20/6  Bush bleibt mager

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:51

Warum ist US-Präsident Bush nicht dick? – Die Antwort wurde scherzhaft am Jahreskongress der Amerikanischen Diabetes-Vereinigung 2006 gegeben: Weil er genug freie Zeit hat, um jeden Tag eine Stunde Sport zu treiben.

Im TagesAnzeiger berichtet die Washington-Korrespondentin über die Resultate einer Studie, die an diesem Kongress mit Spannung erwartet worden waren. Man hatte 5100 übergewichtige Diabetiker (Durchschnitts-Gewicht: 100 Kilo) verschiedenen Kombinationen von Ernährungs- und Bewegungsplänen unterzogen und nach einem Jahr den Erfolg gemessen. Im Schnitt hatten die Probanden 10% ihres Gewichts reduziert und ihre Blutwerte hatten sich grossmehrheitlich (bei 70%) normalisiert.

Bei diesem Test handelt es sich um einen Langzeit-Versuch, der sich über elf Jahre erstrecken soll, um die Nachhaltigkeit der verschiedenen „Programme“ zu prüfen. Denn die Auswertung zahlreicher früherer Studien hat in der Regel übereinstimmend ergeben, dass rund 80% aller Teilnehmer nach zehn Jahren wieder ihr ursprüngliches Gewicht hatten… Die alte Regel ist nach wie vor in Kraft: Abnehmen an sich ist leicht, aber das Gewicht unten halten ist extrem schwierig.

Aus den verschiedenen Untersuchungen wurden jedoch eine Reihe von erwiesenermassen nützlichen Empfehlungen abgeleitet:
– sich bewusst „realistische“ Ziele setzen
– Schritte zählen und täglich etwas mehr gehen
– regelmässiger Kontakt mit dem Arzt (ev. online, wie bei eBalance)
– Gruppenmeetings mit Gleichgesinnten zur Unterstützung
– 30 Minuten Sport pro Tag; es genügt schon, zügig zu gehen
– ein Essenstagebuch führen (machen wir bei eBalance)
– tägliche Kalorienmenge reduzieren auf ca. 1500
– regelmässig essen, grosse Intervalle zwischen den Mahlzeiten
– eine der täglichen Mahlzeiten durch einen speziellen Drink ersetzen
– Medikamente nur nehmen, wenn vom Arzt gut begleitet und instruiert

Autor dieser Auswertung früherer Studien und Verfasser der Tipps ist der renommierte Adipositas-Spezailist Thomas Wadden von der University of Pennsylvania.




19/6  Die Mikrobe bringts

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:36

Besuch heute in Bern beim Bundesamt für Gesundheit, wo ich dem neuen Verantwortlichen für den Bereich Übergewicht unsere Stiftung und ihre Arbeit präsentieren darf.

Eines der Probleme, stellen wir fest, besteht darin, dass es zwar viele Theorien und noch mehr praktische Ansätze und Programme zur Vermeidung von Übergewicht gibt, aber dass man – mit Ausnahme der chirurgischen Eingriffe, deren Langzeit-Erfolg wissenschaftlich belegt ist – wenig verlässliche Angaben hat über die tatsächliche Wirkungsweise und die Nachhaltigkeit all dieser Angebote.

Hier könnte unsere Stiftung mit ihren direkten Kontakten zu sehr vielen, sehr unterschiedlich betroffenen Übergewichtigen mit ganz verschiedenen persönlichen Erfahrungen bezüglich Erfolgen und Misserfolgen, eine zentrale Rolle spielen bei der Erhebung und Erfassung der erlebten und auf der Wage überprüfbaren Wirkungen. Wenn wir uns mit einem Universitätsinstitut zusammenschlössen, könnte daraus eine einzigartige Feldstudie werden, welche ihrerseits Anhaltspunkte liefern könnte für die strategischen, gesundheitspolitischen Entscheide. – Eine bestechende Perspektive, die wir mit unseren wissenscchaftlichen Gewährsleuten intensiv studieren müssen.

