20/5  Verloren

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:38

Instinktiv habe ich weggezappt, als ich heute Abend zufällig auf das Finale von The Bigges Loser stiess. Nach zehn Wochen Abnehm-Stress hat sich offenbar die Teilnehmerrunde gelichtet. Wer das Pech hatte, unter der Woche weniger abnehmen zu können als die andern, musste gnadenlos über die Klinge springen und ausscheiden. Nun standen sich in der Endrunde noch drei KandidatInnen gegenüber.

Ich habe, wie gesagt, sofort weg- und weitergezappt. Ich wollte gar nicht sehen, wie die „bewegendsten Momente“ aus der ganzen Serie Revue passierten und wie am Schluss eine oder einer der Teilnehmenden den Hauptpreis von 50’000 Euro kassieren konnte. Der wahren Preis zahlten die Ausgeschiedenen durch all die Demütigungen und Erniedrigungen, die sie erleben mussten, bis sie endlich so weit waren, die Hoffnung auf den Geldgewinn sausen zu lassen und auszusgteigen oder sich herauskicken zu lassen.

Kurz vorher war – nach Mitternacht – auf einem anderen Sender eine sensible SPIEGEL-TV-Dokumentation zu sehen über eine Reihe von deutschen Menschen, alle zwischen 180 und 260 Kilo schwer, und ihren Kampf zurück in die Nähe eines lebenswerten Gewichtes. In nachhaltiger Einnerung ist mir der junge Mann geblieben, der um alles in der Welt von seinen 240 Kilo herunter möchte, sich aber gegen eine Operation sperrt und sich immer wieder vornimmt Ab morgen nehme ich ab! – Da gibt es eine Stelle, in der er sich zum Essen eine gebratene Ente wünscht. Seine jüngere Schwester, bei der er wohnt, bereitet im Backofen gleich zwei Enten zu. Eigentllich wollten sie eine einzige zu dritt verspeisen. Aber er setzte mit weinerlich-beharrlicher Bettelei durch, dass er einen der beiden Vögel alleine essen durfte. Ab morgen nehme ich ab! sagte er immer wieder, wie beschwörend, mehr zu sich selber als zu seiner Schwester.

Er habe, hiess es am Schluss des Berichts, inzwischen 20 Kilo abgespeckt! Er wiegt nun noch 220 Kilo. Verloren hat er nicht nur an Gewicht.




19/5  Mehr als 20 Prozent!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:49

Vor einigen Jahren wurde noch milde gelächelt, wenn auf dem politischen Parkett die Forderung erhoben wurde nach einer Besteuerung von „ungesunden“ Nahrungs-Bestandteilen. Inzwischen erwägen immer mehr Länder auch in Europa die Einführung einer Fettsteuer oder die Besteuerung von gezuckerten Getränken, wenn solche Steuern nicht bereits realisiert wurden.

Offen war bisher die Frage, wie hoch denn so eine Lebensmittel-Steuer ausfallen dürfe. Eine Gruppe von Wissenschaftern in Grossbritannien hat nun berechnet, dass eine kleine Steuerkosmetik wirkungslos verpuffen würde und dass derartige Steuern mindestens 20 Prozent oder mehr betragen müssten, um etwas auszulösen.

Tatsächlich habe eine Steuer von 35 % auf gezuckerte Getränke in einer amerikanischen Kantine zu einer Reduktion des Verkaufs um 26 % geführt. Die so erhobenen Mittel könnten gezielt verwendet werden für die Behandlung von Krankheiten (Übergewicht, Herz-Kreislauf-Störungen), die in direktem Zusammenhang stehen mit ungesunder Ernährung.

Die Lebensmittelindustrie ist verständlicherweise solchen Theorien gegenüber skeptisch und verweist auf den Tabak- und den Alkohol-Markt, wo massive Preis-Erhöhungen nur eine bescheidene Auswirkung gehabt hätten… – Diese Überlegungen wurden angestellt im Blick auf die 65. Welt-Gesundheits-Konferenz, die vom 21. bis zum 26. Mai 2012 in Genf stattfindet. Dort geht es um die weltweite Prävention der nicht-übertragbaren Krankheiten, die in allen Ländern vorangetrieben wird und die um die Schweiz herum keinen Bogen machen…




18/5  Die Liste

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:10

Wer sich für das Thema interessierte, hat fast sehnsüchtig darauf gewartet. Gehört hat man schon vor einiger Zeit, dass sie im Entstehen war. Jetzt ist sie verabschiedet und in Kraft gesetzt. Bis Ende Jahr haben die Lebensmittelproduzenten nun Zeit, ihre Werbung an die neuen Regeln anzupassen.

