmen, und zwar nicht mit erhobenem Zeigfinger und in moralindurchtränkter Pose, sondern auf eine unterhaltend-spieleriche Weise, die Anreize setzt zum Nachahmen und quasi beiläufig die Neugierde weckt, es auch mal zu versuchen… Drum bin ich ein Fan der neuen Serie.

Aber jetzt gibt mir ein Bericht in der englischen Daily Mail schwer zu denken: da ist die Rede von übergewichtigen Frauen, die in verschiedenen, populären Abnehm-Shows mitgewirkt haben. Sie nahmen unter den Augen des TV-Publikums tatsächlich ab… so zwischen 5 und 10 Kilo… und in Interviews beschreiben sie, was sie alles unternommen hatten, um am Kontroll-Termin effektiv leichter zu sein als das letzte Mal… aber allesamt hatten sie innert kürzester Zeit nach Ende der Serie das ganze abgenommene Gewicht wieder drauf – und die meisten das Doppelte davon noch dazu! Ein klassischer Fall für JoJo.

Was war geschehen? Unter dem übergrossen Druck der Öffentlichkeit hatten sie zum Teil auch zu ungesunden, einseitigen Methoden gegriffen, die zwar kurzfristig wirkten… aber kaum waren die Scheinwerfer erloschen und die Kameras abgestellt, fielen sie zurück in die alten Muster. Das ist keine überraschende Feststellung und Erkenntnis, im Gegenteil. Aber gerade weil man das ja annehmen konnte, hätte seitens der TV-Produzenten alles unternommen werden müssen, um gerade dies zu verhindern. Ich hatte deshalb „unsern“ TV-Machern schon früh empfohlen, auch eine Langzeit-Nachkontrolle vorzusehen. Und durch die Präsenz einer gewieften Ernährungsberaterin können gesundheitsschädigende Auswüchse hoffentlich vermieden werden.

A propos Fernsehen: da war noch diese Reality TV Show aus Australien mit dem knackigen Titel Fat Kids can’t hunt (dicke Kinder können nicht jagen). 10 übergewichtige Kinder aus England müssen einen Monat lang unter einem Stamm von Aborigines in den Outbacks leben und dabei strikt die Lebensweise der Eingeborenen einhalten. Sie kriegen nur zu essen, was sie selber ernten und erjagen können, sonst müssen sie hungern… – Im Sturzflug zurück in die Urzeit. Man verspricht sich davon ein Umdenken und eine neue Einstellung zum Essen bei den Kindern.

Die Idee – wen wunderts – stammt aus dem Hause Endemol, wo auch Big Brother und andere televisionäre Köstlichkeiten herkommen. Fachleute hingegen bezeichnen das Experiment zu Recht als voyeuristisch. Und die Frage ist berechtigt: Wie sollen denn die Kids in der Wildnis des australischen Busches lernen, wie sie sich im Schlaraffenland unserer Zivilisation zu verhalten und gesund zu leben haben? – Eben.




17/4  Vorbereitung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:55

Ich weiss nicht, wie viele Kalorien das verbraucht. Es ist eine spezielle Kraftbewegung. Man fasst die Seiten mit beiden Händen, schaut, dass es nicht zu viele sind, fügt die beiden Daumen nahe zueinander und zieht dann die eine Hand entschlossen gegen sich, während man die andere Hand kräftig von sich wegstösst. Dort, wo sich dei beiden Daumen fast berühren, müsste nun das Papier einzureissen beginnen. Zuerst nur mit einem kleinen Riss, der sich aber, einmal angerissen, schnell verlängert und schliesslich – ratsch! – über die ganze Seite läuft, so dass man mit einem Ruck in jeder Hand eine Hälfte hält.