Auf der Heimfahrt im Zug stosse ich dann in der noch nicht ausgelesenen vorletzten Ausgabe des Spiegel auf einen Bericht, der im Ansatz aufsehenerregend wirkt, über den ich bisher aber noch keine weiteren Informationen gefunden habe. Es geht um ein Forschungsprojekt an der Washington University School of Medecine in St. Louis, wo der Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und der Darmflora erforscht wird.

Es leben – so ist die Annahme, die momentan erst bei Mäusen experimentell zu belegen ist – im Darm ganze Kulturen von Mikroben und Bakterien, die den Abbau der Lebensmittel und die Zerlegung in die verschiedenen Elemente besorgen. Anderthalb Kilo (!) macht die Masse dieser Kleinstlebewesen im menschlichen Darm aus. – Mäuse, deren Darm total desinfizhiert wurde und die in einer keimfreien Umgebung labten und keimfreie Nahrung assen, nahmen ab, egal wie viel Futter sie verschlangen… Wenn man ihnen dann Darmbakterien verabreichte, waren sie nach kurzer Zeit wieder so fett wie ihre unbehandelten Kollegen.

Falls sich diese Annahme bestätigt, eröffnen sich wieder neue Perspektiven für die Hersteller von bakteriell angereicherten Drinks… es gäbe dann nicht nur den Schutz vor kachelmannscher Wetter-Unbill und die Befähigung aus dem kleinen Fläschchen, splitternackt in die Nordsee zu hüpfen… man könnte sich überdies wohl mit dem Griff zur schlankmachenden Phiole das Gedärme so imprägnieren, dass nur noch so viel Energie abgebaut und in den Körper eingespiesen wird, wie dieser effektiv verbrauchen mag… – Ein schöner Wunschtrum. Man wird uns wecken, wenn er in Erfüllung geht.




18/6  Verfalldatum abgelaufen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:49

Alles eine Frage der Haltbarkeit. Sie kennen das vom Einkauf: man ist ja ernährungsbewusst und achtet bei Produkten, die man nicht kennt, genau auf die Deklaration (sofern sie denn angegeben ist). Und zudem überprüft man die Daten: „zum Verkauf zugelassen“ und „zu verbrauchen bis“.

Die Frage hat mich oft beschäftigt: wie „hart“ sind diese Daten? – Was den „Verkauf“ betrifft, sind die knallhart. Im Geschäft geraten Lebensmittel, deren Verkaufsdatum kurz vor dem Ablauf steht, in die Verbilligungs-Aktion, kriegen einen roten Kleber oder so… und ist der Termin vorbei, werden die Regale gnadenlos ausgeräumt und die Ware wird entweder entsorgt oder – je nach Verbrauchs-Datum – einer wohltätigen Verteilung an Bedürftige zugeführt unter dem Logo Schweizer-Tafeln. Eine sehr gute und lobenswerte Institution.

Was aber ist mit der Ware, die man eingekauft hat? Wie lange hält sie sich im Kühlschrank? Muss man sie wirklich wegschmeissen, wenn der Verbrauchs-Termin überschritten ist? Oder gibt es einen Spielraum, der – auf eigene Verantwortung, falls es dann doch zu Bauchgrimmen kommt – genutzt werden kann? Das ist nicht bei jedem Produkt gleich. Und vor allem: wenn man die Packung angebraucht hat, wie lange bleibt sie dann frisch? Wie kann man sich merken, weit wann das offene Joghurt und der Hüttenkäse und der Quark im Frigo stehen?

Da kommt jetzt gute Kunde aus England Timestrip, eine „smarte“ Ettikette. Man klebt sie am Tag, an dem man die Pachung öffnet, einfach drauf, und dann zeigt sie in einem kleinen Fenster, wie die Zeit vergeht. Durch feinste Kapillaren arbeitet sich Farbe vorwärts, von einem Zeit-Strich für zum nächsten, sieben Tage lang, oder mehr, je nach Etikette. Und auf einen Blick wird klar, wie lange diese Ware schon angebgraucht im Kühlschrank steht.