Gesundheitsförderliche Wirkung – genannt Health Claims – darf nur noch behauptet werden, wenn das Produkt auf dieser Liste zugelassen ist. Ganze 222 Produkte haben das ersehnte „ok“ erhalten, über 1’600 weitere Anträge wurden abgelehnt. Die Kommunikation zu deren „Wirkung“ muss abgeändert und angepasst werden.

Die Liste ist zu umfangreich (sie umfasst 724 Seiten), als dass ich hier im Detail darauf eingehen könnte. Bei den akzeptierten Produkten handelt es sich mehrheitlich um Präparate, welche „natürliche“ Substanzen enthalten, die zum Körperaufbau nützlich sind. Elemente wir Eisen, Zink, Vitamine, aber auch Zucker-Austausch-Stoffe, z.B. in Kaugummi.

Praktisch alle Produkte auf der Basis von Joghurt und Milch wurden abgelehnt. Wie phantasievoll immer die Bakterienstämme benannt wurden, welche das Milchprodukt speziell besiedeln sollen, sie fanden keine Gnade. Die meistbreworbenen der oralen Heilsbringer wie etwa Actimel wurden nicht zugelassen.

In einem Info-Dienst werden erste Stellungnahmen verschiedenster Institutionen publiziert. Viele Experten warnen nun vor einer sprunghaften Zunahme von billigen Imitaten, welche sich an die „bewilligten“ Produkte anhängen würden. Zudem wird der Werbung eine hohe Kreativität attestiert, auf der Suche nach Wegen und Möglichkeiten, die „verbotenen“ Slogans künftig durch solche zu ersetzen, die juristisch nicht fassbar sind. Die Verwirrung bleibt dem Kunden, zu dessen angeblichem Wohl letztlich alles geschieht…




17/5  JoJo – neu definiert

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:02

Wir alle, die wir mit dem Gewicht und dem, was damit zusammenhängt, zu kämpfen haben, kennen ihn aus dem Effeff und aus leidvoller Selbsterfahrung: den bösen alten JoJo-Effekt, der sich wie zur Strafe immer dann einstellt, wenn wir uns einseitig und radikal einer ungesunden Diät verschrieben haben. Er lässt unser Gewicht auch nach erfolgreicher Abnahme innert kürzester Zeit wieder hochschnellen, über den ursprünglichen Ausgangspunkt hinaus… physikalisch müsste man sogar von einem Perpetuum Mobile sprechen, denn das sinnbildliche JoJo hüpft am Ende höher hinaus, als es gestartet ist.

Natürlich wissen wir auch, woher das kommt. Der Stoffwechsel stellt sich bei Mangel-Ernährung auf Sparflamme um, drosselt den Energiebedarf des Körpers, baut Muskelmasse ab und legt wie verrückt neue Reserven an, sobald er wieder einigermassen ausreichen Nahrung bekommt… Mit Bewegung kann man die Muskeln erhalten und die Auswirkungen des Meister JoJo etwas einschränken, aber es ist eine harte Tour.

Nun habe ich heute am Fernsehen eine neue Interpretation bzw. Definition gehört, die zwar recht absurd anmutet, aber dennoch einleuctet. Sie stammt von der bildlichen Verkörperung des amerikanischen Herrn Jedermann, von Homer Simpson aus Springfield. Homer soll in einem Film mitwirken, dafür ist er aber zu dick und muss daher abnehmen. Er bekommt einen Personal Trainer. Bei der ersten Begegnung wehrt er ab, er könne gar nicht abnehmen, er leide nämlich am JoJo-Effekt! Und der gehe so: wenn er zum Beispiel einen Donut sehe, rufe er: Jo, gebt mir den Donut! und: Jo, her mit dem Hamburger, Und: Jo, noch ein Bier..!

So also, geplagt von seinem ganz persönlichen Jo!-Jo!-Effekt gelinge es ihm nie, erfolgreich abzunehmen. Und tatsächlich. Zwar trainiert ihm der Coach mit hartem Sport den Bauch ab und Sixpacks an, aber nach kürzester Zeit schwappt die Wampe wieder über den Kostümrand und Homer treibt die Filmcrew zur Verzweiflung. Sein Schicksal soll(te) uns eine Lehre sein.