Sie merken: es geht darum, Akten von Hand zu zerreissen. Denn es steht in unserer Stiftung wieder mal ein Umzug an, irgendwann im Mai oder Juni. Aber jetzt ist die Zeit günstig, vorbereitend die alten Papiere zu sichten, so weit sie nicht in Ordnern eingeheftet sind. Die Arbeitsunterlagen, von denen es mehrere Exemplare gibt, müssen den Weg in die Kehrichtverbrennung gehen. Über den Zürisack in den Container und in den Ofen. Aber weil man nie weiss, welchen Weg der Container nehmen wird, ist es vorsichtiger, die Akten, je nach ihrem persönlichen Vertraulichkeitsgrad, in grössere oder kleinere Teile zu zerreissen. Zwei, vier oder acht…

Vier Stunden habe ich heute so zugebracht, fünf Säcke aufgefüllt, so schwer, dass man sie gar nicht mehr an der Schlaufe tragen kann, sondern mit einem Rolli zum Container befördern muss. Und die Schwere steht symbolisch für all den Knatsch, die Kämpfe, die Auseinandersetzungen, Prestige-Fights um einzelne Formulierungen, Text-Passagen… Wie viel Herzblut, Schweiss und Tänen stecken in diesen Dossiers! Wie viele Arbeitsstunden, Sitzungen, nächtliche Schreibarbeiten, Vernehmlassungen per Fax oder eMail… und jetzt wird das alles weggeschmissen, dem Orkus des Feuers übergeben und in Fernwärme umgewandelt…

Ein halbes Tablar meines Büchergestells ist abgearbeitet. Es bleibt noch viel zu tun. Und es ist eine nostalgiebeladene Achterbahnfahrt durch die zurückliegende Stiftungsgeschichte, als Konzentrat auf den Punkt gebracht. Nur keine Sentimentalität vortäuschen! Was fort ist, ist fort und muss nicht in die Zügelkisten… und vieles davon ist eh noch auf elektronsichen Datenspeichern verewigt. – Das ist die grosse Erleichterung, die jeden Umzug begleitet: dass man Ballast abwerfen, sich erleichtern kann, den papierernen BMI sozusagen im Handstreich (oder per Handriss) herunter zu schrauben. Ritsch und ratsch und weg. Und eine ganze Schachtel von Büroklammern fällt obendrein noch an, ganz zu schweigen von dem bunten Stapel an etwas ausgebeulten und leicht vergilbten Klarsichtmäppchen. Doch die lassen sich wieder glatt pressen.




16/4  OP-Risiko

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Das war vor über zwanzig Jahren. Ein unglücklicher Fehltritt auf einem ländlichen Bahnsteig, ein Sturz in die Tiefe aufs Gleis, nicht hoch, keinen Meter, aber unerwartet hart der Aufprall mit dem Fuss auf die Schiene, ein stechender Schmerz… ich war damals vielleicht 140 Kilo schwer.

Während der Bahnfahrt ins Ferienhaus schwoll das Fussgelenk an. Der Besuch beim lokalen Doktor brachte wenig Erhellung: wahrscheinlich verstaucht. Gut einbinden, die nächsten Tage schonen und wenns nicht besser wird, daheim zum Hausarzt. Und ein Schmerzmittel nehmen.

Der Hausarzt war besorgt und schickte mich zu den Spezialisten in den Balgrist. Die fanden heraus, dass die Achillessehne angerissen war und nun nachbehandelt werden sollte… Bei dieser Gelegenheit, sagten sie, würden sie auch gleich meine Ferse „umbauen“, einen Knochen diagonal halbieren und verkehrtherum wieder zusammenschrauben, dadurch müsste sich mein Gang stabilisieren und ich wäre künftig vor Misstritten gefeit.

Allerdings – und da bedienten sich die Medici der lateinischen Sprache, um ihren Patienten nicht allzusehr zu verunsichern – bestehe ein Operationsrisiko, solange ich so dick sei. Da ich aber dank meinen ehemaligen humanistischen Lehrkräften dem Ärztegespräch einigermassen folgen konnte, einigten wir uns bald darauf, dass ich zuerst abnehmen müsse, ehe es auf den Schragen ging.

In dreiviertel Jahren schaffte ich 28 Kilo… und siehe da: ich fühlte mich leicht, beschwingt und schwebte federnd über den Boden, die Schmerzen in der Fersengegend waren wie weggeblasen und ich verspürte keinerlei Bedürfnis mehr nach einem chirurgischen Eingriff.
Denn noch lauerte in meinem Unterbewusstsein die Angst vor dem Risiko einer Operation.