Man muss also nicht mehr auf die Schimmelpilzkolonien achten, die sich unter dem Konfitürendeckel bilden, und nicht mehr auf die Klumpen, die statt der MIlch aus dem Tetrabrick kommen… allerdings: bei uns hält sich die Konfitüre sowieso nicht eine Woche lang, die ist vorher ausgelöffelt.




18/6  Samstag der Gegensätze

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 0:47

Heute nur kurz: es war ein langer Tag, der Samstag. Am Vormittag galt es mit einem PC-Spezialisten die Heim-Anlage von Virenbefall zu säubern, was weit mehr Zeit in anspruch nahm als geplant… Am Nachmittag in Bern auf dem Bundesplatz, an der Kundgebung zum internationalen Tag der Flüchtlinge, wo ich bei über 30 Grad Hitze (es kam mir wie 40 vor) ein Referat halten durfte zum Thema Flüchtlingskinder.

700 Kinder und Jugendliche kommen pro Jahr ohne Begleitung Erwachsener in die Schweiz; 10% davon werden vorübergehend aufgenommen, die übrigen abgewiesen. Sie tauchen unter, verschwinden im „Nichts“, werden eine unbekannte Grösse (man schätzt deren Bestand auf mittlerweile 10’000), fallen kriminellen Kinderhändlern in die Fänge, werden als Kleindealer, Einschleichdiebe, Bettler, Prostituierte eingesetzt und ausgebeutet, haben kaum eine Chance, auf legale Weise in der Schweiz zu verbleiben, verdrücken sich zum Teil ins Ausland und werden früher oder später von der Polizei aufgegriffen. – Ein krasser Verstoss gegen die Kinderrechte, deren Charta die Schweiz einst unterschrieben hat. Und das neue Asylgesetz macht alles noch schlimmer.

Am Abend dann eingeladen an eine private Geburtstagsfeier bei Andy Stutz in seinem paradiesischen Gartenrestaurant, wo einfach alles gestimmt hat, von der Abfolge der exquisiten Speisen bis zum ganzen Ambiente vor der sanft wummernden Geräuschkulisse des multikulturellen „CALIENTE“-Festes, das den halben Kreis 4 erfüllt und noch bis in die Morgenstunden andauern wird. – Zeit, ins Bett zu sinken.




16/6  Nordic Talking (zum Zweiten)

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:21

Diesmal wurde wirklich nur gredet und nicht gewalkt. Im appenzellischen Heiden treffen sich von Freitag bis Sonntag die TeilnehmerInnen des 2. Nordic Fitness-Kongresses zu Praxis und Theorie.

Am Abend des ersten Tages war eine Podiumsdiskussion auf dem Programm mit zwei Chefredaktoren von Fitness-Magazinen, einem Seniorensport-Verantwortlichen, dem Präsidenten des Schweizer Nordic Fitness-Verbandes und – als „Fetter unter Fitten“ – dem SAPS-Präsidenten. Es war für mich sehr aufschlussreich, zu hören, wie seitens der KongressteilnehmerInnen, die selber Walken, z.T. aber auch als Trainer und KursleiterInnen tätig sind, die Chancen des Nordischen Stockgangs beurteilt werden, den bewegungsgehemmten Übergewichtigen zu mehr körperlicher Aktivität zu verhelfen.