16/5  Neulich, an der Kasse

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:02

Meist, wenn man in Eile ist, kommt es zu Verzögerungen. Das war kürzlich der Fall, als ich noch schnell in der Migros etwas besorgen musste. Ich war schon zu spät dran, es ging um einen einzigen Artikel, und so wählte ich die Express-Kasse, bei der ich sicher sein konnte, dass niemand mit einer ganzen Wagenladung und Cash-Card und weiss nicht was für Cumulus-Abrechnungen mich aufhalten würde.

Eine einzige Kundin stand da, ihre wenigen Artikel auf dem Band. Die Kassiererin zog die Waren routiniert über den Scanner – bis sie stutzte. Es machte auch beim zweiten Mal nicht Biip und sie realisierte, dass das Gemüse in dem Plasticsack nicht abgewogen war, dass die Etikette mit dem Code und der Preisangabe fehlte.

Mit einem unhörbaren Seufzer machte sie sich auf den Weg durch das Verkaufslabyrinth in die Gemüseabteilung (nebenbei: ich verstehe nicht, weshalb man für solche Fälle nicht eine spezielle Waage unmittelbar bei den Kassen installiert). Da hatte es mich also wieder einmal erwischt, das Prinzip von der schlimmstmöglichen Wendung, und ich schaute innerlich brummend zu, wie die anderen Schlangen links und rechts zügig vorankamen.

Die Kundin, die durch ihr Nicht-Wägen die Verzögerung verursacht hatte, blickte mich wie entschuldigend an und sagte dann: Jetzt wo wir Zeit haben – sind Sie nicht der Herr von Grünigen? Ich nickte. Sie outete sich als regelmässige Blog-Leserin und verriet mir, dass sie sich meine Texte mit grossem Interesse zu Gemüte führe. Solch öffentliches Lob macht mich immer ein wenig verlegen… und zugleich natürlich auch stolz, denn es belegt doch, dass es da draussen ein Publikum gibt, das ab und zu den innerlichen Gefällt mir-Knopf drückt, und dass ein Teil der Botschaften wahrscheinlich ankommt.

Das Lachen, sagt man, sei der Lohn des Clowns. Auch wenn er keine rote Nase hat.




15/5  Es war einmal…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:02

So fangen bekanntlich Märchen an. Uralt und märchenhaft sind die Phantasien vom „mühelosen“ Abnehmen, ohne dass man seine Ernährung umstellen müsste und ohne dass man sich mit vermehrter Bewegung quälen sollte… Dass dies nicht bloss zeitgeistige Schalmeientöne geschickter Profitmacher und Scharlatane sind, das zeigt ein Blick in die Vergangenheit.

Was wurde nicht früher (schon) alles als Wundermittel gegen zuviele Pfunde angepriesen! Wenn man das Design etwas aktualisieren würde, könnte man direkt meinen, es gehe um aktuelle TV-Werbung. Da sind die Ladies, die in den Rüttelgurten hängen und sich ihre schwabbeligen Wampen durchkneten lassen… – Es gab eine „Adipositas-Seife“, mit der man sich nur regelmässig waschen musste, und schon würden die Kilos nur so weggespült! – Wie der „Spot Fat Reducer“ funktionieren sollte, habe ich nicht herausgekriegt: er sieht mir aus wie ein kleines Hand-Massage-Gerät, mit dem man gezielt einzelnen Pölsterchen zu Leibe rücken könnte… – Ganz apart ist die „Transportable Fett-Schmelz-Sauna“, in die man sich zum Abnehmen legen konnte. – Die Knetmaschine für Bauch und Hinterteil (in die man sich voll angekleidet stellte) könnte aus einer alten Folterkammer stammen, und das richtige Abführmittel („Galle-Bohnen“) sorgte von Innen heraus durch die populäre „Entschlackung“ für strahlende Schönheit. – Dank den modellierenden Stütz-Elementen aus Gummi von Frau Dr. Jeanne Walter liess sich Fett an jeder beliebigen Stelle des Körpers einfach „weg-schwitzen“… – Und der elektrische Impuls-Gurt könnte direkt aus unserer heutigen Zeit stammen.