Und jetzt lese ich eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, wonach statistisch erhärtet ist, dass adipöse Patienten mit einem BMI über 40 in deutlich höherem Masse gefährdet sind, während einer Operation mit Komplikationen konfrontiert zu sein. Thrombosen, Druckstellen, schlechte Wundheilung oder Lungenentzündung sind bei Übergewichtigen deutlich häufiger. Dazu kommen „technischen“ Probleme während des Eingriffs: es braucht speziell belastbare OP-Tische, besondere Gerätschaften und Instrumente, die auch in die Tiefe wirken können… und dann gibt es auch Schwierigkeiten bei der Dosierung der Medikamente, die sich in übergrossen Körpern anders verteilen…

Dies sind Themen, die am Jahreskongress der Deutschen Chirurgen-Gesellschaft Anfang Mai behandelt werden. Tröstlich für mich ist allenfalls die Erkenntnis, dass ich vor zehn Jahren eine Meniskus-Operation am Knie trotz 165 Kilo Lebendgewicht problemlos überstanden habe. Zum Glück ist Risiko relativ.




15/4  Future Kids

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:41

Wenn Fred Feuerstein voller Begeisterung seinen unternehmenslustigen Schlachtruf durch die Steinzeit geschleudert hat, dann widerhallten die Granitwände im Steinbruch: Yabba-Dabba-Doo! Ein unübersetzbares Stück Lebensfreude, an dem sich auch das einfache Gemüt erfreuen kann.

Daran fühlte ich mich erinneret, als ich heute in der Sonntagspresse die doppelseitige Reklame aufschlug, in der auf einem kleinen grünen Oval die gelb-rote Buchstabenkombination zu lesen war: JaMaDu. Im Oval eine fröhliche affenartige Maus mit buschigem Schwanz und daneben, riesig gross, drei Kinderhände, die sich in die Höhe recken, als wollten sie sich in der Schule zu wort melden, mit je einem Löffelchen fest im Griff.

Oben an der Seite prangte der Slogan: Für das Kinderstimmrecht. Und worüber stimmen die Kleinen ab? Über eine neue Produktelinie von coop. Näheres dazu entnahm ich einem kleinen Flyer, der am Vortag an der Tagung der Ernährungsberaterinnen verteilt worden war: Für ausgewogene Ernährung und viel Spass beim Grosswerden.

Da hat coop also eine Reihe von neuen Lebensmitteln ins Sortiment aufgenommen, die ganz speziell für Kinder gefertigt sind: Äpfel, Apfel- und Bananenmus, Ananas- und Mangosticks (alle mit einer Energiedichte von vorbildlichen 50 Kalorien pro 100 Gramm), Karotten- und Gurkenstäbchen, Salat, Tiefkühlgemüse (auch sie mit wenig Energie), verschiedene Tees und Fruchtsäfte, Müslimischung und Milchdrinks… hergestellt ohne Zusatzstoffe, mit möglichst wenig Zucker bzw. natürlichen Süssstoffen und sparsamst dosiertem Fett und Salz…

Und eine Jury von Kindern soll bewerten, was schmeckt… denn nur das wird ins Sortiment aufgenommen, was bei der Kinderjury ankommt. Alle Produkte sind verpackt mit dem fröhlichen JaMaDu-Äffchen-Motiv… dazu gibt es auf der Webseite kindergerechte Ernährungstipps und man kann einen speziellen Newsletter abonnieren. – Die ganze Aktion wirkt bei der ersten Begegnung als ein erfreulicher Beitrag zur bewussteren und „richtigen“ Ernährung für KInder, die heute oft keinen Bezug mehr zu einzelnen Lebensmitteln haben. Allerdings sind es keine „naturbelassenen“ Produkte (mit Ausnahme der Äpfel)… aber die Kaloriendichte kann sich sehen lassen, sie ist für Snack-Produkte vorbildlich gering.

Es ist spannend zu sehen, wie sich die beiden Lebensmittel-Grossverteiler gegenseitig den Rang abzulaufen versuchen: Migros sponsort die TV-Serie Ein Ort nimmt ab… coop hat sich das Label SlowFood gesichert. Migros hatte mit ClubMinu und den Lillibiggs sehr früh die Kinder als Marktsegment ins Auge gefasst – jetzt hat coop mit JaMaDu nachgezogen… – Also alles bestens? Warten wir ab und sehen wir zu, wie sich die Sache entwickelt. Denn: die Kinder sind unsere Zukunft.