Einige Erkenntnisse sind zu bemerken: die Tauglichkeit einer Sportart für Adipöse wird nicht zuletzt auch durch die Art und Weise bestimmt, „wie“ diese ausgeübt wird. Beim Nordic Walking gibt es keine „Vorgabe“ bezüglich Tempo und Rasanz, schwere Walker können bzw. müssen ihr Tempo und die Intensität auf ihre persönlichen Möglichkeiten abstimmen. Einer der Teilnehmer im Plenum hat es klar formuliert: Wir Übergewichtigen müssen uns in unserem Alltag schon dauernd als Athleten im Gewichtschleppen bewähren. Müssten schlankere Zeitgenossen permanent ihr eigenes Gewicht oder mehr mit sich herumtragen, würde man sie für ihre Ausdauer und ihre Kraft loben…

Daneben ging es engagiert um die Frage, ob Nordic Walking ein Sport ist, den man „auf Zeit“ und kompetitiv betreiben kann bzw. darf. Mit guten Argumenten wurde dargelegt, dass das „richtige“ Walken gar nicht „messbar“ ist, dass „schnell“ nicht auch „gut“ bedeutet und dass es sinnlos wäre, bei Grossveranstaltungen eine Rangliste nach Zeit zu erstellen… Und doch, warfen andere ein, strebt der Mensch ganz automatisch bei jeder sportlichen Verrichtung danach, seine Kräfte (und seine Leistung) mit den übrigen Teilnehmenden zu messen. Was tun?

Eines ist klar: Wenn es gelingt, Adipöse zum Nordic Walking zu bewegen, werden diese mit grösster Wahrscheinlichkeit untereinander keinen Wettlauf veranstalten.




15/6  Feedback aus USA

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:45

Mein Beitrag vom letzten Sonntag über die „New York“-Diät hat in den Staaten eine aufmerksame Leserin gefunden. Tina K. hat sich gemeldet und ihre Eindrücke vom amerikanischen Ess-Verhalten geschildert, so plastisch und treffend, dass ich es mir heute einfach machen kann, indem ich sie – in Auszügen – direkt zu Wort kommen lasse:

Ich habe soeben Ihren Bericht über die NY Diät gelesen. Ich lebe zurzeit in den USA (seit 1,5 Jahren) und erlebe „dieting“, Riesenportionen, extremes Übergewicht und Gesundheitswahn aus nächster Nähe mit. Was mich immer wieder erstaunt, sind die Gegensatze: schaut man beispielsweise Werbung im Fernsehen, sind die meisten Produkte entweder mit einer Fastfood-Kette oder einer Diätform (auch Pillen aller Arten) verbunden. Nicht selten kommt Kentucky Fried Chicken o. ä. direkt vor oder nach einer Diätwerbung.

Dass Budget und gesundes Essen direkt verknüpft sind, wird einem sehr schnell klar: Für einen Salat aus Whole Foods (verkauft biologische Produkte) bezahlt man gerne das 10-fache (kein Witz) wie für einen Burger in der Fastfood-Kette. Zudem nehmen alle Gesundheitsbewussten Vitamine, die auch ziemlich teuer sind, während Fastfood kaum Nährstoffe enthält. Das führt genau zu diesen Extremen: Superschlanke Gesunde und übergewichtige Kranke (sorry, dass ich Kranke schreibe, aber in einigen Fällen kann man nichts anderes sagen). In Einkaufszentren, an Flughäfen und bei Sehenswürdigkeiten sind keine gesunden Snacks erhältlich, auch in den meisten billigeren Läden (z.B. Seven Eleven) nicht (ausser mit Wachs überzogene Äpfel (zu Konservierungszwecken), die schon einige Tage oder Wochen alt sind). Extreme Diäten/Ernährungsformen wie Atkins sind weit verbreitet. Zudem wird dem Essen als sozialer Akt kaum Wichtigkeit eingeräumt: gegessen wird im (Vorbei-)Gehen, Stehen, im Auto (Drive Thru), vor dem Fernseher oder Computer – überall, nur nicht am Esstisch. Die meisten Leute, die ich kenne, besitzen gar keinen Tisch.