Es ist frappant, wie die Hoffnung und der Glaube, es gebe bequeme Wege zum Schlanksein all die Jahrzehnte überdauert haben. Und wenn sie nicht gestorben sind, so glauben sie es heute noch…




14/5  Ross und Reiter

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:14

Das ist eine reichlich absurde Debatte, die derzeit in England geführt wird. Die Verantwortlichen einer nationalen Arbeitsgruppe für ein Programm gegen Adipositas schlagen allen Ernstes vor, die Ärzte sollten künftig im Gespräch mit ihren PatientInnen den Fachbegriff Obesity (Adipositas) vermeiden, da er in seiner Direktheit als verletzend empfunden werden könnte.

Man solle lieber von einem gesünderen Gewicht sprechen, das wirke motivierender und wecke keinen Abwehrreflex. Auch in Briefen des Schulaztes an Eltern übergewichtiger Kindes sollten Begriffe wie „Fettsucht“ oder (sinngemäss) „Adipositas“ vermieden werden, um die Kinder nicht zu entmutigen.

Die Verantwortlichen des National Obesity Forum (ein mit unserer Stiftung vergleichbares Netzwerk) halten nichts von dieser sprachlichen Camouflage. Im Gegeneil. Eine wissenschaftlich klare Benennung des medizinischen Befundes schaffe eine neutrale, sachliche Grundlage und schliesse jedes Missverständnis aus.

In unserem Sprachgebrauch gibt es die Redewendung Ross und Reiter benennen. Das bedeutet soviel wie: sagen, worum es in Wirklichkeit geht, nichts beschönigen und nicht um den heissen Brei herum reden. Der britische Sprachenstreit erinnert mich an die sogenannte political correctness, die in den USA zu so absurden Auswüchsen geführt hat wie zur Formel „horizontal herausgefordert“ als Ersatz für den Begriff „dick“! Jede sprachliche Verschleierung führt von der Lösung der Probleme weg und ist alles andere als hilfreich.




13/5  Fett bleibt Fett

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:34

Schlechte Kunde für Schönheitsbewusste. Ein Forscherteam in Brasilien will herausgefunden haben, dass Körperfett, welches aus kosmetischen Gründen abgesaugt wurde, die Tendenz hat, einfach etwas tiefer, im Körperinneren, wieder nachzuwachsen. Denn das Fettgewebe ist nicht bloss ein stiller Energie-Speicher, es führt als sogenannt endokrines Organ ein Eigenleben, produziert Hormone und weitere Substanzen, die aktiv in den Fett- und Zuckerstoffwechsel des Körpers eingreifen.

Einen Hoffnungsschimmer lassen die Studien von Prof. Fabiana Benatti von der San Paulo-Universität: wer sich nach dem Fettabsaugen ausreichen bewegt und sportlich betätigt, bei dem unterbleibt der neuerliche Fett-Nachwuchs.

Dass Fettabsaugen (Liposuction) kein Mittel gegen Übergewicht und Adipositas ist, das hat sich inzwischen einigermassen herumgesprochen. Es ist allenfalls eine – wenn auch mit Risisken behaftete – Hilfe gegen kosmetische Pölsterchen am falschen Ort, wenn es um die Eitelkeit geht… Dass aber ein solcher Eingriff längerfristig gerade einen gegenteiligen Impuls setzen kann und möglicherweise zu einer Zunahme der viszeralen Körperfettes rund um die inneren Organe führt, mit allen negativen Konsequenzen, das ist eine neue Perspektive, vor welcher bisher auch die im Liposuction-Business – und dieses liegt nach wie vor im Trend, auch bei Männern – tätigen Chirurgen nichts gesagt bzw. gewusst haben.

Im Moment beruht die neue Erkenntnis noch auf einer schmalen Versuchs-Basis (36 an sich normalgewichtige Frauen mit „ästhetisch ungünstiger“ Fettverteilung). Es bleiben Resultate grösserer Testreihen abzuwarten, und vor allem dürfte interessant sein, ob diese sinngemäss auch für andere Arten der „Fettzerstörung“ gelten, etwa durch Laser, Wärme oder Schall-Wellen… Und unmissverständlich wird ein weiteres Mal bestätigt: Bewegung ist im Zusammenhang mit der Bildung von Bauchfett ein zentraler Faktor.