Ich denke, das Hauptproblem liegt in der Portionengrösse. Z.B. die Kaffeegrösse im Starbucks: die kleinste Grösse, die in der Schweiz erhältlich ist, gibt es hier gar nicht (dafür eine grössere…). Oder als ich einmal extrem Lust of Pommes Frites hatte und mir bei einer Fastfoodkette eine kleine Portion kaufen wollte, ging das nicht, weil die Kasse „small french fries“ nicht programmiert hatte. Ich bin mit einem zusätzlichen Burger und einem Drink aus dem Restaurant gekommen – beides wollte ich ursprünglich nicht, aber es war ja praktisch gratis. Und natürlich habe ich beides gegessen. Die Portionsgrösse war für mich der Hauptgrund, mich bei eBalance anzumelden – damit ich nicht „normales Essen“ aus den Augen verliere. Ich bin nicht übergewichtig, habe aber in den ersten Monaten 5kg zugenommen (sind glücklicherweise schon fast wieder weg), was mich alarmiert hat.

Soweit Tina K, in Auszügen, aus einem beeindruckenden Bericht, den ich heute per E-Mail erhalten habe. – „Amerika – du hast es besser!“ – gilt dieser Ausruf noch, den man hierzulande einst in einer Mischung aus Neid und Sehnsucht formuliert hat? – Jedenfalls lese ich heute in der gedruckten NZZ von der Einrichtung der „ersten High School für Fettsüchtige“ in Kalifornien, wo junge Menschen mit einem rigorosen Ernährungs- und Bewegungsprogramm auf den schlanken Weg gebracht werden. Ein viel versprechendes Experiment, das es verdient, einmal noch näher unter die Lupe genommen zu werden.




14/6  Nordic Talking

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:25

Das 0:0-Phänomen hat etwas Lähmendes, selbst für Fussball-Muffel wie mich. Während wir beim ersten Spiel der Schweizer das 0:0 noch zu einem beachtlichen Sieg hochgejubelt haben, macht sich heute Abend bei den Deutschen deutlicher Frust bemerkbar. Die sollen jetzt endlich ein Tor schiessen!… bis sie es dann tatsächlich doch noch tun.

Analytisch geht es bei „stern TV“ auf RTL zu: Günter Jauch nimmt eine Trendsportart unter die Lupe, die besonders geeignet für Übergewichtige ist: Nordic Walking. Ist diese Bewegungsform wirklich so segensreich, wie immer gesagt wird? Eine Uni-Studie hat gezeigt, dass man sich präzise an die Instruktionen halten muss und die „richtigen“ Bewegungen nötig sind, damit die erhoffte Wirkung auf den Kalorienverbrauch auch wirklich eintritt.

Macht man es korrekt, so werden beim nordischen Walken über 600 Muskeln bewegt. Es hilft nichts, die Stöcke schlapp nachzuschleifen, wie man gelegentlich beobachten kann, man muss sie einsetzen, um kräftig abzustossen wie beim Langlauf, das gibt Vortrieb und Schub und baut die Muskeln auf. Eine vergleichende Messung der Atemluft beim Training auf einem Laufband hat gezeigt, dass beim Nordic Walken fast doppelt so viel Sauerstoff verbraucht (also verbrannt) wird wie beim gewöhnlichen Walken ohne Stöcke. Auch der Puls ist um 20 Prozent höher.

Das sind interessante Live-Test-Ergebnisse, die vielleicht auch Skeptiker zu überzeugen vermögen. Und was sympathisch ist: man soll sich nicht übermässig belasten, so dass man nicht ausser Antem kommt und beim Gehen noch sprechen kann. Nordic Talking, eben.




13/6  Das Fett-Museum

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:24

Es fehlte uns damals der rechte Kunstsinn, als Harald Szeemann in der Berner Kunsthalle erstmals Joseph Beuys ausstellte: die „Fettecke“ war eines der Objekte, das dem ungeübten Betrachter den Ausruf entlockte, das hätte er auch noch gekonnt. Aber eben: er hats nicht gemacht. Und das ist der Unterschied, wie wir inzwischen gelernt haben.

Fett als Ausstellungsthema. Wie kann das gehen? Das Museum des Kantons Basellandeschaft ist zur Zeit dabei, eine Ausstellung zu konzipieren, die unter dem Titel steht: Voll fett – alles über Gewicht. Wir von der SAPS konnten einige Informationen zum Hintergrund beitragen.

Es ist ein faszinierendes Unterfangen, als Aussenstehender ein wenig kiebitzen zu können, wie sich so ein umfassendes, allgegenwärtiges Thema in Lauf der Zeit zu etwas verdichtet, was plötzlich greifbar, sichtbar, mit allen Facetten der sinnlichen Wahrnehmung erlebbar wird, wie abstrakte Zusammenhänge sich in bildlicher Darstellung entschlüsseln, wie Symbole plötzlich einen Stellenwert erhalten und Clichés zu Botschaften werden…

Es muss ein ungemein schöpferischer, kreativer Beruf sein, der gleichzeitig höchste Anforderungen stellt an die Präzision der Recherche, bis aus einer Idee eine begehbare Plastik mit Inhalten geworden ist… – Ich durfte heute ein Interview geben im Zuge der „Quellenerfassung“. Rohmaterial liefern, aus dem vielleicht ein Teil der Ausstellung werden kann. Und ich bin gespannt, was es dann Ende Oktober zu sehen geben wird, jedenfalls lohnt es sich, am Thema dran zu bleiben. Die Fettecke haben wir ja mittlerweile verinnerlicht.




12/6  Grand Bal Champêtre

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Es ist eine Erinnerung aus früheren Zeiten. Vierzig Jahre oder mehr mag es her sein. Wie genau es angefangen hatte, weiss ich nicht mehr. Wir waren eine Clique aus Radiokollegen, ehemaligen Kommilitonen und zugewandten Orten. Im Sommer lag man halbe Tage lang im Marzili und schwamm in der Aare, manchmal pilgerte man stundenweit flussaufwärts, um sich dann in den kühlen Fluten wieder ins Bad zurück treiben zu lassen.

Mittwochs hatten wir einen Stamm in der „Harmonie“. (Den gibt es immer noch, nur sind die Häupter inzwischen bemoost – wenn überhaupt.) Man traf sich zu Weisswein, Hobelkäse, Bündnerfleisch oder Fondue. Vinzenz – „Vine“ genannt – trank Bier (oder war es „Casi“?). Das Wort „Abnehmen“ hatte für uns keine Bedeutung, den Begriff „Übergewicht“ kannten wir höchstens vom Hörensagen.

Einmal, im Sommer, packten wir Lebensmittel ein und fuhren in den Jura. Irgendwo auf einer schönen Anhöhe liessen wir uns nieder, breiteten Decken aus, drapierten die Esswaren und spielten das berühmte Gemälde von Edouard Manet nach: Déjeuner sur l’herbe. Aber ich glaube, die mitgeführten Damen mochten sich nicht so strikt an die Regieansweisungen halten. Das Bild war damals gerade 100 Jahre alt.

Vielleicht ist er aus dieser Erfahrung entstanden, der Grand Bal Champêtre: ein ländliches Fressgelage, einmal im Jahr, in aller Abgeschiedenheit hinter Bern, Richtung Schwarzenburg, bei einem Bauernhof, wo „Metzgete“ war. Man musste vorher seinen Obulus einbezahlen, dann wurde ein Schwein gekauft, das sein Leben lassen durfte, zugunsten von Blut- und Leber- sowie Bratwürsten, saftigen Bratenstücken, knusprigen Rippli, Voressen… kurz, alles, was der Carnivoren Herz und Gaumen erfreuen mochte. Dazu einen Roten vom Fass und – für Vinzenz – genug Bier.