12/5  300 gute Seiten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:16

Vor  mir liegt ein Stapel bedruckter Blätter. Es mögen an die 300 sein, die der Printer ausgespuckt hat. Es ist der offizielle Evaluationsbericht, der zuhanden des Bundesamtes für Gesundheit erstellt worden ist. Er soll Aufschluss darüber geben, wie das Funktionieren des Nationalen Programms Ernährung und Bewegung 2008-2012 in Fachkreisen wahrgenommen und wie dessen Wirken beurteilt wurde.

Vor einem Jahr hatte ich selber im Namen der Organisationen, die wir vertreten, auf die gestellten Fragen Antwort gegeben, nicht wissend, wie sich all die andern Akteure äussern würden, welche in die Erhebung einbezogen waren. Mit einiger Spannung habe ich mich deshalb – zunächst diagonal – durch das Papier gewühlt.

Interessant dabei, zu sehen, was aus den einzelnen Fragestellungen in einer Gesamtschau geworden ist. Die Punkte, die ich ausformuliert hatte, finden sich erkennbar in den Seiten des Berichts wieder. Anerkennung und Zweifel werden von den anderen Konsultierten weitgehend übereinstimmend geteilt.

Im Wissen darum, dass eine solche Beurteilung immer heikel ist, weil Vieles nicht eindeutig messbar bleibt, sondern auf Einschätzungen und Ansichten beruht, sehen wir doch, dass die Berichterstatter eine insgesamt positive Bilanz ziehen, indem sie dem nationalen Programm attestieren, dass es in die richtige Richtung geht, dass es bereits in den vier Jahren seiner Laufzeit konstruktive und nützliche Impulse gesetzt hat. Auch wenn es künftig noch Manches zu verbessern gilt.

Diese Qintessenz hat schliesslich den Bundesrat auch bewogen, das Programm – neben zwei anderen betreffend Tabak- und Alkoholkonsum – um weitere vier Jahre zu verlängern. Die Aufbauarbeit ist getan, jetzt kann man sich an die konkrete Umsetzung und Realisierung machen.




11/5  Essen funktioniert

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:38

Man kennt es unter dem Begriff Functional Food. Es sind Lebensmittel, denen ein Stoff zugefügt wurde, der beim Konsumenten eine Wirkung auslöst, welche das Lebensmittel als solches nicht hätte. In den meisten Fällen geht es um eine positive Wirkung auf die Gesundheit und/oder das Wohlbefinden. Als der Begriff vor Jahrzehnten aufkam, setzte ein richtiger Boom ein, man – die Lebensmittelindustrie – versprach sich davon ungeahnte Zuwachsraten.

Inzwischen ist der Boom etwas abbgeflacht, denn der Wildwuchs, der auch zu Missbrauch und Täuschung geführt hatte, musste durch entsprechende Gesetze und Verordnungen verhindert oder doch eingedämmt werden. Heute erlässt die EU nach strengsten Richtlinien Zulassungen. Anpreisende Aussagen, die eine „Heilung“ im Krankheitsfall versprechen, sind schlicht verboten. Aber natürlich wird alles unternommen, um mit innovativen Lösungen die Grenzen der Gesetzgebung auszuloten.

Dieser Thematik galt heute eine Tagung des Ernährungs-Netzwerks nutrinet.ch, bei der es nicht nur um die Sicht des Gesetzgebers und der Anbieter ging, sondern auch um den Standpunkt der Verbraucher, deren Erwartungen und Einstellungen wissenschaftlich untersucht wurden. Ein interessantes Resultat solcher Forschung ist z.B. die Feststellung, dass Leute, die regelmässig Fnctional Food mit erhoffter positiver Wirkung auf die Gesundheit zu sich nehmen, damit bewusst oder unbewusst ihren sonstigen, nicht so gesundheitsförderlichen Lebensstil zu kompensieren versuchen… – Functional Food also gewissermassen als Feigenblatt für ungesunde Lebensweise?

Die Zukunft – da waren sich die Experten einig – gehört nicht einem gesunden Wunder-Produkt, das die breite Masse ansprechen würde, sondern sie gehört massgeschneiderten Angeboten, die präzise abgestimmt sind auf individuelle Krankheits- oder Befindlichkeitsbilder. Ob dafür allerdings der freie Markt eine Rendite garantiert, das ist eine andere Frage.