Die Tradition hat sich über all die Jahre gehalten und ist sogar mit der Zeit gegangen. Heute habe ich in der Post die Aufforderung gefunden, meine E-Mail-Adresse einzuschicken, damit die Informationen künftig elektronisch ausgetauscht werden können. – Wir zahlen unseren Beitrag regelmässig ein, aus Solidarität, sind aber seit Jahren nicht mehr an einem Grand Bal Champêtre gewesen. Die Reise ist zu mühsam und der Rückweg nach Zürich am gleichen Abend nicht mehr möglich. Man ist ja auch nicht mehr 25.

Aber jetzt, denke ich, sollte man sich der Erinnerung wieder einmal stellen. Die fleischlichen Genüsse passen perfekt in meinen momentanen Speiseplan, und überhaupt. Freunde von damals, aufgepasst, es kann sein, dass wir heuer wirklich kommen.




11/6  Die New York Diät

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:28

Keine Angst, hier geht es nicht um eine neue Ernährungsform mit wundersamen Auswirkungen bezüglich Gewichtsverlust. Die New York Diät ist im Gegenteil ein abschreckendes Protokoll über das reale Ernährungsverhalten von fünf verschiedenen Menschen in New York.

Eine Bestandesaufnahme, die schon vor zwei Jahren gemacht wurde, die aber jetzt den Weg in die Medien gefunden hat. Eine Gruppe von 5 Leuten zwischen 15 und 58 wurden eingeladen, eine Woche lang minutiös zu protokollieren, wann sie was zu sich nahmen, Nahrung wie Getränke und auch alles dazwischen.

Und das Resultat ist erschütternd und beunruhigend zugleich. Amerika mag uns in einigen Dinge um Jahre voraus sein, aber es ist nicht abwegig, anzunehmen, dass eine ähnliche Aktion bei uns wohl zu einem nicht sehr anderen Resultat führen würde. – Die Versuchspersonen, einige von ihnen bereits übergewichtig, scheinen prima vista nicht einmal extrem viel und üppig zu futtern. Aber was sie im Laufe des Tages zu sich nehmen, ist z.T. enorm einseitig und kaum gesund.

Da ist die 15jährige, übergewichtige farbige Schülerin Makida Mundy aus Brooklyn. Sie ass und trank am Donnerstag:
– um 9 Uhr 6 saure Zungen
– um 10.15 Uhr 12 Pringles
– um 16 Uhr eine Portion Pommes Frites in der Schulkantine
– um 16.30 Uhr eine Tüte Popcorn
– um 18 Uhr zuhause anderthalb Glas Wasser

Oder die brandmagere 43jährige Zahnärztin Phyllis Ho aus Manhattan:
– um 8 Uhr zuhause eine Scheibe Vollkornbrot mit Butter und Konfitüre, Jasmintee und eine Vitamintablette
– um 9.50 Uhr eine Flasche Orangensaft
– um 10.05 Uhr eine Tasse Kaffee mit Milch und Zucker und einen halben, getoasteten Bagle mit Butter
– um 13.35 Uhr ein japanisches Reisgericht mit Poulet
– um 15 Uhr bei Starbucks eine grosse Tasse Macchiato Caramel und eine Flasche Wasser
– um 20 Uhr zuhause gedämpfte Bohnen, Reis, Maiskolben, Teigwaren mit Ei und Thon und 6 getrocknete Mango-Schnitze und einen Joghurt-Drink
– um 21 Uhr einen Löffel Vanille-Joghurt
– um 22.15 Uhr noch einige Mango-Schnitze

Man sieht: die reine Menge macht es nicht aus, es kommt darauf an, ob man die Veranlagung hat oder nicht. – Die individuelle Speisezettel sind spannende Dokumente, hinter denen man ganze Tagesabläufe und Lebensgewohnheiten erkennen kann. – Wer je ein Ess-Tagebuch geführt hat (und eBalanclerInnen wissen, was das heisst), kann seine eigene Erfahrung mit denen der New YorkerInnen vergleichen.